Der CD-Player verweigert seinen Dienst, der Staubsauger tut es nicht mehr, die Lampe will partout nicht leuchten, oder die Kaffeemaschine macht außer seltsamen Geräuschen ansonsten nichts? Da kommen die Spezialisten des Reptreffs, des Reparaturcafés im Mehrgenerationenhaus (MGH) in der Kreisstadt zum Einsatz. Zweimal im Monat, jeden zweiten und vierten Montag trifft sich dort eine Runde von technikaffinen Tüftlern, denen es eine Freude ist, dem widerspenstigen Kleingerät auf die Sprünge zu helfen, den Fehler zu suchen und im besten Fall zu beheben.
Kaffeevollautomaten werden nicht mehr repariert
Repariert wird fast alles, was getragen werden kann. Nicht nur Radios, Staubsauger, Kaffeemaschinen, Toaster, Fön, Modelleisenbahnen, CD-Player, Videorecorder, Fernlenkautos und Spielzeug werden wieder zu neuem Leben erweckt, sondern auch mechanische Kleingeräte wie Heckenscheren, Nähmaschinen und Waagen. Staubsauger und Gartengeräte können nur gereinigt angenommen werden. „Wir haben es allerdings aufgegeben, Kaffeevollautomaten oder auch Drucker reparieren zu wollen, da ist die Erfolgsquote zu gering“, erklärt Frank Kühnel, der den Reptreff im Januar 2020 ins Leben rief, als er mit seiner Ehefrau Bad Neuenahr-Ahrweiler zur Wahlheimat erkoren hatte. Zuvor hatte er bereits ein Reparaturcafé in Hilden mit aufgebaut. Der studierte Betriebswirtschaftler hatte 40 Jahre lang neben seinem Führungsjob in einem Industriekonzern ein Fachunternehmen für Radio, TV, Telefon und Antennenbau geführt und inspiriert durch seinen Vater, ein Elektro- und Maschinenbauingenieur, immer schon ein Faible für Technik. „Durch meinen angeborenen Pragmatismus muss ich alles, was kaputt ist, heile machen. Also nicht verzagen, Reptreff fragen“, sagt Kühnel lächelnd. Schränkt aber ein: Aus praktischen und rechtlichen Gründen können in einem Reparatur-Treff Großgeräte wie etwa Kühlschränke, Waschmaschinen, große Hochdruckreiniger oder Stromgeneratoren nicht repariert werden. Auch Hausbesuche sind nicht möglich.
Was der eine nicht weiß, weiß der andere. Es gibt Theoretiker und Praktiker oder beides. Das ist anders hier als in der Industrie, wo der eine den anderen als Konkurrenten ansieht.
Frank Kühnel vom Reptreff
Glücklich ist Kühnel über die bunte Truppe der ehrenamtlichen Helfer, denen es ebenso wie ihm einfach Spaß macht, wenn sie wieder etwas zum Laufen bringen. So gehören zu dem Klübchen der Goldschmiede- und Uhrmachermeister Helmut Reidenbach, Büromaschinenmechaniker Edgar Laux, Elektriker und Experte für Starkstrom Helmut Frielingsdorf, der Mobilfunk-Netzplaner und Funkamateur Hermann-Josef Link, der Physiker Jürgen Knopp und der Service-Techniker für Bürokommunikationsgeräte Ralf Kleinow. Mittlerweile sind die Ehrenamtler untereinander befreundet. Das Brüten über technische Probleme schweißt zusammen. „Was der eine nicht weiß, weiß der andere. Es gibt Theoretiker und Praktiker oder beides. Das ist anders hier als in der Industrie, wo der eine den anderen als Konkurrenten ansieht“, betont Frank Kühnel.
„Ein echter Segen ist für uns auch, dass Helmut (Reidenbach) in seiner Werkstatt auch Gerätschaften und Werkzeug hat, die er für manche Arbeiten des Reptreff zu Hause nutzt“, betont der Tüftler. „Wir hatten auch schon mal einen Hubschrauberpiloten und einen Augenoptiker, da sind wir offen. Hauptsache ist, dass jemand Ahnung von Technik hat – Wir suchen immer gern auch Verstärkung und würden uns freuen, wenn sich auch mal Frauen, die ein Händchen für derartige Reparaturen haben, zu uns gesellen“, wirbt Kühnel.
Mit dem Treff sind viele Erinnerungen verknüpft
Für die Eigentümer der defekten Geräte wird es während der Wartezeit nicht langweilig. Neben dem spannenden Beobachten der Reparaturarbeiten, die seit der Flutkatastrophe im Ahrtal in Containern vor dem MGH angeboten werden, haben sie Gelegenheit, im Mehrgenerationenhaus die Cafeteria zu besuchen. Zwischen fünf und 25 Besucher nehmen den kostenlosen Service des Reptreff in Anspruch und bedanken sich bei den Helfern mit einer Spende. „Es kann sehr schnell gehen. Die Arbeiten dauern in der Regel zwischen einer halben und eineinhalb Stunden. In 80 Prozent der Fälle geht es um Kleinigkeiten, etwa wenn ein Kabelbruch vorliegt oder ein Schalter defekt ist“, erklärt Helmut Reidenbach. Viele Menschen würden ihren Staubsauger oder andere Gerätschaften einfach wegwerfen, wenn sie es nicht mehr tun. „Aber das ist eben auch vermeidbar, wir haben zudem seit unserer Gründung geschätzt acht Tonnen CO2 eingespart“, ergänzt Kühnel.

