Bestes Beispiel dafür ist der Kreis Ahrweiler und seine Pläne für eine Modellregion Ahrtal wird Sola(h)rtal. Jochen Seifert, bis vor Kurzem Sprecher der FWG im Kreistag, weiß ein Lied davon zu singen. „Wir haben eine Idee, wir haben hochkarätige Experten, wir haben eine politische Willenserklärung auf Bundes-, Landes- und Kreisebene. Und wir haben eine Situation durch die Flutkatastrophe, die aus traurigem Anlass ideale Möglichkeiten bietet für einen Neuanfang. Aber man will uns das Geld nicht bewilligen, was eigentlich da ist.“
Damit meint er den Wiederaufbaufonds von Bund und Land, der allein für Rheinland-Pfalz rund 15 Milliarden Euro vorsieht, die weitestgehend für das Ahrtal bestimmt sind. Und hier, wo Ölheizungen in den Fluten vom Juli untergegangen sind, wo die komplette Infrastruktur von der Ahr weggerissen wurde, würden Seifert, seine Mitstreiter und der Kreistag gerne mit ihrer Projektgruppe für energiebewusstes Bauen und das Nutzen von regenerativer Energie beginnen.
Zehn Millionen bräuchte man dafür aus dem Wiederaufbaufonds, hat man grob kalkuliert. Damit soll ein Projektteam die Energiewende einläuten, die Bürger vor Ort beraten und Bindeglied für Verwaltungen, politische Gremien und betroffene Kommunen im Kreis Ahrweiler werden. „Wir wollen eine Soforthilfe vor Ort in Gang setzen, damit der Bevölkerung, den kommunalen Liegenschaften und den Unternehmen lebensverbessernde Hilfen zum klimaschützenden Wiederaufbau gegeben werden“, so Seifert.
Aber aus Ahrtal wird Sola(h)rtal sieht der Wiederaufbaufonds nicht vor. „Der Bund hat bei seinem Wiederaufbaugesetz den Klimaschutz und die erneuerbaren Energien nicht miteinbezogen, sondern praktisch ein vorhandenes Gesetz aus 2013 zum Elbehochwasser inhaltlich übernommen. Das ist unser Problem“, erklärt Seifert. Im Klartext: Die Gruppe kann planen und Konzepte entwickeln und wird dabei auch finanziell unterstützt, aber Geld für die Umsetzungen, für Ingenieure, Architekten Energieberater, die eingestellt werden müssten, gibt es keines.
Doch die Bürokratie bremst die Energiewende nicht nur beim Projekt für energiebewusstes Bauen und das Nutzen regenerativer Energie im Kreis Ahrweiler aus. „Wir kommen weder beim Ausbau der Windkraft im Kreis noch bei der flächigen Ausbreitung von Fotovoltaikanlagen wirklich weiter. Irgendwer bremst immer.“ Ein Beispiel dafür sind für Seifert die Pläne der Gemeinde Nürburg. Die will hinter dem Nürburgring-Gelände Windräder aufstellen.
Hemmschuh ist die Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz, die durch die Windräder eine Beeinträchtigung des Kulturdenkmals Nürburg befürchtet. 40 Fotos aus allen Richtungen wurden dafür gemacht, zwei führt die GDKE jetzt an, die die Beeinträchtigung für die Burgruine dokumentieren. „Und damit stockt das Raumordnungsverfahren mal wieder.“