Es sei keinem aus dem Gewerbe zu verdenken, wenn er mittlerweile irgendwo an der Kasse sitzt, und dann denkt, das geht doch auch, und er zudem an den Wochenenden freihat. Senk stellt auch fest, dass bereits wieder eine Belebung durch den Tourismus erfolgt. Sie könnten etwa in den Weinbergen wandern, da die Winzer wieder einige Aktionen durchführen, und auch wenn im Kurpark etwas los sei, kämen wieder Leute von auswärts.
„Dann kam im März durch die Ukraine-Krise der Einbruch, wir haben unsere Preise anpassen müssen, weil nicht nur die Lebensmittel- sondern auch die Transportkosten deutlich gestiegen sind. 5 Euro für einen Liter Öl ist ja schon deftig, auch Butter ist teurer. So haben wir dann beim Spargelessen eine Crème Fraîche angeboten. Wer Sauce Hollandaise haben wollte, musste eben 2,40 Euro extra zahlen. Wir sehen schon, dass wir die Lichter eher ausmachen, nur einen Gasherd betreiben und im wahren Wortsinn alles auf reduzierter Flamme fahren“, so Linda Kleber.
Corona ist noch nicht vorbei
Die Gastronomin, die mit ihrem Mann nach ihrem überfluteten Betrieb in Ahrweiler gerade erst Ende des vergangenen Jahres wieder neu in Sinzig gestartet ist, beschreibt die Stimmung als nicht besonders gut. „Corona, Flut und jetzt auch noch der Krieg, die Gastronomie ist irgendwie immer betroffen, und wer weiß, ob denen im Herbst wieder einfällt, einen Lockdown zu machen – und Corona ist auch jetzt noch nicht vorbei. Gerade erst habe ich eine Absage von einem Verband bekommen. Wegen Corona hat sich die Gruppe von zwanzig auf neun Personen reduziert“, erklärt die Gastronomin.
Auch hätten sie aufgrund der gestiegenen Betriebskosten ihr Personal von acht auf fünf reduziert. „Essen gehen ist ein Luxus geworden, deshalb sind wir von unserer Gourmetschiene etwas abgewichen und bieten nun auch einfache regionale Gerichte wie Rouladen oder Kotelett an, es muss niemand ein Menü für 60 Euro bestellen.
Zulauf in Remagen spürbar
Nicht bestätigen kann diese Erfahrungen Kristina Zuber, Geschäftsführerin von Schroeders Wacht am Rhein an der Remagener Promenade, an der sich ihr Betrieb seit 16 Jahren hält. Sie verzeichnet weder beim Publikum noch beim Personal einen Rücklauf. „Durch die Ahrflut und aufgrund des Umstands, dass ganz viele Betriebe geschlossen haben und wohl auch nicht mehr öffnen werden, habe ich einen spürbaren Zulauf aus dem Ahrgebiet“, so die Gastronomin.
Hinsichtlich der Preissteigerungen sagt sie: „Eigentlich war das ganz lustig zu beobachten, anfangs habe ich die Preise nämlich gar nicht erhöht, und die Leute haben sich trotzdem beschwert, dass es zu teuer ist, das war wohl psychologisch – mittlerweile musste auch ich die Preise moderat anheben, hier mal 20 Cent, da mal 30 Cent, dort mal einen Euro. Die Kosten haben sich teilweise verdoppelt und verdreifacht, so kosten zehn Liter Öl nun nicht mehr 10, sondern 30 Euro, dann gibt es neuerdings einen Aufschlag von den Lieferfirmen für den Transport.“ Sie glaubt allerdings, dass es für die Gastronomie insgesamt noch schwieriger werden könnte.
Wir steigen jedoch nicht wie manche Kunden im Einzelhandel auf Billigprodukte um, sondern liefern nach wie vor das Beste, auch wenn es aufgrund von Corona-Spätfolgen so ist, dass es einen täglichen Kampf ums Produkt gibt, da die Märkte noch nicht wieder so funktionieren. Einzelne Produkte sind auch aufgrund des Brexits nicht mehr so gut verfügbar wie etwa Fisch aus irischen und britischen Gewässern. In anderen Bereichen haben sich die Preise zwischen 30 und 100 Prozent erhöht. Natürlich schlägt sich dies auch auf die Abgabepreise bei uns nieder. Doch wir haben nicht einen Gast weniger.“
Nach der Flut hätten sich die Gäste erst nicht getraut zu kommen, weil es den Menschen rings rum nicht gut geht. Doch nach einer gewissen Zeit seien sie wieder gekommen. „Der Name Steinheuer funktioniert, durch 38 Jahre Selbstständigkeit sind wir autark, und letztlich geht es darum, dass die Wirtschaft hier vor Ort weitergeht, was dann schließlich allen hier zugutekommt“, so der Sternekoch.