Hohenleimbach – Das leidenschaftliche Plädoyer für das Projekt Niederwald, das Wildmeister Hans-Joachim Duderstaedt in Hohenleimbach vorstellte, fand bei Jägern, Forstleuten und Waldbesitzern offene Ohren.
In dem von ihm geleiteten Testrevier der Deutschen Jagdzeitung im Bereich Oberwesel-Damscheid-Wiebelsheim sammelte Duderstaedt Erfahrungen mit dieser historischen Waldnutzungsform und ihrer typischen Vegetation: „Beim großen landschaftlichen Reiz dieser Betriebsart, in der Holzartenzusammensetzung und Holzverwertung, vor allem aber in der biologischen Vielfalt stecken Potenziale, die neben den Waldbesitzern auch Umwelt- und Naturschützer begeistern dürften.“ Für Forsttechniker Markus Bell, der diesen längst überfälligen „runden Tisch“ auf den Weg gebracht hatte, spielt der waldwirtschaftliche Aspekt (gewachsener Brennholzbedarf) eine bedeutende Rolle: „Wenn sich das Projekt für Gemeinden und Privatwaldbesitzer rechnet, ist eher Akzeptanz zu erwarten.“
Die erhoffte Dynamik durch höhere Wirtschaftlichkeit stimmt Duderstaedt optimistisch, dass „künftig größere Niederwaldbestände, die in den hiesigen Steilhängen mehr als 60 Jahre lang keine Axt gesehen haben, auf den Stock gesetzt werden“. Beim Start sollten es schon zehn Hektar pro Revier sein, die Fläche sollte dann jährlich gesteigert werden. „Anfangs ist Geduld gefordert, erst nach drei bis fünf Jahren stellen sich erste Wirkungen ein.“ Verwertbares Holz wird gerückt, Äste und Kronen bleiben liegen fürs Wild, sie vermeiden zudem die Naturverjüngung. Mit solchen Taschen, wie Duderstaedt die bearbeiteten Flächen bezeichnet, werden Äsungs- und Wildruhezonen geschaffen. Auf Dauer könne der Konzentration des Rotwildes entgegengewirkt sowie Schäl- und Verbiss-Schaden reduziert werden.
Mittelfristig und bei ausreichender Vernetzung vieler Flächen trage dies zu einer spürbaren Entspannung des Wald-Wild-Konfliktes bei. „Das Wild findet neue Refugien und Tageinstandszonen und wird somit von attraktiven Waldgebieten abgelenkt.“ Weitere Pluspunkte: Die Anrechnung der erneuerten Niederwaldbestände auf das Ökokonto der Gemeinden und die Schaffung großer Artenvielfalt.
„Bisher sind wir stets in den Anfängen stecken geblieben“, stellte Kreisjagdmeister Joachim Polch fest und forderte „groß ranzugehen und zu klotzen“. Damit hat er Rolf Greif als Chef der Rotwild-Hegegemeinschaft Kesselinger Tal an seiner Seite. „Jetzt müssen wir konkret werden und ein Konzept erarbeiten, wie das Projekt mit einer konzertierten Aktion angeschoben werden kann.“ Jochen Seifert, Ex-Ortsbürgermeister von Kempenich, berichtete von erfolgversprechenden Ansätzen in seiner Gemeinde. Seifert, Greif und August Henn, Ortsbürgermeister von Niederdürenbach, wollen Anschubhilfe leisten, indem sie in den Ortsgemeinden, bei den Jagdgenossenschaften und in den Hegeringen und Hegegemeinschaften informieren und werben. Als flankierende Maßnahme soll eine von Markus Bell vorgeschlagene Exkursion dienen – ins Revier Damscheid oder Forstbach.⋌ (hjs)