Ein großes Problem ist: Jeden Tag fahren viel zu viele Lkw durch die Stadt – obwohl es viele von ihnen gar nicht dürfen. Doch die Beschilderung ist nicht eindeutig genug, kritisiert Remagens Polizeichef Ralf Schomisch.
Von Frühjahr 2016 bis Frühjahr 2017 hat der Deutsche Wetterdienst in Bad Breisig die Luftqualität gemessen. Es gab eine Messstation direkt an der B 9 und eine auf der Mönchsheide. Diese Untersuchung findet alle fünf Jahre statt. Werte innerhalb der Norm sind Voraussetzung dafür, dass sich Bad Breisig Heilbad nennen und einen Badtitel führen darf. Für Kurorte gelten bei der Stickstoffdioxidbelastung strengere Richtlinien als für andere Städte.
Die Ergebnisse haben in Verwaltung und Politik für Ernüchterung und auch Alarm gesorgt. An einigen Tagen waren sie in Ordnung, an anderen sehr kritisch. Natürlich waren die Werte direkt an der B 9 schlechter als im Grün der Mönchsheide. Die schlechtesten Werte wurden im Sommer 2016 gemessen, als diverse Baustellen in Bad Breisig für ein monatelanges Verkehrschaos sorgten.
Touristinfo-Leiter Holger Klemm sagt: „Der Badtitel ist deshalb nicht akut in Gefahr.“ Aber klar ist auch: „Wenn die Werte bei der nächsten Messung nicht besser sind, ist das ein Thema, das den Badtitel nicht befördert.“ Er fordert: „Bis dahin sollten Maßnahmen durchgeführt werden, damit die Werte besser werden.“
Im Investitionsentwurf des Haushalts für 2018 sind 3000 Euro für ein erneutes Luftgutachten vorgesehen. Als Standort ist ein Platz am Rhein im Gespräch – als Mittelweg zwischen den Extremen B 9 und Mönchsheide. Zudem halten sich Touristen hauptsächlich an der Rheinpromenade auf. Mit diesem Gutachten, so die Hoffnung, lässt sich neuer Druck aufbauen, um die extreme Belastung zu reduzieren und die Verkehrssituation auch klar zu definieren.
Denn derzeit sind sie auch bei der Polizei in Remagen unsicher, wie die Beschilderung zu deuten ist. Aus Richtung Koblenz gibt es in Brohl ein erstes Verkehrsschild, das Lkw mit mehr als 7,5 Tonnen über die B 412 ins Brohltal und dort auf die A 61 lenken soll. Aber, sagt Polizei-Dienststellenleiter Schomisch, das „ist mehr als strittig. Denn die B 412 ist nicht für Lkw ausgelegt.“ Die Belastung würde auf Brohl und Burgbrohl verlagert.
Zudem gibt es für Anlieger eine Ausnahme. Wobei auch dieser Begriff nicht eindeutig definiert sei. Sind mit Anliegern Firmen im Bad Breisiger Gewerbegebiet Goldene Meile gemeint? Auch Zulieferer? Was ist mit Firmen in Sinzig und Remagen? Wieder andere Lkw haben eine andere Ausnahmegenehmigung.
Aus Richtung Koblenz gibt es vor Bad Breisig ein zweites Verbotsschild, das dem ersten gleicht. Wer das in Brohl missachtet oder nicht gesehen hat, müsste also hier drehen – was natürlich keiner macht.
Aus Richtung Remagen gibt es ebenfalls ein Verkehrsschild für Lkw. „Aber das hält rechtlichen Überprüfungen nicht stand“, meint Schomisch. In den vergangenen Monaten haben seine Beamten – trotz der unklaren Rechtslage – drei Kontrollen in nördlicher Richtung durchgeführt. Wer unrechtmäßig durch Bad Breisig fuhr, musste 75 Euro zahlen. Für den überörtlichen Verkehr gibt es laut Schomisch keinen Grund, von A 61 oder A 3 ab- und durch das Rheintal zu fahren. Für alle anderen aber gebe es keine wirkliche Alternative.