Dehoga-Chef Günter Uhl hat eine Wunschliste
Dehoga stellt Wunschliste auf: Was bis zum Start der Gästesaison 2023 im Ahrtal passieren muss
Hans-Jürgen Vollrath

Kreis Ahrweiler. Was muss passieren, damit der Tourismus im Ahrtal wieder in Schwung kommt? Der Dehoga-Kreisverband mit seinem Vorsitzenden Günter Uhl hat sich mit dieser, für die Branche existenziellen Frage beschäftigt. Ergebnis ist eine Wunschliste zur Entwicklung einer touristischen Infrastruktur, die im Jahr 2023 mehr Anreize für Übernachtungsgäste schaffen soll und auch Aufenthalte unter der Woche attraktiver machen soll.

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„Mir liegt daran, dass wir weiterkommen, damit die touristische Destination Ahrtal nicht auf der Strecke bleibt“, so Günther Uhl, Kreisvorsitzender der Dehoga. In Abstimmung mit anderen Akteuren im Tal sei es wichtig ein Gesamtpaket zu schnüren, das Besuchern mit Übernachtung einen Zusatznutzen beschert, heißt es in dem offenen Brief, der auch an Kreisstadtbürgermeister Guido Orthen gegangen ist. Zu den darin formulierten Vorschlägen gehört auch, die Betriebe im Prozess der Wiedereröffnung zu stärken.

Größte Dauerbaustelle in Deutschland

Denn mit einer Situation müssen alle umgehen: Die Kampagne „We AHR open“ läuft vor der Kulisse einer der größten Dauerbaustellen in Deutschland. Zehn Jahre Bautätigkeit – damit rechnet der Dehoga-Chef auch angesichts der bevorstehenden Arbeiten an Kanälen im Stadtgebiet und im Ahrtal. Gleichzeitig müssten sich die Betriebe auf ein verändertes Gästeverhalten einstellen. Mehr Kommunikation über Onlinekanäle, Preisdumping, kürzere Aufenthalte, mehr Spätbucher, höhere Ansprüche an Nachhaltigkeit und Umweltschutz. Alles Herausforderungen, auf die man aus Sicht des Dehoga reagieren sollte.

Gästekarte mit Vorteilen

Konkret drängt Uhl auf eine verlässliche Umsetzung von Maßnahmen mit Verfügbarkeit zum 1. April 2023 – zum Beispiel in Form einer Gästekarte mit umfangreichen Bonusvorteilen. Dazu gehören für ihn ein tägliches Angebot an Baustellen- und Gästeführungen, freier Eintritt in die Spielbank am neuen Standort Bahnhof Bad Neuenahr, eine Ermäßigung für Veranstaltungen im Kurpark sowie ein freier ÖPNV. Da die Ahrtalbahn nur bis Walporzheim fahre, sei ein Schienenersatzverkehr wichtig, ebenso die kostenlose ÖPNV-Nutzung bis Bonn, möglichst bis Köln.

Verbilligte Eintritte sollte es auch für die Museen in Bonn geben sowie Ermäßigungen für die Köln-Düsseldorfer Rheinschifffahrt ab Frühjahr 2023, für die Parkgebühren in Maria Laach, für die Nutzung der Sommerrodelbahn in Altenahr, für Weinproben, für den Eintritt in die Dokumentationsstätte Regierungsbunker, für den E-Bikeverleih und geführte E-Bike-Touren durch das Ahrtal, für Leistungen am Nürburgring, für die Fahrt mit dem Vulkan-Express sowie für den Eintritt ins Phantasialand. Bonusvorteile sollten auch für die Schwimmbäder der Umgebung gelten.

Einen Kümmerer wünscht sich der Dehoga

Auf der Wunschliste des Dehoga-Kreisverbandes steht außerdem ein Kümmerer mit dem Schwerpunkt Einzelhandel und Tourismus, der die relevanten Unternehmen kontaktiert, um zu erfahren, wobei konkret geholfen werden kann. Das Ziel: Prozesse für das jeweilige Unternehmen beschleunigen, Hilfe organisieren und da, wo sie gebraucht wird, an die richtige Adresse vermitteln – beispielsweise an die Wirtschaftsförderung oder die Stadtverwaltung. Die Dynamik des Wiederaufbaus gehört nach Ansicht des Dehoga-Chefs in die Öffentlichkeit. Welche Betriebe stehen vor Eröffnung oder sind bereits offen?

Diese Informationen ließen sich über Storytelling in diversen Formaten und Verteilern verbreiten. Hier sieht Uhl die Marketinggesellschaft und den Ahrtal-Tourismus in der Pflicht, ebenso bei der aktiven Kundenwerbung im Bereich der Tagungsveranstaltern. Die Wirtschaftsförderung sollte sich aktiv um die Wiederbelebung des Einzelhandelsstandorts und das Leerstandsmanagement kümmern. Viele der von ihm eingebrachten Vorschläge seien auch schon auf dem Weg in die Umsetzung, so Uhl, dem auch bewusst ist, dass sich viele Projekte aus diversen Gründen verzögern können. Ihm geht es trotzdem um ein planungssicheres Zeitfenster. „Der Wunschtermin ist für mich der Start in die warme Jahreszeit“, so Uhl.

Herstellung des Ahrufers im Fokus

Zur Stärkung des Gesundheitsstandorts gehört aus Sicht von Uhl die provisorische Herstellung des Ahrufers – auch mit Blick auf bevorstehende Wiedereröffnungstermine. Ein Wunsch, der an die Adresse von Ortsbürgermeistern, Helferorganisationen, Wirtschaftsförderung und Ahrtal-Tourismus gerichtet ist. Sie sollten Betriebe auch im Prozess der Eröffnung unterstützen durch Infrastruktur an mehreren Stellen entlang der Ahr oder in den Orten.

Beispiele: mobile Pop-up-Lodges an markanten Plätzen. Zu den kurzfristigen umsetzbaren Maßnahmen für die Kulisse einer Urlaubsregion gehörten die Beseitigung der groben Schäden am Ahrufer und das Herstellen befestigter, unfallfreier Wege für Spaziergänger und Fahrradfahrer auf beiden Seiten der Ahr sowie die tagesaktuelle Ausschilderung bei Baumaßnahmen. Auch eine erweiterte regionale Produktpalette, zu der Landwirte, Winzer, Metzger, Konditoren oder Künstler beitragen, könnte nach Ansicht von Günter Uhl dazu beitragen, Menschen mithilfe des Ahrtal-Tourismus auf die Kulinarik im Ahrtal aufmerksam zu machen. Die Gäste im Ahrtal muss man laut Uhl an die Hand nehmen. Um sie zu informieren und zu lenken, sei die Entwicklung einer entsprechenden Ahrtal-App der richtige Weg. bea

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