Es hat lange gedauert, doch nun ist die neue Vinothek der Dagernova im Dernauer Ahrweg endlich fertiggestellt, inklusive Terrasse sowie Aufzugs- und Treppenturm. „Schick ist sie geworden“, so die Kommentare der ersten neugierigen Besucher. Dass hier nach der Flut ein architektonisches Glanzstück im Ahrtal entstanden ist, davon konnten sich bei der Wiedereröffnung am Montag rund 60 Ehrengäste aus Politik und Wirtschaft sowie die Kunden selbst überzeugen. Selbst die Deutsche Weinkönigin Charlotte Weihl war mit ihren Prinzessinnen Katharina Gräff und Julia Lambrich der kurzfristigen Einladung gefolgt. Ihre Fotos vom neuen, magischen Weinprobenkeller werden sie wohl schon gepostet haben.
Vier Millionen Euro investiert

Markus Riegeler, dem geschäftsführenden Vorstand der Dagernova, war die Erleichterung anzumerken, denn mit der Vinothek generiert die Genossenschaft einen großen Teil ihrer Umsätze in der Direktvermarktung. „Als ich am 1. August 2024 mein Amt antrat, hieß es noch: Es wird bis Dezember alles fertig sein. Jetzt ist es endlich so weit“, so Riegeler. Vier Millionen Euro wurden von der Genossenschaft in die Zukunft investiert. Riegelers Dank galt bei der Wiedereröffnung auch den Vertretern der Versicherung und der Bank, die mit dazu beigetragen haben, die Finanzierung zu sichern. Zählen konnte er aber auch auf seine Mitarbeiter und die Gemeinde Dernau, die während der Sanierungsphase den Zugang der Gäste zum Restaurant Culinarium im ersten Stock über das Gemeindehaus möglich machte.
Zusammenspiel zwischen Tradition und Moderne

Oliver Swiatek, Riegelers Partner an der Doppelspitze der Dagernova, hat noch die große Baustelle vor Augen, die es vor einem Jahr hier noch gegeben hat. „Jetzt ist es eine Augenweide, ein Zusammenspiel von Tradition und Moderne“, stellte er fest. Bis kurz vor der Eröffnung waren die Handwerker noch in Aktion, die den Masterplan des Architekten Thomas Steinhardt umgesetzt haben. Was Steinhardt im Herbst 2021 angetroffen hat, war eine schwer vom Hochwasser getroffene traditionsreiche Liegenschaft. Die Vinothek und die Lagerräume waren zerstört. „Unser Ansatz war es, das nicht als Katastrophe zu begreifen, sondern als Chance mit dem Ziel, sich neu zu profilieren und die Marke Dagernova für die Zukunft zu stärken“, so Steinhardt. Sein Anspruch: ein authentisches Konzept finden und umsetzen, das typisch ist für die Region. Dabei agierte er konsequent, betrieb auch Bauforschung, orientierte sich an historischen Fotos.

Eingang zu Vinothek wurde verlegt
Wer die neue Vinothek betritt, dem wird zuerst auffallen, dass der Eingang an die Stirnseite des Gebäudes verlegt wurde – dorthin, wo er sich ursprünglich befand und wo nun auch ein platzartiger Treffpunkt entstanden ist, der Vinothek und den Aufgang zur Restaurantterrasse optisch verbindet. Eine Herausforderung war es für den Architekten, einen endlos langen Raum zu kreieren mit einer funktionalen Einrichtung aus massiver Eiche und rohem, geölten und teilweise verzinktem Stahl, der neben der Lagerung auch eine angemessene Präsentation der Weine ermöglicht.

Spiel mit einfachen Materialien
Der fugenlose Betonboden dient gleichzeitig als Leitsystem. Bruchsteinoberflächen wurden vom Putz befreit, Gipskartondecken zurückgebaut. Die neue Raumhöhe mit Heizdecke unterstützt den Gesamtcharakter ebenso wie das raffinierte Beleuchtungskonzept. Stahl, Glas, Holz, Beton und natürlich Ahrgrauwacke – es sind nur wenige sehr einfache Materialien, die die Vinothek in Szene setzen. Das Thema Wein und Weinanbau wird in zeitgemäßer Form mittels interaktiver Displays und Großbildschirmen vermittelt.

Aufzug ist eine Landmarke
Eine neue filigrane Treppenanlage aus Stahl und Glas führt den Besucher auf die neu angelegte Weinterrasse. Eine Pergola mit verschließbaren Lamellen dient als Schutz vor ungünstiger Witterung. Der Erweiterungsbau der Gastronomie bekam für seine Fassade einen Überwurf aus einem Gitterrost-Metallgewebe, der aber weiterhin den Ausblick ins Ahrtal ermöglicht.
Ein Hingucker ist auch der neue Aufzug aus Glas, der weithin sichtbar das Thema Inklusion aufgreift – als Turm, der abends beleuchtet werden kann, aber auch als „Landmarke“ dienen soll, wie Steinhardt ausführt. „Er soll zeigen: Wir sind da“, so Steinhardt. Mit der Vinothek in Dernau bewirbt er sich auch für den Architekturpreis Wein.

Ein Hingucker ist der Weinprobenkeller, der sich auf 40 Metern bis in den Felsen hineinzieht und in dem mit der Ausstellung römischer Funde auch eine Art kleines Museum entstanden ist. „Wir haben hier fünf Kellergewölbe, und wir nutzen sie unterschiedlich – auch als Sektkeller, Lagen- oder Shoppingkeller“, so Riegeler. Der vorher nicht zugängliche Weinprobenkeller soll verstärkt auch für Verkostungen genutzt werden, berichtet Riegeler. „An diesem Standort haben wir den Gästen etwas zu erzählen“, sagt er und hofft, dass der Direktvertrieb jetzt Fahrt aufnimmt.