In diesen Tagen jährt sich das Jahrhunderthochwasser zum fünften Mal - Warum man auch jetzt achtsam bleiben sollte
Das große Unwetter an der Ahr und die Lehren daraus: warum man auch jetzt achtsam bleiben sollte
Die Digitalkarte zeigt, welche Regionen besonders von Starkregen gefährdet sind.
KV

Kreis Ahrweiler. Land unter an der Ahr, Wassermassen in der Grafschaft, aus ihren Betten schwellende Bäche vielerorts im Kreis: In diesen Junitagen jähren sich das Jahrhunderthochwasser und das Unwetter, das insbesondere die Grafschaft heimsuchte, zum fünften Mal. Die Schäden sind inzwischen behoben, die Lehren daraus sind nach wie vor aktuell.

Das Jahrhunderthochwasser kommt über Nacht und völlig überraschend. Es ist, als gehe die Welt unter. Die Ahr schwillt am 2. Juni 2016 – auf den Tag genau heute vor fünf Jahren – zu einem reißenden, über die Ufer schießenden Katastrophenfluss an. Sie erreicht mit 3,93 Metern einen bislang noch nie gemessenen Höchststand. Die in Richtung Mündung rollende Hochwasserwelle, genährt von zahlreichen kleinen Bächen, hält Hunderte Rettungskräfte von Feuerwehr, DRK, THW und die Polizei von Müsch bis Sinzig in Atem.

19 Personen müssen von Campingplätzen in Kreuzberg und Altenburg per Hubschrauber aus den Fluten gerettet werden. Insgesamt sind allein in der Verbandsgemeinde Altenahr mehr als 250 Rettungskräfte im Einsatz. Wie durch ein Wunder gibt es keine Schwerverletzten. Dramatische Szenen spielen sich in der Verbandsgemeinde Adenau ab. Das Eifelörtchen Müsch wird in der Nacht komplett von Wassermassen umzingelt. In Kirmuthscheid läuft ein Haus bis zur ersten Etage mit Wasser voll. Zwischen Wirft und Kirmuthscheid retten Helfer Menschen aus ihren in die Fluten geratenen Autos. Auch in der Kreisstadt geht die Angst um. Das Hochwasser erreicht in Bad Neuenahr-Ahrweiler gegen 14 Uhr seinen Scheitelpunkt. Im Bauhof werden kostenlos Sandsäcke verteilt. Sinzig blieb ebenfalls nicht verschont. Im gesamten Stadtgebiet laufen Keller und Tiefgaragen voll.

Schadenshöhe mehr als 20 Millionen Euro

Zwei Tage später, am 4. Juni 2016, trifft es die Grafschaft. Ein verheerendes Unwetter mit Starkregen setzt Teile der Gemeinde unter Wasser und verursacht gewaltige Schäden. Betroffen sind auch die Kreisstadt und Remagen. In Nierendorf droht der Damm eines Rückhaltebeckens zu brechen. Zwar hält er den Wassermassen stand, doch er wird überspült. Die A 61 wird vorübergehend zwischen dem Dreieck Bad Neuenahr und dem Kreuz Meckenheim gesperrt, nachdem Wassermassen über die Felder auf die Fahrbahn geflossen waren. In den Remagener Stadtteilen Unkelbach, Oedingen und Oberwinter kommt es zu teils massiven Überschwemmungen. Am Ende sind mehr als 800 Gebäude im Kreis sowie mehrere Brücken und Hochwasserbecken zum Teil stark beschädigt. Die Schadenshöhe beträgt alles in allem etwa 21,3 Millionen Euro.

Viel in den Hochwasserschutz investiert

Seither ist viel passiert. Hochwasserschutzkonzepte wurden entwickelt und in den Kommunen zum Teil schon umgesetzt. In den Bau von Rückhaltebecken hat allein die Gemeinde Grafschaft bereits Millionensummen investiert; bis zur vollständigen Umsetzung des Konzeptes werden es rund 50 Millionen Euro sein.

Der Kreis Ahrweiler hat nach dem 2016er-Hochwasserereignis rund eine Million Euro in die Renaturierung der Ahr-Uferbereiche in Liers, Kreuzberg, Altenburg und Dernau investiert. Das kommt dem Hochwasserschutz, den Anwohnerinnen und Anwohnern und gleichzeitig der Flora und Fauna zugute. Auch das Naturschutzgroßprojekt „Obere Ahr-Hocheifel“ in der Verbandsgemeinde Adenau setzt Schwerpunkte in der Hochwasserprävention.

Angesichts der anstehenden Gewittersaison weist die Kreisverwaltung darauf hin, dass es wichtig ist, auf mögliche Extremereignisse gut vorbereitet zu sein und entsprechend Selbstvorsorge zu treffen. Denn Feuerwehr und Hilfskräfte seien in derartigen Schadenslagen meist überall gleichzeitig gefordert. Selbstvorsorge kann beispielsweise sein, in Risikogebieten Wasserpumpen und Sandsäcke vorrätig zu haben. Auch das Aufräumen und Höherstellen von Gegenständen im Keller kann das Hab und Gut im Ereignisfall vor Schäden schützen.
Experten raten zudem zum Abschluss einer Elementarschadenversicherung, welche die Wohngebäude- und Hausratversicherungen in der Regel um folgende Elementarrisiken erweitert: Hochwasser und Überschwemmungen, Starkregen, Rückstau, Schneedruck, Lawinen, Erdbeben, Erdrutsch, Erdsenkung und Vulkanausbruch.

Von unserem Redakteur Frieder Bluhm

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