Dorfmoderation hat begonnen
Dorfmoderation hat begonnen: Kempenicher sammeln Ideen für ihren Ort
Der Lake Lupo, zwischen der Ortslage und dem Gewerbegebiet gelegen und als eine besondere Attraktion bewertet, ist das ganze Jahr über ein beliebtes Plätzchen und Fotomotiv. Foto: Hans-Josef Schneider
Hans-Josef Schneider

Kempenich. Dorfmoderation soll eine intensive Informations-, Bildungs- und Beratungsarbeit sein, um eine aktive Bürgerbeteiligung zu erreichen und den Dorferneuungsgedanken nachhaltig im Ort zu verankern. Das galt schon 1998/99, als in Kempenich erstmals eine solche Moderation stattfand, die zu deutlichen Veränderungen im Erscheinungsbild und Leben des Dorfes mit seinen rund 1900 Einwohnern geführt hat.

Jetzt ist es aber an der Zeit, das damalige Konzept zu aktualisieren und den veränderten Gegebenheiten anzupassen. Eigentlich hätte es schon viel früher losgehen sollen, denn der Antrag auf Gewährung einer Förderung für Dorfmoderation und die Fortschreibung des Dorferneuerungskonzepts wurde bereits Ende 2020 bewilligt. Aber die Corona-Pandemie mit ihren Einschränkungen hatte dazwischengegrätscht. Da sich die Situation mittlerweile wieder entspannt hat, konnte nun der Startschuss gegeben werden.

Wenig zu meckern

Zur Auftaktveranstaltung waren rund 30 Einwohner in die Leyberghalle gekommen. Per Blitzanalyse wurden im Ort vorhandene Stärken und Schwächen herausgearbeitet. Dabei stellte Christiane Hicking, die auch schon vor mehr als zwei Jahrzehnten die Moderation übernommen hatte, mit Erstaunen fest, dass die Teilnehmer vieles als positiv befanden und nur wenige Schwachstellen benannten. Zufriedenheit herrscht zum Beispiel darüber, dass die Gemeinde gut aufgestellt ist, was das Einkaufen, die ärztliche Versorgung, die frühkindlichen Bildungseinrichtungen, die Verkehrsanbindung und die Arbeitsplätze angeht.
Metzger und Bäcker sind im Ort, es gibt zwei Bankniederlassungen, ein Seniorenzentrum, eine Postfiliale und ein aktives Vereinsleben, das zahlreiche Möglichkeiten der Freizeitgestaltung bietet. Abgerundet wurde die Bestandsaufnahme mit dem Hinweis auf das Freizeitbad, das sich, wie es hieß, sehr positiv auf den Naherholungswert innerhalb der Region auswirke.

Viele Sachen auf der Wunschliste

Zu meckern gab es wenig. Erwähnung fanden die Probleme bei der Ausweisung von Neubaugebieten, die weiter schrumpfende gastronomische Versorgung, der schlechte Zustand vieler Ortsstraßen, die Parkplatzsituation und das als zu gering empfundene Freizeitangebot für Jugendliche. Die Kinder, die wenige Tage später bei einer Fotosafari auf Entdeckungsreise durch ihren Wohnort gingen, vermissen Bänke rund um das Kreuzwäldchen und im Bereich der Leyberghalle, Fahrradständer am Bahnhof, Kletterbäume oder Baumhäuser und eine attraktivere Ausstattung von Spielplätzen. Kritisiert wurden Staus und Gefahren durch Eltern, die ihre Kinder mit dem Auto zur Kita oder Schule bringen.

All das wurde nach Oberbegriffen geordnet und anschließend mit Punkten bewertet. Bei dem Thema Kinder, Jugend, junge Familien und 65 plus stand die Idee eines Mehrgenerationenplatzes ganz oben auf der Liste, gefolgt von der Bildung einer Seniorenarbeitsgruppe und einer überdachten Sitzgruppe auf dem Dorfplatz an der Leyberghalle. Zum Bereich Vereine, Freizeit und Tourismus wünscht man sich mehr Kneipenvielfalt, eine Flowtrailstrecke, ein Konzept für Wanderwege, unter anderem bessere Ausweisung und Unterhaltung, sowie einen Grillplatz im Dorfzentrum. Was die Infrastruktur betrifft, wurde eine Baupflicht für hierzu vorgesehene Grundstücke gefordert. Auf dem Wunschzettel stehen aber auch eine öffentliche Toilette und eine Möglichkeit von betreutem Wohnen. In Sachen Ortsbild wurde insbesondere auf das Problem mit dem Hundekot hingewiesen, zudem gab es die Anregung, die Goldbachhalle abzureißen. Die Einrichtung einer Tauschbörse für Lebensmittel wurde vorgeschlagen, und auch das Thema Starkregen und Hochwasserschutz ist nach der Flutkatastrophe an der Ahr stark in den Fokus gerückt und sollte angegangen werden.

Die Ergebnisse der Kinder, am 1. Oktober ist der Nachwuchs im Ortsteil Engeln unterwegs, werden im entsprechenden Ausschuss der Ortsgemeinde besprochen. Über die Terminierung weiterer Veranstaltungen und Gruppentreffen soll erst in Kürze entschieden werden. Beim Thema Mehrgenerationenplatz schlägt Hicking vor, im kleinen Kreis über mögliche Lösungsansätze zu beraten. „Des Weiteren sollte überlegt werden, wie man mehr Leute zum Mitmachen bewegen kann“, so die Moderatorin.

Von unserem Mitarbeiter Hans-Josef Schneider

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