Der kleine Grafschafter Ortsbezirk Eckendorf hat keine 400 Einwohner. Aber feiern, das können sie dort. Bewiesen haben die Eckendorfer und viele Gäste es am Wochenende. Dort wurde mit fünfjähriger und Corona-bedingter Verspätung die erste urkundliche Erwähnung aus einer Schenkungsurkunde gefeiert. Das war im Jahr 770, aber Eckendorf ist schon viel älter, wie Geschichtskundler im Rahmen des Kommerses am Samstag immer wieder deutlich machten.

Sogar Kaiser Barbarossa besuchte Eckendorf
Chronist Ferdinand Fuchs klärte dort auf, dass Bodendenkmäler bereits eine Besiedlung in der Jungsteinzeit belegen. Auf Luftbildern, die Andreas Schmickler präsentierte, sind mehrere Siedlungsräume zu erkennen. Fünf uralte Höfe hatte Otmar Prothmann auf seinen Erkundungen anhand alter Scherben erkannt, wie er berichtete. Manfred Sieburg aus Fritzdorf erklärte den vielen Besuchern, was hinter der ersten Urkunde, deren Existenz gefeiert wurde, steckt: nämlich eine Schenkung einer Landparzelle an das Kloster Lorch. Seinerzeit wurden alle Besitztümer des Klosters im sogenannten Lorcher Kodex gelistet. Was Sieburg ebenfalls wusste: Selbst Kaiser Barbarossa kam auf seiner Reise zur Krönung nach Eckendorf. Aber nicht nur Barbarossa, sondern sehr viele Menschen. Die große wirtschaftliche Bedeutung der Aachen-Frankfurter Heerstraße, die Eckendorf tangiert, hob Professor Hans-Martin von Gaudecker hervor.

Zum Kommers gab es viele verschiedene Angebote
Der historischen Theorie folgte die Praxis, viele der Kommersgäste zogen zu verschiedenen Angeboten. Der Naturschutzbund lud in die Eckendorfer Auenlandschaft ein, Obstbauer Franz-Josef Schäfer erläuterte die Arbeit in seinen Erdbeerkulturen. Andreas Schmickler führte eine Wanderung über die Krönungsstraße, Ferdinand Fuchs zeigte mehr als 50 Besuchern besondere Gebäude im Ort. Und in der Kirche zeigte Anita Schneider Schätze wie alte Talare, Reliquien oder Kirchensiegel.

Das geschichtliche Eckendorfer Vermächtnis hatte Ortsvorsteher Johannes Jung auf einem USB-Stick verewigt, der zusammen mit einem Gästebuch der Feierlichkeiten, das viele Wünsche für die Zukunft enthält, am Samstagabend in eine Zeitkapsel verpackt und mittels Panzerglasabdeckung von Jennifer Jung und Stefan Müller in einen Findling auf dem Dorfplatz eingelassen wurde. Analog einer Öffnung einer solchen Kapsel jüngst in den USA sollen die Eckendorfer die Kapsel in 100 Jahren öffnen.
Party am Samstagabend
Damit genug der Geschichte: Im Festzelt ging es am Samstagabend rund. Bands aus Bonn, Köln und dem Ahrtal waren der Einladung des Vereins Dorfgemeinschaft Eckendorf gefolgt und gaben sich die Klinke in die Hand. Sie sorgten für eine meist volle Tanzfläche.

Der Sonntag gehörte dann den Eckendorfern, die sich nach kurzer Nacht zum ökumenischen Gottesdienst trafen, ehe am Mittag so ziemlich jeder etwas zu einem großen Büfett betrug, das zum Abschluss der Feiern an einer langen Tafel verspeist wurde. „Das war alles zu viel auf einen Schlag, das müssen wir in den nächsten Jahren mehrfach wiederholen“, war der Tenor unter den Eckendorfern.