Jubiläum im Kreis Ahrweiler
Donum vitae steht seit 25 Jahren Schwangeren zur Seite
Seit 2010 ist Andrea Literski-Haag Vorsitzende des Vereins Donum vitae im Kreis Ahrweiler.
Silke Müller

Seit 25 Jahren gibt es im Kreis Ahrweiler die Donum-vitae-Beratungsstelle in Bad Neuenahr-Ahrweiler. Eine wichtige Institution für Schwangere – heute mehr denn je. 

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Für die einen ist Schwangerschaft der Beginn auf dem Weg zum lang ersehnten Wunschkind. Aber es gibt auch die anderen: jene, die sich auf einmal mit Riesenproblemen konfrontiert sehen und sich womöglich gar nicht in der Lage fühlen, ein Kind zu bekommen. Früher stand den Frauen in solchen Situationen unter anderem die katholische Kirche zur Seite. Doch Anfang der 2000er-Jahre zog diese sich aus der Schwangerenkonfliktberatung zurück. Das war die Geburtsstunde des gemeinnützigen Vereins Donum vitae.

Gründung erfolgte am 12. Juni 2000

Am 12. Juni 2000 wurde er im Kreis Ahrweiler gegründet. Heute zählt Donum vitae mehr als 50 Mitglieder. Der Zusammenschluss damals erfolgte, wie Vorsitzende Andrea Literski-Haag berichtet, überraschend schnell. Bürger und Politiker hätten an einem Strang gezogen – durchaus mit christlichem Hintergrund. Aber vor allem sei es darum gegangen, diese Frauen nicht allein zu lassen. „Das war diese besondere Situation: Ich muss diese Menschen auffangen“, umreißt Andrea Literski-Haag die damaligen Beweggründe, den Verein ins Leben zu rufen.

Das ist 25 Jahre her. Und auch heute noch ist Donum vitae genauso wichtig wie damals. Um die 100 Frauen pro Jahr aus dem gesamten Kreis Ahrweiler kommen der Vorsitzenden zufolge im Durchschnitt zur allgemeinen Schwangerenberatung – genauso viele nehmen pro Jahr die Schwangerenkonfliktberatung in den Räumlichkeiten des Vereins in der Rotweinstraße 7-9 in Bad Neuenahr-Ahrweiler wahr. Und auch hier spielt die Flutkatastrophe vom Juli 2021 immer noch eine tragende Rolle. „Seitdem haben wir eine sichtbare Steigerung in der Schwangerenkonfliktberatung. Die Belastung der Frauen ist flutbedingt enorm hoch“, weiß Andrea Literski-Haag.

„Die Beratung ist immer ergebnisoffen.“
Die Vereinsvorsitzende Andrea Literski-Haag

Aber auch andere Gründe – etwa der Krieg in der Ukraine und die damit für viele gefühlte politische Instabilität – haben zur Folge, dass die Schwangeren auf das Beratungsangebot zurückgreifen. Eben alles, was das gewohnte Leben durcheinanderbringt. Die eigene finanzielle Situation oder die fehlende Unterstützung des Partners beziehungsweise der Familie sind weitere Beweggründe der Frauen, sich an Donum vitae zu wenden. Und dann sind da auch noch die individuellen Lebensumstände, etwa schon viele Kinder zu haben und das Gefühl, das Großziehen eines weiteren nicht mehr stemmen zu können.

„Die Beratung selbst ist immer ergebnisoffen“, betont die Vorsitzende und verweist darauf, dass der Paragraf 2018 des Strafgesetzbuches – also der Schwangerschaftsabbruch – eine solche Beratung vorschreibt. Es sei aber nicht das Ziel, die Ratsuchenden von der eigenen Einstellung zu überzeugen, sondern vielmehr Hilfen aufzuzeigen und Perspektiven zu nennen. Was die Betroffenen dann letztlich für sich entscheiden, wissen die Beraterinnen von Donum vitae selbst nicht.

Ein Schwangerschaftstest zeigt mit zwei Streifen eine Schwangerschaft an. Aber wie soll es nun weitergehen? Der Verein Donum vitae berät ergebnisoffen.
Hendrik Schmidt. picture alliance/dpa

Die Diplom-Sozialarbeiterinnen und Diplom-Sozialpädagoginnen, die für den Verein tätig sein wollen, müssen zunächst noch eine spezielle Zusatzausbildung bei Donum vitae machen, bevor sie beraten dürfen. Kein Wunder: Denn die Aufgabe ist nicht einfach. „Wir haben folgende Vorgabe: Schwangere tragen werdendes Leben in sich. Die Beratung muss beide Interessen umfassen. Also eine Person mit zwei gegenläufigen Grundrechtsinteressen“, beschreibt Andrea Literski-Haag die kniffelige Ausgangssituation.

„Wir führen einen staatlichen Auftrag aus“, betont sie. Eigene Meinungen oder auch ethnisch religiöse Ansichten seien da stets außen vor. Die Vollzeitstelle in Bad Neuenahr-Ahrweiler ist aktuell mit zwei Teilzeitkräften besetzt. Die Beratung werde von Frauen aller Konfessionen wahrgenommen. „Sie kann zu mehreren Gesprächen führen, muss aber nicht“, so die Vorsitzende und ergänzt: „Aber die Beratung ist auf jeden Fall frauenstärkend, weil sie hilft, die eigene Meinung herauszukristallisieren.“

„Minderjährige haben wir erfreulicherweise nicht so häufig.“
Andrea Literski-Haag

Die Schwangeren, die die Konfliktberatung wahrnehmen, sind Andrea Literski-Haag zufolge zwischen 20 und 40 Jahre alt. „Minderjährige haben wir erfreulicherweise nicht so häufig“, sagt die Vorsitzende. Zur allgemeinen Beratung, bei der es auch um Fragen wie Kindergeld, Trisomie 21 oder Elternzeit gehen kann, kämen 20- bis 50-Jährige. Diese steht übrigens allen Interessierten mit Kindern bis einschließlich dem dritten Lebensjahr offen. Darüber hinaus gehen die Beraterinnen von Donum vitae aber auch in Schulen, um Präventionsarbeit zu leisten. „Für die Jungengruppen haben wir dafür einen jüngeren Mann. Und darüber sind wir sehr glücklich, vor allem, weil er wirklich ein gutes Händchen hat“, berichtet Andrea Literski-Haag.

Die 68-jährige Juristin im Ruhestand aus der Verbandsgemeinde Altenahr ist übrigens seit 2010 Vorsitzende des Vereins. Ihr zur Seite als Stellvertreter stehen der Rechtsanwalt Joachim Titz aus Oberwinter und Guido Orthen, Bürgermeister der Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler. An diesem Mittwoch feiert der Verein sein 25-jähriges Bestehen im Beisein von Cornelia Nattermann, rheinland-pfälzische Landesvorsitzende von Donum Vitae.

Weitere Informationen zum Verein gibt es im Internet unter donumvitae-ahrweiler.de

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