Bad Neuenahr – Sportlich bestens, organisatorisch am Limit und finanziell auf Altlasten sitzend; so stellte das Präsidium des Frauenfußball-Bundesligisten SC 07 Bad Neuenahr bei der Mitgliederversammlung die aktuelle Situation des Vereins dar. 42 der 355 Mitglieder, die der Versammlung im Medienzentrum des Apollinarisstadions beiwohnten, mussten einiges schlucken. Sie hörten aber auch, dass der Fortbestand des Vereins nicht gefährdet sei.
Präsident Bernd Stemmeler blickte nach neun Monaten im Amt auf eine Zeit mit einem enormem Arbeitsaufwand zurück, um aber auch hoch motiviert festzustellen: „Es hat viel Spaß gemacht, wir haben einiges in Angriff genommen und dabei viel positive Resonanz bei Stadtverwaltung, dem Land und dem Deutschen Fußball Bund erfahren.“ Den Mitgliedern versprach Stemmeler einen offenen und ehrlichen Umgang mit allen Themen und verheimlichte dabei nicht, dass der Verein nicht auf Rosen gebettet sei.
„Es hat viele Personen und viel Zeit gebraucht, den aktuellen Etat zu erstellen“, bat Stemmeler aber auch die Verantwortlichen im Verein darum, sensibel mit Forderungen und Ausgaben umzugehen. Die Ziele der Zukunft werden demnach gerade in einem Konzept mit den Partnern des SC 07 erarbeitet. Ob der SC 07 dann schon bald zum Angriff auf die Spitzenplätze der Frauenfußball-Bundesliga übergehen kann, oder ob es weiterhin um die Präsenz im Mittelfeld der Ersten Liga geht, werden die Ergebnisse der laufenden Gespräche zeigen.
Stemmeler betonte aber auch, dass sich das Präsidium derzeit intensiv mit den vergangenen Jahren beschäftigte. Und da stellten die heute Verantwortlichen einige Versäumnisse bei ihren Vorgängern fest. So habe es von 2006 bis 2009 keine Jahresabschlüsse gegeben, was jetzt nachgeholt wurde und den Verein einen Batzen Geld gekostet habe. Das Präsidium arbeite derzeit alles auf.
Und weil noch nicht alle Fragen geklärt seien, verzichteten die Präsidiumsmitglieder auf die eigene Entlastung. Die Versammlung strich auf Antrag Stemmelers diesen Punkt ebenso von der Tagesordnung, wie die Nachwahl zweier Vorstandsmitglieder, unter anderem für den vakanten Posten des zweiten Vize-Präsidenten. Das soll in der fürs Frühjahr 2011 angekündigten nächsten Mitgliederversammlung nachgeholt werden.
Schatzmeister Oliver Piel legte dann die wenig erbaulichen Zahlen auf den Tisch. Demnach hat der SC 07 Bad Neuenahr in den Jahren 2006 bis 2009 jeweils ein dickes Minus erwirtschaftet, unterm Strich zusammen rund 150 000 Euro, davon mehr als die Hälfte im Jahr 2009. Der Schuldendstand des Bundesligisten beläuft sich derzeit auf von Piel genannte 250 000 bis 300 000 Euro. Und auch das Jahr 2010 werde aller Wahrscheinlichkeit nach einen Verlust bringen.
Um saubere saisonale Zahlen zu erhalten, hat der Verein sein Buchhaltungsjahr nun vom Kalenderjahr auf den Saisonzeitraum 1. Juli bis 30. Juni geändert. „Wir werden künftig nur ausgeben, was wir auch einnehme“, kündigte Piel einen strikten Sparkurs an.
Wesentlich freundlicher gestaltete sich der zweite Versammlungsteil, nämlich der sportliche Rück- und Ausblick. Der Präsident sprach nicht nur die sportlichen Erfolge an, sondern auch die Aktionen, die der SC 07 außerhalb des Spielfeldes unternahm. Öffentliche Auftritte, Elternabende, Sponsorenaktionen kamen ebenso zum Gespräch, wie der Ausrüsterwechsel oder eine Kooperation mit dem Are-Gymnasium.
Stemmeler blickte auch nach vorne. Erwartungsvoll sehe man dem neuen Kunstrasenplatz entgegen. Zudem soll das Clubheim in der Kreuzstraße saniert werden. Und auch die Frauenfußball-Weltmeisterschaft wirft ihre Schatten voraus. Im Vorfeld will Bad Neuenahr eine Nation einladen, die ihre letzten Vorbereitungen auf das Turnier an der Ahr machen soll.