Die historischen Hotels und Gaststätten in Remagen sind Inhalt sechs neuer Veröffentlichungen im Apollinarisberg Verlag von Erhard Wacker, die jetzt auf insgesamt 2188 Seiten von der Remagenerin Claudia Ahaus herausgegeben wurden. Nachdem die Heimatforscherin sich auf die Spuren ihrer Familie begeben hatte, die eine Stellmacherei und ein Sägewerk in der Bahnhofstraße besaß, weitete sie ihre Recherchen aus. Schließlich widmete sie sich der Quellenforschung des Hotel- und Gastgewerbes in Vereinsannalen, in historischen Zeitungsausgaben, im Remagener Stadtarchiv und dem Landesarchiv, um diesen wichtigen Teil der wirtschaftlichen Entwicklung der Stadt und deren Tourismus näher zu beleuchten.

Landschaft zog zahlreiche Touristen an
Wie in den sechs Bänden nachzulesen ist, wurden durch die landschaftliche Schönheit mit Rolandsbogen, Drachenfels, Apollinariskirche, dem Bahnhof Rolandseck oder der Insel Nonnenwerth Maler, Dichter und Denker angezogen. Deren Bilder, Gedichte, Lieder und Reisebeschreibungen lockten immer mehr Reisende an. Die ersten Gasthöfe entstanden rund um die Poststationen.

Im Jahr 1821 gab es eine Fahrplanänderung der sogenannten Schnellposten. Während sich in Bonn, Andernach und Langenfeld die Schnellposten nur fünf Minuten zum Pferdewechsel aufhielten, gab es in Remagen eine halbe Stunde Aufenthalt. Hier wurde mit einem Gastwirt die Verabredung getroffen, dass die Reisenden nach Ankunft der Schnellpost sogleich Speise und Trank erhalten können. So entstand die erste „Schnellraststätte“. Mit Beginn der Dampfschifffahrt mit den ersten Anlegestellen (1841) kamen die ersten Gasthäuser an den Rhein.

Familie Caracciola und Rheinpromenade im Blick
Zwei der Bände widmen sich der Rheinpromenade mit dem Hotel Fürstenberg und der Weinhandlung der Familie Caracciola, dem Rheinhotel, der Wacht am Rhein, dem Haus Monjau, König von Preußen, dem Anker und der Pension Prinz. Ursprünglich lag der Herausgeberin Claudia Ahaus nämlich die Biografie des wohl bekanntesten Remagener Gastronomen Otto Caracciola, Großvater des weltbekannten Rennfahrers Rudolf Caracciola, vor. Teil drei, vier und fünf behandeln die Hotels in der Innenstadt rund um den Bahnhof und in der Marktstraße sowie dem Drususplatz mit dem Haus Deutscher Kaiser, Zur Lilie und Zur Krone, dem Hotel Fassbender, dem Winzerverein, dem Jägerhof, dem Hotel Viktoria, dem Bergischen Hof und dem Café Wirz.

Die Außenbereiche mit Apollinarisberg und Viktoriaberg, dem Belvedere, St. Josef und der Waldburg werden im sechsten und letzten Band thematisiert. Für das Gelände, auf dem die Ruine der Waldburg steht, liegt den zuständigen Gremien zur Debatte derzeit immer noch ein Bauantrag für ein Hotel des Solar-Moguls Frank Asbeck vor, der bereits das Schloss Marienfels von TV-Moderator Thomas Gottschalk und das Jagdschloss im Calmuth-Tal (ehemalige Film-Union) erworben hat.

Spannende Lektüre auch für alteingesessene Remagener
Beiläufig erfuhr Claudia Ahaus aus einem Bericht in der „Kölnischen Zeitung“ von 1871, dass Caracciola das ans Freudenberg anstoßende Hotel zum König von Preußen erworben hat, wodurch sich die Größe nahezu verdoppelte. Dort kam unter anderem auch der Abenteurer und Schausteller Paul Boyton unter, der mit einem speziellen Schwimmeranzug als furchtloser Froschmann Furore machte.

Zu lesen ist auch von einem Bericht des Jahres 1877 in der „Rhein- und Ruhrzeitung“ über eine Feuersbrunst am Hotel Monjau, außerdem etwas über die Bahnhofsgaststätte, die Feier des Papst-Jubiläums Sr. Heiligkeit Pius IX. durch die katholische Vereinigung der Städte Linz, Remagen, Sinzig und Unkel und Umgegend, die Schützenbruderschaft, die KG Narrenzunft, über einen Maskenball im Apollo-Saal, über die Zwangsversteigerung des Gasthofs Apollinarisberg oder über Festfahrten auf dem Rhein nach Remagen. Dies alles als Notizen, Veröffentlichungen und Postkarten zusammengetragen, dürfte nicht nur für alteingesessene Remagener eine interessante Lektüre darstellen.
Alle Bände sind schwarz-weiß, DIN-A4-Format, kartoniert und ab sofort für jeweils 15 Euro in der Buchhandlung Geber, Marktstraße 34 in Remagen, erhältlich.