Auf 980 Quadratmetern haben sich 16 Händler mit ihrer ständig wechselnden Ware ausgebreitet und präsentieren sie ab dem kommenden Wochenende. Kunst und Kurioses, Designerstücke, Schnickschnack und Klamotten warten allenthalben auf Interessenten.
Die Flohmärkte öffnen dann immer freitags ab 11 Uhr und samstags ab 8 Uhr bis jeweils 17 Uhr. Rings um die ehemalige Industriehalle, die zwar kleiner ist als der bisherige Markt, aber durch Oberlichter und Eisenträger mit marodem Charme besticht, haben sich auf dem Gelände einzelne Trödler einen eigenen kleinen, in sich abgeschlossenen Laden angesiedelt.
Seit rund zehn Jahren sind die Wochenendmärkte nicht nur Anziehungspunkt für viele Schnäppchenjäger und Einnahmequelle für die Händler. Denn an den Ständen gab es nicht nur Verkaufsgespräche. Flanieren und Stöbern dienten auch dem sozialen Austausch. Zum einen für die Trödler selbst, die wie in einer großen Familie miteinander umgehen. Zum anderen für viele Kunden, die dort Ansprechpartner finden. Gerne angenommen wird der Imbiss. Nicht zuletzt, damit ein solcher Kommunikationsort erhalten bleibt, hat Jungunternehmer Maurice Mahler, der von allen nur „Momo“ genannt wird, einigen Mut und Durchhaltevermögen bewiesen. „Ich bin, ehrlich gesagt, unglaublich erleichtert, wenn es nun endlich weiter geht“, so der 27-Jährige.
Nach der Nutzungsänderung der Halle galt es, verschiedene Umbaumaßnahmen vorzunehmen. Mahler: „Wir haben die Eingangstreppen und die behindertengerechte Rampe angefertigt, die komplette Elektronik überholt, die Sanitäranlagen und eine Alarmanlage installiert. Auch die Notausgänge und die Brandschutzvorrichtungen gehörten dazu.“
Sven Pörzgen, Pächter des Sinziger Bootshauses, gehört auch mit zum Händlerkreis. „Super, wir sind wetterunabhängig“, urteilt er. Allerdings: Die Halle ist bei niedrigen Temperaturen doch recht frostig. Im kommenden Herbst soll jedoch eine Heizung installiert werden, wie Händler Rainer Adolph in Aussicht stellt. Er hat mit seinem Geschäftspartner Thorsten Halbach einen der größten Stände in der Halle. „Wir hatten hier auch schon prominenten Besuch, der TV-Trödeltrupp hat hier schon vorbeigeschaut, ebenso wie Eifel-Waldi von der Fernsehshow „Bares für Rares“ oder Linus von seinem Kölner Talentschuppen. Und gerade erst hat ein Fernsehteam eines Privatsenders hier eine Sequenz für eine Folge von ,Familien im Brennpunkt’ gedreht“, erklärt Adolph.
Seit dem Jahr 2013 ist Rita Juchem als Händlerin mit von der Partie. Die 68-Jährige ist die gute Seele des Marktes, ist immer gut gelaunt und hat für jeden ein nettes Wort. „Ich bin mit dem Trödel verheiratet und frohen Mutes, dass das hier gut anlaufen wird“, sagt sie optimistisch. Auch das Ehepaar Margret und Richard Schäfer aus Koblenz ist nahezu jedes Wochenende in der „Goldenen Meile“, um zu stöbern und sich auszutauschen. „Wenn das hier richtig sortiert und übersichtlich gestaltet ist, wird das schon eine schöne Sache“, sind sich die Schäfers sicher.
Direkt um die Ecke der Industriebrache hat sich „An der Glasfabrik“ 6 (unter der Treppe) Margret Steuernagel ein eigenes kleines Trödellädchen eingerichtet. Die Diplom-Übersetzerin aus Bonn liebt es, sich mit schönen Dingen und netten Menschen zu umgeben. „Hier kann ich mich selbst verwirklichen und finde es klasse, wenn Kunden nicht nur mit einem Tunnelblick auf der Suche nach etwas Bestimmten vorbeischauen, sondern auch noch ein gutes Gespräch suchen“, betont sie.
Zu diesen Menschen gehört auch Herbert Birnberg aus Burgbrohl. „Es ist für mich ein sehr angenehmer Zeitvertreib an den Wochenenden“, sagt der Senior. Ein Stück weiter haben Mario Marschler und Elke Rieder an der Glasfabrik ihre kleine eigene Trödelfabrik eingerichtet, allerdings schon seit einem Jahr. „Wir sehen das nicht als Konkurrenz zu den anderen, denn die belebt das Geschäft – je mehr Händler, desto besser erhofft sich Elke Rieder Synergieeffekte.
Direkt nebenan ist Gerd Baunach dabei, sein Lager aufzulösen. Der 77-Jährige möchte nun doch endlich einmal an den Ruhestand denken. Doch wie der Blick aus seinen wachen Augen vermuten lässt, hat die Liebe zum Trödel und zu schönen alten Möbeln ihn jung gehalten.
Von unserer Mitarbeiterin Judith Schumacher