Sie ist ein wenig geheimnisumwittert: die Burg Rheineck, am südlichen Ende der Stadt Bad Breisig hoch über dem Rhein gelegen. Das historische Gemäuer ist in Privatbesitz. Und während es aus der Ferne oder von der anderen Rheinseite aus gut zu sehen ist, scheint sich die Burg, je näher man ihr kommt, immer mehr den Blicken zu entziehen. Die Spitze des Bergfrieds und ein kleiner Teil der Fassade ragen hinter hohen Bäumen hervor – mehr nicht. Manchmal weht auch eine große Fahne mit einem Wappen über dem höchsten Burgturm.
Der beste Blick auf die Rheineck lässt sich noch von der Reutersley aus erhaschen. Der benachbarte Bergrücken bietet mehrere Ausblicke auf das Rheintal – über die Burg hinweg, auf die Goldene Meile rheinabwärts und auf das Siebengebirge am Horizont. So lässt sich erahnen, welche Perspektiven sich auch von der Burg aus bieten mögen. Doch wer derzeit dieses Panorama als Burgherr genießt, scheint ein streng gehütetes Geheimnis zu sein – und bleiben zu sollen.
Burg stand bereits mehrfach zum Verkauf
Was klar ist: Kai Krause, ein Softwareentwickler, der Anfang der 1990er-Jahre mit Zusatzprogrammen für eines der führenden Fotobearbeitungsprogramme zu viel Geld gekommen ist, hat die von ihm einmal „Byteburg“ getaufte Immobile verkauft. Das muss um das Jahr 2020 herum passiert sein. Jetziger Besitzer soll eine Immobiliengesellschaft sein. Die Gerüchte und die Spuren führen auf die andere Rheinseite. Der Name „Buccara“ fällt, ein umfangreiches Firmengeflecht mit Sitzen unter anderem in Linz und Bad Honnef, hinter dem wiederum die Firma Birkenstock mit ihrem Geschäftsführer Oliver Reichert steht. Doch es heißt, die meiste Zeit stehe die Burg im Moment leer, nur ein Hausmeister kümmere sich um das Anwesen. Und das hat es in sich.
Im Jahr 2016 tauchte auf einem Immobilienportal schon einmal ein Verkaufsangebot für die Rheineck auf: Auf einem 12 Hektar großen Grundstück biete die Burg um die 1500 Quadratmeter Wohnfläche, liebevoll saniert und mit viel Technik ausgestattet, hieß es damals. 38 Zimmer und zahlreiche Bäder gebe es. Auf Luftbildern lässt sich zudem ein ehemaliger Tennisplatz erkennen. Damals dementierte Kai Krause zunächst aber gleich wieder seine Verkaufsabsicht.
Einst besondere touristische Attraktion
So verschlossen wie heute war die Rheineck allerdings nicht immer. Ein Sessellift führte zwischen 1954 bis in die 1970er Jahre hinein den Berg hinauf. Oben angekommen konnten Touristen den Bergfried mit seiner fantastischen Aussicht erklimmen, ein Museum besuchen oder eine Erfrischung in einem Burgrestaurant genießen. Als 1975 der Immobilienunternehmer Herbert Hillebrand, der wegen der Vielzahl an historischen Gemäuern in seinem Privatbesitz auch als „Burgenkönig“ bezeichnet wurde, die Rheineck kaufte, war es schnell mit dem öffentlichen Zutritt vorbei. Noch heute erinnert ein Schild am Fuß der steilen Auffahrt mit der Aufschrift „Die Burg ist nicht mehr zu besichtigen“ an diese Zeit – und das gilt uneingeschränkt weiter.
Historisch gesehen ist die Rheineck – wie so viele Burgen in der Region – in ihrer heutigen Erscheinung viel jünger, als sie vorgibt. Die erste Erwähnung soll aus dem Jahr 1047 stammen, als die Pfalzgrafen von Salm eine Burg als Schutz zum nördlich angrenzenden Einflussbereich des Erzbistums Köln erbauen ließen. Doch schon einige Jahre später, 1051, wurde sie abgesehen vom Bergfried zerstört.
Wechselhafte Historie
Immer wieder folgten Phasen des Wiederaufbaus auf erneute Zerstörung, entweder durch kriegerische Auseinandersetzungen oder auch einen Brand im Jahr 1785. Erst in den Jahren nach 1832, als Moritz August von Bethmann-Hollweg, Bonner Universitätsprofessor und später preußischer Kulturminister, die Burgruine erworben hatte und mithilfe des Koblenzer Baumeisters Johann Claudius von Lassaulx in Anlehnung an das frühe Mittelalter wieder aufbauen ließ, erhielt die Rheineck annähernd ihr heutiges Aussehen.
Für Holger Klemm, Leiter der Tourist-Information in Bad Breisig, wäre es natürlich ein Traum, wenn die Rheineck eines Tages wieder – wenigstens teilweise – für die Öffentlichkeit zugänglich werden würde. „Da könnte ich mir sehr viele Dinge vorstellen, die sich auf und rund um die Burg veranstalten ließen“, lässt er sich für einen kurzen Moment hinreißen. Aber Signale, die in diese Richtung deuten könnten, habe er auch von den aktuellen Besitzern noch nicht empfangen.
„Ich fürchte, das wird auf absehbare Zeit ein unerfüllter Wunschtraum bleiben. Es sieht so aus, als würde die Rheineck weiterhin für die Öffentlichkeit geschlossen bleiben.“ Damit bleibt Spaziergängern und Wanderern also nur ein wenig aussagekräftiger Blick durch das Burgtor in den Einfahrtsbereich oder der Panoramablick von der etwas höher gelegenen Reutersley aus über die Burg hinweg ins Rheintal.