Kreisstadt will Uferbereiche so schnell wie möglich wiederherstellen und fordert Wiederaufbauhilfe bei Hochwasserschutz
Die Ahr der Zukunft: Wie können Ufer schnellstmöglich wiederhergestellt werden?
Die Ahr nach der Flutkatastrophe: Zukunftskonzepte für den Fluss hängen eng mit der Planung des Wiederaufbaus zusammen. Foto: dpa/Tom Frey
picture alliance/dpa

Die Flut hat Spuren hinterlassen im Flussbett der Ahr. Die Deformationen an den Uferzonen sind unübersehbar. Wie wird die Ahr in Zukunft aussehen? Was ist hier möglich und was nötig, um einen ausreichenden Hochwasserschutz zu gewährleisten?

Von der Kreisverwaltung Ahrweiler als für den Ahrverlauf zuständige Behörde wurden verschiedene Ingenieurbüros zum Erstellen von Gewässerwiederherstellungskonzepten für die Kommunen entlang der Ahr beauftragt. Auch in Bad Neuenahr-Ahrweiler beginnt jetzt die Arbeit der Experten, von der viele künftige Entscheidungen abhängig sein werden. Die Zeit drängt, und einige wichtige Fragen sind noch offen, wie eine Mitteilung der Verwaltung über den Sachstand an die Stadtratsmitglieder zeigt.

Für den im Stadtgebiet von Bad Neuenahr-Ahrweiler verlaufenden Teil der Ahr wurde der Auftrag an die Dr.-Ing. Rolf-Jürgen Gebler GmbH aus Walzbachtal vergeben. Einen Erörterungstermin mit dem Büro, der Kreisverwaltung und der Stadtverwaltung hat es bereits gegeben. Nach einer Grundlagenermittlung wird das Büro Gebler im Zeitraum eines Jahres ausschließlich Vorschläge ausarbeiten. Konkrete Planungen oder eine hydraulische Betrachtung des Ahrverlaufs werden von dort aus nicht erstellt. Auf Grundlage dieser Vorschläge sollen erst dann umsetzungsfähige Planungen erarbeitet und mit dem Fördergeber, dem Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie und Mobilität (MKUEM), abgestimmt werden.

Stadt drängt auf zügiges Verfahren

Für diese Planungen und deren Umsetzung ist nach Landeswassergesetz die Kreisverwaltung Ahrweiler zuständig. Um die Arbeiten zur Wiederherstellung der Uferbereiche im Stadtgebiet von Bad Neuenahr-Ahrweiler zu beschleunigen, drängt die Stadtverwaltung auf ein zügiges Verfahren. Deshalb soll der Kreis diese Aufgaben über eine Vereinbarung an die Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler übertragen können, sodass von hier aus oder über die Aufbau- und Entwicklungsgesellschaft zeitnah gehandelt werden kann.

Die Planungen sind auch mit den Wasser- und Umweltbehörden sowie dem Fördergeber abzustimmen. „Das MKUEM stimmt zu, dass auf dieser Grundlage die Zuständigkeiten im Förderverfahren berücksichtigt werden. Von der Kreisverwaltung wird eine entsprechende Vereinbarung vorbereitet, die dann in den städtischen Gremien zur Entscheidung vorgelegt wird“, heißt es in der Mitteilung der Stadtverwaltung.

Es gibt noch Abstimmungsbedarf

Nach Ansicht der Verwaltung steht das Einrichten von Retentionsflächen im direkten Zusammenhang mit der Wiederherstellung der Ahruferböschungen, sodass die Planungen für beide Bereiche zeitgleich aufeinander abgestimmt werden müssten. Hier bestehe allerdings noch Abstimmungsbedarf mit dem MKUEM im Hinblick auf die Förderfähigkeit. „Wie uns das MKUEM allgemein zu Hochwasserschutzmaßnahmen mitgeteilt hat, werden hier weder die Planung noch der Bau über die Wiederaufbauhilfe gefördert. Gleiches gilt für Hochwasserschutzmaßnahmen, wie Maßnahmen zur Rückhaltung von Niederschlagswasser aus den landwirtschaftlichen Flächen und den Bachläufen“, so die Informationen der Verwaltung für den Stadtrat.

Die Verwaltung sieht jedoch auch hierin präventive Maßnahmen zum Hochwasserschutz der Ahr, da das anfallende Wasser ausschließlich der Ahr als Vorflut zugeleitet werde. „Da gerade die Unterlieger im Ahrverlauf hiervon profitieren, wie auch das Stadtgebiet bei vergleichbaren Hochwasserschutzmaßnahmen im Oberlauf der Ahr, wird von hier aus eine deutlich über einzelne Kommunen hinaus zu planende Maßnahme gesehen. Hierfür bedarf es aus unserer Sicht einer 100-prozentigen Förderung, da diese Maßnahmen nicht von den einzelnen Kommunen getragen werden können. Dies werden wir bei dem nächsten Gespräch mit betroffenen Kommunen und der Kreisverwaltung anbringen“, kündigt die Stadtverwaltung Bad Neuenahr-Ahrweiler an.

Höherer Grundwasserspiegel und Konfliktstoff in Lohrsdorf

Ein weiteres Problem, über das die Stadtverwaltung den Stadtrat informierte, ist der Grundwasserspiegel. Im Stadtteil Bad Neuenahr habe er sich in dem mit der Ahr kommunizierenden Bereich mit der Flut deutlich angehoben. Im Ergebnis müssten verschiedene Kellergeschosse von privaten Gebäuden noch heute ständig zufließendes Grundwasser abpumpen. Die offenen Fragen sollen bei einen Termin mit der Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord (SGDN) als zuständige Behörde demnächst angesprochen werden.

Konfliktstoff auch in Lohrsdorf: Die Flut hat gerade in Lohrsdorf ein breites und verzweigtes Flussbett gegraben. Die SGDN hat dies zum Anlass genommen, ein Modellprojekt „Hochwasserschutz naturnahe Ahr-auenentwicklung“ anzustoßen und das Gebiet als Naturschutzgebiet auszuweisen. Aus Sicht der Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler hat das eine nur eingeschränkte Entwicklungsmöglichkeit zur Folge, dies auch im Hinblick auf die hier geplante Anbindung der B 266 (Ortsumgehung Lohrsdorf), den hier verlaufenden Ahrtalradwanderweg und eine Erholungsnutzung des Gebietes. Die Verwaltung hat dem Präsidenten der SGDN entsprechend geantwortet. bea

Top-News aus der Region