Wiederaufbau: Neuanfang in edlem Ambiente
Die Tradition blüht auf: Bad Neuenahr hat wieder eine Kurschänke
Sie sind stolz, dass die Kurschänke In Bad Neuenahr nach großer Kraftanstrengung wieder geöffnet ist (von links): Günter Kill, Heike Ritter und Wolfgang Steinheuer blicken zuversichtlich in die Zukunft. Foto: Hans-Jürgen Vollrath
Hans-Jürgen Vollrath

Die Patienten der Kliniken Bad Neuenahr sind schon länger wieder zurück. Jetzt gibt es für sie auch wieder einen nahen Treffpunkt.

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Es ist ein Stück Rückkehr in den normalen Alltag der Kliniken Bad Neuenahr und ein Meilenstein im Wiederaufbau: die Eröffnung der Kurschänke by Weinstein. Gleichzeitig steht der Haupteingang der Klinik Kurköln in der Lindenstraße wieder zur Verfügung. Diese traditionsreiche Lokalität ist direkt an die Betriebsstätten der Orthopädischen Fachklinik angeschlossen, wo der Betreiber Günter Kill inzwischen beim Endspurt im Wiederaufbau angekommen ist.

Derzeit seien nur noch 100 der 340 Betten nicht belegt, berichtet Kill von den Fortschritten – Licht am Ende eines langen Tunnels mit vielen Bürokratieabschnitten. Der Wiederaufbau habe ihn viel Kraft gekostet, so der inzwischen 88-jährige Kill.

„Wir erreichen wieder die alte Qualität“

Die Flut hatte sein Lebenswerk zerstört. Das Ziel, als Topadresse im Bereich der Rehabilitation zurückzukommen, habe er nicht aus den Augen verloren. „Wir erreichen wieder die alte Qualität“, so Kill, der von sich sagt, dass ihn der Wiederaufbau an seine Grenzen gebracht habe, auch psychisch.

Die Fachklinik Jülich ging 2023 als erste wieder an den Start. Im Hochhauskomplex der Klinik Kurköln sind inzwischen sechs von zehn Etagen wieder belegt und die Abteilungen des Hauses voll funktionsfähig. Noch in diesem Jahr will man in der achten Etage ankommen. 8,5 Millionen mussten in den Brandschutz investiert werden, bis jetzt aus eigenen Mitteln, wie Kill berichtet.

Hoffen auf Härtefallregelung

Er hofft nun auf eine Härtefallregelung. Das Warten und Hoffen auf Entscheidungen begleitet ihn beim Wiederaufbau der Kliniken, für den er inklusive greifender Härtefallregelung bei der Finanzierung am Ende rund 50 Millionen Euro einkalkuliert.

Umso mehr freute er sich, dass mit der Wiedereröffnung der Kurschänke wieder ein Schritt in die Zukunft getan wurde. Mit Wolfgang Steinheuer hat er einen in der Stadt bekannten Gastronomen gefunden, der all seine Energie in den neuen, schick gestalteten Treffpunkt einbringen will. Gewollt bleibt der Name Kurschänke bestehen. Denn diese hat eine lange Tradition in der Stadt.

Einst beliebter Stützpunkt der Kölner Fans

Es war ein Umschlagplatz für Nachrichten, und hier wurden politische Entscheidungen getroffen. Hier trafen sich Kurdirektor und Kommunalpolitiker. Hier hatten aber auch die Fans des 1. FC Köln und ein Geißbock-Exemplar einen Stützpunkt. Kölsch gibt es weiterhin, aber auch ausgesuchte Weine, mediterrane Leckereien und die legendär belegten Butterbrote.

Wolfgang Steinheuer ist der Gastroszene kein Unbekannter. 30 Jahre hat der das Restaurant im Golfklub geführt, war in der Kreuzstraße in Bad Neuenahr mit einem Weinbistro präsent und war nach der Flutkatastrophe ins Hotel Bethel gewechselt. Seine Leidenschaft für Wein will er nun in der Kurschänke fortführen.

Kliniken mit 110.000 Übernachtungen pro Jahr vor der Flut

Die Kliniken Bad Neuenahr sind anerkannte Fachkliniken für Anschlussrehabilitation (Anschlussheilbehandlung) speziell für Hüft- und Knieendoprothetik, allen Eingriffen am Skelettapparat (Wirbelsäule und Gelenke) sowie der Osteologie (Behandlung von Erkrankungen, die zu Veränderungen am Knochen führen). Es bestehen Verträge mit allen Sozialkostenträgern, wie zum Beispiel Deutsche Rentenversicherung (Bund, Länder, Knappschaft-Bahn-See), Gesetzliche Unfallversicherung und allen gesetzlichen Krankenkassen. Vor der Flut generierten die Kliniken laut Günter Kill pro Jahr 110.000 Übernachtungen bei einer Verweildauer von rund 21 Tagen pro Patient.

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