Beim Kriegsausbruch 1914 stand man gerade vor der Ernte. Um die Einbringung derselben zu sichern, wurde von der Behörde die Schließung der Schule bis zum Herbst verfügt. Nach der Wiederaufnahme des Unterrichtes wurde dieser ganz in den Dienst des Krieges gestellt, für den die Kinder großes Interesse hatten. Vor Unterrichtsbeginn fand täglich eine kurze Besprechung der eingegangenen telegrafischen Meldungen der obersten Kriegsleitung statt. Im Geografieunterricht wurden die feindlichen Länder besprochen und auf die Wichtigkeit der Verkehrsmittel, Straßen, Eisenbahnen und Wasserwege für die Mobilmachung und die Versorgung der Riesenheere mit Munition und Nahrung hingewiesen.
Die Absicht der Feinde, die Deutschen auszuhungern, gab Veranlassung, im naturgeschichtlichen Unterricht zu untersuchen, welche Nahrungsmittel ganz oder zum Teil aus dem Ausland bezogen wurden. Die Kinder lernten dadurch, dass mit den Nahrungsmitteln, besonders mit dem Getreide, sparsam umgegangen werden musste, um durchhalten zu können. Um auch ihrerseits dazu beizutragen, verzichteten die Schüler gerne auf das gewohnte Butterbrot während der Unterrichtspause am Vormittag. Diese Art des Unterrichts trug auch im Elternhaus Früchte. „Ich habe hinreichend Beispiele, dass die Kinder zu Hause das in der Schule Gehörte den Eltern und Familienangehörigen ans Herz legten“, schrieb Arens in der Chronik.
Die ganze Fürsorge der Kinder war den Soldaten draußen im Felde zugewandt. In der Mädchenschule strickten fleißige Hände Strümpfe und Pulswärmer für die Soldaten im Schützengraben. „Vor Weihnachten erlaubte ich meinen Schülern, an alle im Felde eine Karte zu schreiben. Wir wünschten ihnen frohe Weihnachten und dankten ihnen, dass sie die Feinde von unserer Heimat ferngehalten haben. Wir schrieben ihnen auch, dass wir für alle in Feindesland täglich beten.“
Manche Rohmaterialien wurden rar, und die Preise für das betreffende Altmaterial gingen bedeutend in die Höhe. Von der Behörde wurde zum Sammeln aufgerufen. Bei den Schulkindern bedurfte es nur eines Hinweises, um sie zu begeistern. Eine Fabrik in der Nähe von Bonn beabsichtigte, mit dem in den hiesigen Wäldern vorkommenden Weidenröschen die Jute zu ersetzen, und bat um Zusendung von getrockneten Pflanzen. Die Kinder brachten daraufhin eine solche Menge Weidenröschen zusammen, dass man sich fragen musste, wo sie dieselben herholten.
Nach der Ernte wurde auf den Getreidefeldern eine Nachlese gehalten und dabei gute Resultate erzielt. Auch die Kempenicher Kinder beteiligten sich mit Eifer daran. Täglich erschienen sie zum Unterricht mit kleineren und größeren Büscheln Ähren, die sie in der schulfreien Zeit gesammelt hatten. Nach dem Dreschen, an dem sich die Jungen der Oberstufe beteiligten, konnte die stattliche Menge von 134 Kilogramm reiner Körner beim Bürgermeisteramt abgeliefert werden, das sie verkaufte und den Erlös dem Vaterländischen Frauenverein überwies zur Verwendung für die Krieger.
Auch die Schulsammlung für Gummisachen hatte ein gutes Ergebnis. Ganz hervorragende Dienste leisteten die Schulkinder bei den Kriegsanleihen, indem sie im Elternhaus als Werber auftraten. Bei der vierten Kriegsanleihe vom 4. bis 22. März 1916 wurde von der Kempenicher Schule ein Kriegssparbuch bei der Kreissparkasse in Adenau angelegt. Die von den Kindern hierauf eingezahlten Beträge erreichten die Gesamtsumme von 1481 Mark. Wiederholt wurde das deutsche Volk aufgefordert, das im Privatbesitz befindliche Gold zur Verstärkung des Goldbestandes der Reichsbank bei den öffentlichen Kassen gegen Papiergeld einzutauschen. Es wurden Goldankaufstellen eingerichtet. Zu ihnen gehörten auch die Schulen, die Schüler wurden erneut Sammler fürs Vaterland.
Die Heidelbeerernte ergab 1916 einen großen Ertrag. Es wurden 30 bis 35 Pfennige für das halbe Kilo bezahlt. Der Händler von Kempenich hatte besonders die Stadt Koblenz mit Beeren zu versorgen. Von ihm wurden 37.500 Kilogramm verschickt, die Sammler erzielten einen Erlös von 26.250 Mark.
Außerdem wurden in diesem Jahr außergewöhnlich viele Beeren von den Familien eingemacht und eingekocht. Mehr als in früheren Jahren beteiligten sich die Schulkinder am Pflücken. Im August gab es ein gemeinsames Pflücken mit dem Ergebnis, dass den schwer verwundeten Kriegern aus Kempenich, Arens, Carpentier und Schmitz je ein Korb voll Beeren geschickt werden konnte.