Zum Hintergrund: Nach der Flut im Juli 2021 wurden der Stadt für obdachlos gewordene Mitbürger von der Aktion „Deutschland hilft“ 64 Tiny Houses zur Verfügung gestellt. Diese wurden an drei Standorten in der Stadt, auf dem Trainingsplatz des Apollinaris-Stadions in Bad Neuenahr, in Heimersheim und 24 auch in Ramersbach in der Nähe des Bürgerhauses, aufgestellt. Sie bewegen nun die Gemüter.
Was passiert mit ihnen, wenn keine Flutopfer mehr darin wohnen müssen? Eigentlich ist die Zeit noch längst nicht reif, um diese Frage endgültig zu beantworten, denn bisher sind sie noch gut belegt. Um aber vorbereitet zu sein, wurden in der Verwaltung verschiedenste Überlegungen der Nachnutzung für alle 64 Holzhäuschen angestellt. Unter zahlreichen Optionen gab es auch ein Nachdenken darüber, ob man durch Einrichtung eines Ferienparks mit den dortigen 24 Häusern nicht eine touristische Aufwertung für Ramersbach erreichen und dadurch auch eine Sicherung und Weiterentwicklung der Infrastruktur des Ortes möglich machen könnte.
Schreckgespenst Ferienpark
„Wir sind mit einer solchen unverbindlichen Frage sehr früh in den Ort gegangen, bevor überhaupt etwas unternommen wurde“, so Orthen. Die Sache entwickelte eine ungewollte Eigendynamik, die nicht mehr einzufangen war. Wilde Gerüchte machten die Runde, unbewiesene Behauptungen wurden für bare Münze genommen, der Ferienpark wurde zum Schreckgespenst.
Schließlich gab es Spekulationen, dass die Stadt in Wahrheit eine Unterkunft für Flüchtlinge und Aussiedler plane. Bei 657 Einwohnern Platz für 300 Flüchtlinge? Widerstand formierte sich, Unterschriften gegen jede weitere Nutzung der Tiny Houses in Ramersbach wurden gesammelt, die Wellen schlugen immer höher. Nun wurde von vielen Bürgern selbst ein Ferienpark entschieden abgelehnt.
Vorwürfe an den Bürgermeister
Als Bürgermeister Orthen jetzt eindeutig und verbindlich erklärte, dass das alles so nicht stimme, keineswegs irgendeine Planung laufe und die erste Idee des Ferienparks durchaus gut gemeint gewesen sei, erntete er nur Gelächter, und ihm wurde schlichtweg seine Glaubwürdigkeit abgesprochen. Trotz weiterer Unterstellungen, darunter der Vorwurf, scheinheilig zu sein, blieb Orthen ruhig und gab auf alle Fragen seine Antworten.
Damit drang er allerdings nicht bis zur aufgebrachten Menge durch, die ihrem Unmut Luft machte mit Vorwürfen wie diesen: „In Ahrweiler und Bad Neuenahr ist noch so viel Arbeit. Habt ihr da in der Verwaltung nichts Besseres zu tun, als in Ramersbach eine Ferienhaussiedlung zu planen?“ – „Schickt doch die Tiny Houses in die Türkei, da werden sie gebraucht.“
Selbst die Trennung des Ortes von Bad Neuenahr-Ahrweiler und die Bildung einer selbstständigen Gemeinde Ramersbach wurde vorgeschlagen. Letztendlich hat die ganze Diskussion nur die nachdenklichen Bürger beruhigt, der Rest wollte der Aussage des Bürgermeisters keinen Glauben schenken und zog seine Glaubwürdigkeit in Zweifel. Zu entscheiden gab es an diesem Abend nichts, es sollte gemäß Tagesordnung lediglich ein Sachstandsbericht des Bürgermeisters und der Verwaltung zur „Idee Ferienpark Ramersbach sein“ sein. Eine Sternstunde der Demokratie war es nicht.