Feiertag der Tuner und Poser
Carfriday: Auto-Enthusiasten pilgern zum Nürburgring
Für einen Autofahrer aus Thüringen und seine Freunde endet der Karfeitagsausflug in einer technischen Polizeikontrolle am Nürburgring. Sein Luftfahrwerk weist einen Defekt auf. Damit erlischt die Betriebserlaubnis. Der Wagen wird auf einen Abstellplatz der Polizei eskortiert. Der Fahrer will versuchen, den Defekt zu beheben und dann möglichst weiterfahren.
Frank Bugge

Am hohen Feiertag der Tuner und Poser zieht es wieder Tausende Autofans in die Eifel. In langen Staus brauchen sie aber erst mal Geduld, bevor der Spaß losgehen kann.

Blechlawine und lange Staus statt Präsentieren und Posen: Der „Carfriday" als hoher Feiertag der Auto-Enthusiasten aus der Tuner- und Poserszene hat selbst bei schlechtem Wetter mit vormittags anhaltendem Regen und nicht mehr als sechs Grad Tausende vor allem junge Leute mit ihren Fahrzeugen an den Nürburgring gelockt.

Staus ziehen sich durch die Eifel

Auf den Ring-Zufahrtsstraßen wie der B412 von Kempenich und weiter der B258 staute sich der Verkehr am Vormittag sehr lange Zeit. Auslöser war die große Zahl der Besucher, die zum eigentlich unorganisierten Treffen an der legendären Rennstrecke wollten. Für konkrete Stausituationen sorgte dann der Abbiegeverkehr auf die großen Park- und Zuschauerplätze der Nordschleife wie am Brünnchen, am Schwalbenschwanz oder am Pflanzgarten.

Durch den Rückstau wurde der Ring-Boulevard zwischen den beiden Kreiseln zum Nadelöhr. Stehen und warten statt Gesehen werden oder Gas geben und Drauflosdröhnen waren angesagt. Lange Staus bildeten sich zudem auf der Zufahrt zur Nordschleife, die mit den Touristenfahrten für jedermann geöffnet hatte. Als gegen Mittag das Wetter besser wurde, gingen die Staus zurück, und es gab Raum für Posing sowie das Fotografieren und Filmen.

Die Flaniermeile links und rechts erlebte auf dem "Autolaufsteg" vor dem Ring-Werk am Nürburgring zunächst einmal mehrere Stunden nur Stillstand und Stau.
Frank Bugge

„Es ist wie jedes Jahr wieder voll“, zeigt sich Ring-Sprecher Alexander Gerhard doch ein wenig überrascht, dass bereits am regnerisch-kalten Morgen die Staus auf den Anfahrtswegen trotz schlechten Wetters ein großes Publikumsinteresse versprachen.

Die Parkplätze am Ring-Werk und am Ring-Boulevard sind schnell besetzt. Zumeist junge Leute machen sich mit Mütze, Kapuze, Anorak, Rucksack, Verpflegung, Klappstuhl und vielleicht Wolldecke auf, um einen trockenen Platz zu ergattern: unter den Fußgängerbrücken oder drinnen hinter den großen Fenstern des trockenen, warmen Boulevards-Gebäudes, in dem an Imbissständen zudem Tische und Sitzbänke aufgestellt sind.

„Es ist wie jedes Jahr wieder voll.“
Ring-Sprecher Alexander Gerhard

„Es ist wie jedes Jahr", antwortet Daniele aus St. Gallen auf die Frage, warum er um Mitternacht mit seinem Kleintransporter samt Anhänger in der Schweiz losgefahren ist, um morgens am Ring zu sein. Auf dem Anhänger geschützt und verborgen: ein Sportwagen Lotus Emira V6 mit 420 PS. Erst trifft er sich mit Autofreunden in Euskirchen, dann geht es wieder zurück zum Ring.

Etwas abseits bildet sich am Kreisel eine Menschentraube. Junge Männer recken Handys in die Höhe, immer weitere kommen dazu, knipsen und filmen. „Da ist vielleicht das Schaefchen", sagt einer. Im Cockpit zu sehen ist niemand, denn die Scheiben sind angelaufen. Der Sportwagentyp und vor allem das österreichische Kennzeichen ist für Fachleute aber untrügerisch: Es ist Otto Winter, als „OG Schaefchen" einer der einflussreichsten Video-Influencer in Sachen Auto und Tuning. Ohne dass man den Fahrer erkennen kann, fährt der Wagen davon.

Diese Guppe junger Leute hat einen warmen und trockenen Platz an den Fenstern des Ring-Boulevards mit Blick auf den "Laufsteg" gefunden.
Frank Bugge

Dagegen endet zu ihrem Erschrecken die Karfreitagstour von vier jungen Leuten aus Thüringen mit ihrem Audi-S-Kombi in einer Polizeikontrolle. Wie jedes Jahr macht die Polizei ernst, kontrolliert Geschwindigkeiten und die technischen Umbauten. Der Audi hat ein Luftfahrwerk, das aber einen sicherheitsrelevanten Signalton nicht spielt. Betriebserlaubnis erloschen. Keine Weiterfahrt.

Der Audi wird zu einem Sammelparkplatz eskortiert. Da muss der Fahrer sehen, wie es weitergehen kann. Bei einem VW Golf mit den breiten Felgen ist alles in Ordnung. Aber der Fahrer hat keine Warnwesten dabei. Das muss er nachbessern.

„Car-Tastrophe“ am Carfriday

Ausnahmsweise mit dem E-Bike ist angesichts der Stau-Aussichten Axel Bünning zum Ring gekommen. Gemeinsam mit Torsten Adams aus Oberelz arbeitet er schon über 20 Jahre an der Einlass- und Parkkontrolle, jetzt an der zum neuen Fahrerlager.

Wer dort parken will, muss - übrigens zum ersten Mal beim Carfriday 2025 - die für alle Parkplätze obligatorischen 10 Euro Parkgebühr zahlen. Es sei an diesem Karfreitag "mal wieder die Car-Tastrophe", witzelt Bünning, der im nahen Müllenbach wohnt. Noch bis 20 Uhr haben sie Dienst. Zum Feierabend, sind sich beide sicher, dürften die Staus verschwunden sein.

Anhaltender Regen und nicht mal sechs Grad: Die Zuschauer an der Strecke haben dick eingepackt.
Frank Bugge
Nach Einschätzung der Experten, die alle schnell das Handy zücken, ein besonderer Hingucker: Möglicherweise ein Fahrzeug des österreichischen "Auotinfluencers" Otto Winter, in der Szene als "OG Schaefchen" bekannt.
Frank Bugge
Torsten Adams (links) und Axel Bünning sind schon über 24 Jahre als Posten am Nürburgring am Einsatz. In diesem Jahr haben sie zum ersten Mal an der Zufahrt zum Fahrerlager die Parkgebühr von 10 Euro pro Wagen erhoben.
Frank Bugge
Daniele ist in der Nacht aus St. Gallen mit dem Kleintransporrter samt Autoanhänger angereist. Am Nürburing darf sein Lotus Emira V6 auf die Straße.
Frank Bugge
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