Sehr gut besucht war die Veranstaltung des Rotary Clubs Adenau. Vor vollbesetzter Erlöserkirche in Adenau begrüßte Matthias Kötting, Präsident des Rotary Clubs Adenau-Nürburgring die Gäste, unter ihnen zahlreiche Konfirmanden und Schüler des Adenauer Gymnasiums, das den Namen des von den Nationalsozialisten ermordeten Politikers, Juristen und katholischen Widerstandskämpfers trägt. Der stellvertretende Schulleiter des EKG, Peter Reinhardt, war unter den Gästen, selbstverständlich zahlreiche Rotarier.
Kötting ging auf die Wertewelt von Rotary (RC) ein, nannte die Zahl von weltweit 1,4 Millionen Mitgliedern, die im rotarischen Geist die Welt etwas besser machen wollen. Rotary engagiere sich für soziale, kulturelle Werte. Integrität und Dienstbereitschaft ebenso wie Führungsverantwortung zeichneten die Vereinigung aus, RC rege zum Ideenaustausch an, befürworte die demokratischen Grundwerte, helfe mit finanzieller Unterstützung bei ausgewählten Projekten. Mit dem Erlös der Veranstaltung aus Spendengeldern wird eine Bildungsfahrt der Schüler der achten und neunten Klassen des Erich-Klausener-Gymnasiums sowie der Konfirmanden ins Haus der Geschichte nach Bonn finanziert.
Verheerende Folgen
„Wie schnell eine Demokratie in Gefahr geraten kann, zeigen die aktuellen Beispiele, Autokraten verbreiten seit einigen Jahren in vielen Staaten ihr Gedankengut. Rechtsextremismus, Ausländerfeindlichkeit sind im Begriff die bisherigen Werte zu verdrängen, die Unzufriedenheit von Menschen mit ihrer sozialen Lage wird global schamlos ausgenutzt. ,Einfache Lösungen’ werden verheißen, der Wert von Menschenrechten infrage gestellt. Die Folgen werden möglicherweise verheerend sein“, hieß es in der Betrachtung.
Referentin Rita Römer-Moch, die am Erich-Klausener-Gymnasium ihr Abitur gemacht und als Rechtsanwältin in Wesseling arbeitet, ist ihrem Geburtsort Aremberg sehr verbunden und engagiert sich dort. Sie hat sich aus Anlass des 90. Todestages von Erich Klausener intensiv mit seiner Biografie und seinen Wertevorstellungen beschäftigt, hat hierzu Beiträge geschrieben, sich an den Feierlichkeiten in Berlin und Recklinghausen beteiligt. Das Lebenswerk Klauseners wird unter anderem vom Freundeskreis Erich Klausener in Berlin gepflegt. Der Vorsitzende Werner Sygnecki war eigens aus Berlin zur Veranstaltung nach Adenau gekommen, wurde herzlich begrüßt und zeigte sich von dem lebhaften Interesse der zahlreichen Teilnehmer, insbesondere auch der vielen jungen Leute, beeindruckt. Auch der ehemalige Stadtbürgermeister Arnold Hoffmann war Gast, er hatte die Adenauer Delegation zu den Festakten in Berlin 2024 begleitet. Bei den Feierlichkeiten waren Politiker, etwa der ehemalige Bundestagspräsident Wolfgang Thierse und mehrere geistliche Würdenträger, so Erzbischof Heiner Koch, auch der Apostolische Nuntius Erzbischof Nikolas Eterović zugegen.
Als „sozialer Landrat“ bekannt
Erich Klausener war von 1917 bis 1919, knapp zwei Jahre Landrat in Adenau, setzte sich für den Bau des Nürburgrings in der damals sehr armen Eifel ein. Der Bau war nicht zuletzt eine Arbeitsbeschaffung für die Bevölkerung. Klausener war sozial eingestellt. Sein Wirken war unerschrocken, an den Menschen orientiert, dies brachte ihm die Wertung als „Sozialer Landrat“ ein. Er war zudem engagierter Katholik. Seine unmissverständlichen Warnungen vor dem nationalsozialistischen Unrecht waren dem Regime ein Dorn im Auge. Er selbst stand als Beamter im Zwiespalt von Gehorsam gegenüber dem Staat und dem eigenen Gewissen. Sein Blick galt der Verantwortung des Christen in Gesellschaft und Staat, er entschied sich nach seinem Gewissen.
In seiner, leider nicht schriftlich überlieferten, leidenschaftlichen Rede beim 32. Märkischen Katholikentag in Berlin-Hoppegarten am 24. Juni 1934 mit 60.000 Teilnehmern ging er die Machthaber deutlich und unmissverständlich an. Die Rede bedeutete sein Todesurteil, das nur sechs Tage später in seinem Arbeitszimmer im Ministerium in Berlin heimtückisch vollzogen wurde. Infamer Weise sollte sein Tod als Selbstmord dargestellt werden, es gelang seiner Familie, dies zu widerlegen. Klauseners Urne wurde in der Gedenkkirche Maria Regina Martyrum beigesetzt. Erich Klausener wurde 1999 als Glaubenszeuge in das Martyrologium des 20. Jahrhunderts aufgenommen. Es gibt Bestrebungen, den Ermordeten selig zu sprechen.
Der Todesschütze, dem im Jahre 1951 der Prozess gemacht wurde, berief sich auf Befehlsnotstand, er wurde zu 15 Jahren Zuchthaus verurteilt.
Beleidigungen und Polemik ersetzen Argumente
In Beispielen, an die diesjährigen Konfirmanden gerichtet, stellte als weitere Referentin Pfarrerin Rössling-Marenbach vor, wie Menschen manipuliert werden könnten, wie leicht es sei, sie im Sinne etwa von Autokraten einzuschüchtern und gefügig zu machen. Dies gelinge auf breiter Front insbesondere dann, wenn starke innenpolitische Spannungen vorhanden sind. Schuldige würden gesucht. Die Pfarrerin schilderte die Entstehung von Faschismus, seinen neuzeitlichen Formen. Mit dem Erstarken von radikalen und extremistischen Bewegungen gehe oft der Versuch einher, angeblich sinnstiftende Weltanschauungen zu etablieren. Sie zitierte Wendungen wie „Wir machen unser Land wieder groß“, „Deutschland den Deutschen“ und weitere. „Eine Debatte wird nicht von dem gewonnen, der die besseren Argumente hat“, führte sie aus. Beleidigungen und Polemik ersetzen Argumente, es gibt eine abrufbereite Pauschalabrechnung mit dem „System“. Durch die fortgesetzte Delegitimierung des politischen Gegners und die Einschränkung des politischen Debattenraumes ergibt sich bedauerlicherweise bewusst ein unvermeidlicher gefährlicher Gewöhnungseffekt, so die Referentin.
„Habe Mut, Dich deines eigenen Verstandes zu bedienen“, heißt es bei Immanuel Kant, es waren Worte als Leitspruch der Aufklärung, so zitierte die Pfarrerin. Können die Worte uns helfen, auch heute Gefahren zu erkennen und ihnen mit Mut zu begegnen? „Unsere Demokratie mag nicht vollkommen sein, ja, aber es gibt bislang nirgendwo eine bessere, also sollten wir sie mit allen Kräften gemeinsam verteidigen und für die Zukunft stärken.“