Bürgerversammlung für Heppingen eröffnet Blick in die Zukunft - 1414 Aufbaumaßnahmen und viele Fragen
Bürgerversammlung für Heppingen eröffnet Blick in die Zukunft: 1414 Aufbaumaßnahmen und viele Fragen
Heppingen noch unzerstört wenige Monate vor der Flut. Auf der linken Seite das dann so hart getroffene Neubaugebiet „Landskroner Straße Süd“ und davor in Richtung Ahr die Trasse der Ahrtalbahn Foto: Archiv Tarrach
Archiv Tarrach

Heppingen. Rund 1,6 Milliarden Euro Schaden hat die Juliflut an städtischem Eigentum in zehn überspülten Ortsteilen hinterlassen. Mehr als 20.000 Menschen wurden betroffen. Nach Schätzungen der Stadtverwaltung sind 1414 größere und kleinere Maßnahmen notwendig, um die Schäden zu beseitigen.

„Es werden noch Maßnahmen hinzukommen, an die wir heute noch gar nicht denken“, so Bürgermeister Guido Orthen. Wo die Prioritäten der Aufbaumaßnahmen liegen und welche insbesondere im Stadtteil Heppingen notwendig sind, war jüngst Gegenstand einer Ortsbeiratssitzung in Verbindung mit einer Einwohnerversammlung.

Bedingt durch die Corona-Einschränkungen, wurde diese per Livestream abgehalten. In jedem betroffenen Stadtteil wird in den nächsten Wochen eine solche Einwohnerversammlung stattfinden, bereits am heutigen Dienstag, 21. Dezember, um 19.30 Uhr für den Stadtteil Walporzheim/Marienthal. Allem übergeordnet wird nach Worten von Bürgermeister Orthen der Hochwasserschutz sein. Allein 250 Millionen Euro sind dafür im Bereich der Stadt von Marienthal bis Lohrsdorf vorgesehen.

Doch stellte Orthen von Beginn an klar, dass es keinen 100-prozentigen Schutz geben wird. Mit dem Wissen darum müsse man mit Realismus die Zukunft möglichst hochwassersicher gestalten. Doch der Hochwasserschutz sei keine Angelegenheit der Stadt allein, sondern überörtlich zu betrachten. Unter jeder Maßnahme, die an der Oberahr nicht durchgeführt würde, hatten die Menschen an der Unterahr, also auch in der Kreisstadt, zu leiden. Es gehe aber nicht, von heute auf morgen einen Gesamtplan zu erstellen, das dauere eben. Notwendig sei die Schaffung von großzügigen Retentionsräumen sowie Schutzmaßnahmen in allen Orten und Ortsteilen und an den Zuflüssen zur Ahr.

Für die Kreisstadt bedeute das Retentionsräume von der „Bunten Kuh“ bei Walporzheim bis zur Ehrenwallschen Klinik, in Heppingen von der Berufsbildenden Schule bis zum Bahnhof Heimersheim sowie in Lohrsdorf von der Brücke Kloster-Prüm-Straße bis zur Stadtgrenze. Erhalten bleiben sollen auch die unbebauten Ausgleichsflächen zwischen dem neuen Baugebiet „Landskroner Straße Süd“ sowie der Bahnlinie.

Nochmals kam die Frage auf, ob das Neubaugebiet überhaupt hätte bebaut werden dürfen. Das Gebiet sei auf den Karten des Landes nicht als Überschwemmungsgebiet deklariert gewesen. Und an irgendetwas müsse man sich schließlich halten, so der Bürgermeister. Ein Anwohner verlangte Maßnahmen, damit in Zukunft für den Wiederaufbau das Gebiet möglichst schnell den Status als Hochwassergebiet verliere. Viele der dort Geschädigten möchten am Ort bleiben und wieder neu aufbauen.

Orthen verwies nochmals darauf, dass es ein Hochwasserkonzept für die gesamte Ahr aus einem Guss sein müsste und hier in erster Linie der Kreis gefragt sei. In den Hochwasserschutz einbeziehen möchte die Stadt auch den Bahndamm bei Heppingen. Deshalb sei man durchaus verwundert über den Wiederaufbau der Ahrtalbahn an dieser Stelle. Es sei ein reiner Wiederaufbau, kein abgestimmter Neuaufbau. „Die notwendige Sensibilität ist bei der Bahn nicht vorhanden, es geht nur um Schnelligkeit“, so der Bürgermeister. Man wolle trotzdem noch versuchen, die Bahn in den Neuaufbau des Hochwasserschutzes miteinzubeziehen.

Auch Christoph Kniel, Fraktionsvorsitzender der CDU im Stadtrat und wohnhaft in Heppingen, bemängelte die nicht stattfindende Vernetzung der Bahn mit allen anderen Akteuren. Als weitere öffentliche Einzelmaßnahmen, hier ohne Prioritätensetzung genannt, sind für Heppingen sind in Planung: Der Hochwasserschutz und Wiederherstellung der Ahrufer sowie der Ausgleichsflächen, Reparatur des Bürgerhauses, Neubau eines Feuerwehrgerätehauses, Herrichtung des Spielplatzes in der Nikolaus-Molitor-Straße, Rückbau und Neubau der Heppinger Brücke, Reinigung und Ausbau des Heppinger Baches, Reparatur der Straßenkörper und des Pantaleonsplatzes und letztlich eine neue Straßenbeleuchtung. Zur Verbesserung der Warnmöglichkeit der Bevölkerung wird in der Gesamtstadt die Anzahl der Sirenen von 13 auf 25 neue, moderne Anlagen erhöht. Wann das alles fertig sein wird, vermag derzeit niemand zu sagen.

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