Explosive Ortsbeiratssitzung: Hitzige Diskussionen und persönliche Vorwürfe an Bürgermeister Guido Orthen
Bürgermeister stellt klar: Es gibt keinen Ferienpark in Ramersbach
In der Ortsbeiratssitzung stellte sich Bürgermeister Guido Orthen den Fragen der Bürger, konnte die erhitzten Gemüter aber nicht beruhigen.
Jochen Tarrach

Ramersbach. Ramersbach wird keinen Ferienpark bekommen. Die Verwaltung werde von sich aus keine Initiative ergreifen, diese Idee durchzusetzen – es sei denn, der Stadtrat erteile der Verwaltung den Auftrag dazu. Da liege die Wahrscheinlichkeit bei null, wenn im Ort ein solcher nicht gewollt werde. Das war die Aussage von Bürgermeister Guido Orthen in der Sitzung des Ortsbeirats im Bürgerhaus. Trotzdem schlugen die Wellen bei den Bürgern hoch.

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In der Ortsbeiratssitzung stellte sich Bürgermeister Guido Orthen den Fragen der Bürger, konnte die erhitzten Gemüter aber nicht beruhigen.
Jochen Tarrach

Zum Hintergrund: Nach der Flut im Juli 2021 wurden der Stadt für obdachlos gewordene Mitbürger von der Aktion „Deutschland hilft“ 64 Tiny Houses zur Verfügung gestellt. Diese wurden an drei Standorten in der Stadt, auf dem Trainingsplatz des Apollinaris-Stadions in Bad Neuenahr, in Heimersheim und 24 auch in Ramersbach in der Nähe des Bürgerhauses, aufgestellt. Sie bewegen nun die Gemüter.

Gedankenspiele, aus den Tiny Houses in Ramersbach einen Ferienpark zu machen, sorgten für eine explosive Stimmung im Ort. Fotos: Jochen Tarrach
Jochen Tarrach

Was passiert mit ihnen, wenn keine Flutopfer mehr darin wohnen müssen? Eigentlich ist die Zeit noch längst nicht reif, um diese Frage endgültig zu beantworten, denn bisher sind sie noch gut belegt. Um aber vorbereitet zu sein, wurden in der Verwaltung verschiedenste Überlegungen der Nachnutzung für alle 64 Holzhäuschen angestellt. Unter zahlreichen Optionen gab es auch ein Nachdenken darüber, ob man durch Einrichtung eines Ferienparks mit den dortigen 24 Häusern nicht eine touristische Aufwertung für Ramersbach erreichen und dadurch auch eine Sicherung und Weiterentwicklung der Infrastruktur des Ortes möglich machen könnte.

Schreckgespenst Ferienpark

„Wir sind mit einer solchen unverbindlichen Frage sehr früh in den Ort gegangen, bevor überhaupt etwas unternommen wurde“, so Orthen. Die Sache entwickelte eine ungewollte Eigendynamik, die nicht mehr einzufangen war. Wilde Gerüchte machten die Runde, unbewiesene Behauptungen wurden für bare Münze genommen, der Ferienpark wurde zum Schreckgespenst.

Schließlich gab es Spekulationen, dass die Stadt in Wahrheit eine Unterkunft für Flüchtlinge und Aussiedler plane. Bei 657 Einwohnern Platz für 300 Flüchtlinge? Widerstand formierte sich, Unterschriften gegen jede weitere Nutzung der Tiny Houses in Ramersbach wurden gesammelt, die Wellen schlugen immer höher. Nun wurde von vielen Bürgern selbst ein Ferienpark entschieden abgelehnt.

Vorwürfe an den Bürgermeister

Als Bürgermeister Orthen jetzt eindeutig und verbindlich erklärte, dass das alles so nicht stimme, keineswegs irgendeine Planung laufe und die erste Idee des Ferienparks durchaus gut gemeint gewesen sei, erntete er nur Gelächter, und ihm wurde schlichtweg seine Glaubwürdigkeit abgesprochen. Trotz weiterer Unterstellungen, darunter der Vorwurf, scheinheilig zu sein, blieb Orthen ruhig und gab auf alle Fragen seine Antworten.

Damit drang er allerdings nicht bis zur aufgebrachten Menge durch, die ihrem Unmut Luft machte mit Vorwürfen wie diesen: „In Ahrweiler und Bad Neuenahr ist noch so viel Arbeit. Habt ihr da in der Verwaltung nichts Besseres zu tun, als in Ramersbach eine Ferienhaussiedlung zu planen?“ – „Schickt doch die Tiny Houses in die Türkei, da werden sie gebraucht.“

Selbst die Trennung des Ortes von Bad Neuenahr-Ahrweiler und die Bildung einer selbstständigen Gemeinde Ramersbach wurde vorgeschlagen. Letztendlich hat die ganze Diskussion nur die nachdenklichen Bürger beruhigt, der Rest wollte der Aussage des Bürgermeisters keinen Glauben schenken und zog seine Glaubwürdigkeit in Zweifel. Zu entscheiden gab es an diesem Abend nichts, es sollte gemäß Tagesordnung lediglich ein Sachstandsbericht des Bürgermeisters und der Verwaltung zur „Idee Ferienpark Ramersbach sein“ sein. Eine Sternstunde der Demokratie war es nicht.

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