Neues Repaircafé geht in Antweiler an den Start
Das Repaircafé Oberes Ahrtal ist am Wochenende in Antweiler an den Start gegangen. Rund 30 kaputte Geräte konnten bei der ersten Zusammenkunft bearbeitet werden. Retten ließ sich allerdings nicht jedes Teil.
Gerne erinnert er sich an besonders nette Momente, die er und seine „Kollegen“ beim Reptreff erleben durften. So hatte eine Dame ihre 45 Jahre alte Singer-Nähmaschine mitgebracht, und ich habe ihr die Adresse des Herstellers vermittelt, bei der sie das benötigte Ersatzteil besorgen konnte, als die Maschine wieder lief, sind ihr vor Rührung die Tränen gelaufen und bei uns schließlich auch“, erinnert sich Kühnel gern. Auch der Freudentanz eines Kindes, nachdem dessen Weihnachtskarussell sich wieder drehte und Musik machte, bleibt ihm unvergessen. Für Reidenbach war eines seiner Highlights eine Walt-Disney-Spieluhr aus den 1950er-Jahren. Ihr Besitzer hatte sie aus dem Flutdreck nach der Ahrkatastrophe gezogen. „Ich habe sie in alle Einzelteile zerlegt, im Ultraschallbad gereinigt, und als sie wieder funktionierte, war ich selbst stolz drauf, das hat mir wirklich Spaß gemacht“, erzählt Helmut Reidenbach. Manche Erlebnisse bringen die Ehrenamtler auch zum Schmunzeln. Etwa wenn sie an die Verzweiflung einer Dame denken, weil ihr Thermomix nicht mehr kochen wollte. „Der war aber nicht kaputt, sondern komplett verdreckt, die Frau fragte uns allen Ernstes, ob man den auch sauber machen muss, und dann wäre da noch eine Kundin gewesen, der wir gern erklärten, dass ihr CD-Player nur dann läuft, wenn man den Ein-/Aus-Schalter betätigt“, so Kühnel.

Ersatzteilbeschaffung ist schwierig
Die Qualität betagter Geräte steht bei den Akteuren des Reptreffs hoch im Kurs. „Die neueren und modernen Geräte haben doch echte Schwächen, da Gewinnoptimierung häufig an erster Stelle steht. Das durchzieht das gesamte Sortiment und kommt leider auch bei guten Firmen und Manufakturen vor“, stellt Reidenbach fest. Da kann Kühnel nur zustimmen: „Auch wurden früher hochwertigere Kunststoffe verbaut, die man auch heute noch nach vielen Jahren bis zu einem gewissen Grad biegen kann, bei neueren bricht da schnell was ab, wenn die Weichmacher raus sind.“
Manches Mal sei es so, dass es gar keine Ersatzteile mehr gibt oder dass Schrauben so versteckt sind und es bewusst erschwert würde, mit einem Schraubenzieher an sie heranzukommen. „Wir hatten einmal Riesenprobleme bei einer Heißluftfritteuse, eine bestimmte Schraube zu finden – nachdem ich den Hersteller kontaktiert und auch erklärt hatte, dass wir eine soziale Organisation sind, bekam ich nur die Auskunft, dass ihm das egal sei und es schlicht keine Informationen gäbe“, ärgert sich Kühnel noch im Nachhinein. Die Schraube wurde dann aber in Gemeinschaftsarbeit doch noch gefunden. Ein Glück sei es da schon, dass eine neue EU-Vorschrift besagt, dass alle neuen Elektrogeräte reparabel sein müssen. Die neue Verordnung tritt ab 2026 in Kraft.
Der Reparatur-Treff wird von der katholischen Familienbildungsstätte Bad Neuenahr-Ahrweiler, dem SeniorenNetzWerk Bad Neuenahr-Ahrweiler und dem Haus der Familie/Mehrgenerationenhaus in Bad Neuenahr unterstützt. Ansprechpartner ist Frank Kühnel, Telefon 02641/3966875, E-Mail reptreff-neuenahr@gmx.de, Infos gibt es auch im Internet unter https://newcms.seniorennetzwerk-bna.de/reparatur-treff/
Die nächsten Termine: 14. April, 28. April, 12. Mai, 26. Mai, 23. Juni, 25. August, 8. September, 22. September, 13. Oktober, 27. Oktober, 10. November, 24. November, und 8. Dezember jeweils von 16 bis 18 Uhr