Nachdenklich betrachtet Heinz Lohse den Rheinradweg am Ende seiner Radtour. Vor vier Jahren hatte der Bad Breisiger das Stadtradeln gewonnen. Seit er vor einiger Zeit mit seinem Fahrrad derart schwer gestürzt ist, dass er trotz Helm so schlimme Verletzungen hatte, dass nicht klar war, ob er wieder nach Hause kommt, ist ihm der Abschnitt zwischen Bad Breisig und Sinzig nicht sicher genug. Er nimmt für seine Touren lieber andere Wege. „Ich freue mich darauf, wenn der Weg richtig ausgebaut ist“, sagte er im Gespräch.
Schon vor fünf Jahren wurde es vollmundig angekündigt: Der Ausbau des holprigen Abschnitts des Rheinradweges zwischen Bad Breisig und Sinzig soll Fahrt aufnehmen. Für die Sanierung inklusive Verbreiterung des Radwegs auf 3 Meter und das auf einer Länge von 3,6 Kilometern wurde von der Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes eine Förderung von 90 Prozent für das rund 2 Millionen Euro teure Vorhaben bewilligt.
Nun soll, wie in der jüngsten Sitzung des Bad Breisiger Bauausschusses festgehalten, die Ausführungsplanung vergeben werden. Das geplante Vorhaben soll im Bereich des Unterhaltungsweges der Bundeswasserstraße Rhein zwischen Rheinkilometer 623,860 bis Kilometer 627,450 auf der linken Uferseite realisiert werden.
Es gibt gefährliche Stolperstellen
Die erste Entwurfsplanung für den Abschnitt zwischen dem Rheinhotel „Vier Jahreszeiten“ und der Stadtgrenze zu Sinzig wurde bereits 2022 vorgestellt. Vor mehr als 40 Jahren in Pflasterbetonweise und teils mit Asphalt angelegt, ist der Radweg nicht nur aus touristischer Sicht dringend sanierungsbedürftig. Da sich das Pflaster an mehreren Stellen aufgrund der Ausbildung von Wurzelwerk angehoben hat, haben sich gefährliche Stolperstellen gebildet. Nachdem sowohl die Obere als auch die Untere Naturschutzbehörde sich die Örtlichkeiten zur Abstimmung des Gesamtprojektes und auch der naturschutzfachlichen Belange bereits Anfang 2022 besehen hat, wird nun geprüft, wie viele Bäume gerodet werden müssen.
Für 15 Bäume entlang des Weges wird geprüft, ob eine Rodung durch Anhebung des Radweges unter Beachtung des Retentionsraumes und des Wasserschutzgebietes, alternativ durch Fahrbahnverengung, Gitterroste, Wurzelbrücken oder eine wassergebundene Wegedecke in Abschnitten vermieden werden kann.
Bauamtsleiter Dorian Küpper
„Für 15 Bäume entlang des Weges wird geprüft, ob eine Rodung durch Anhebung des Radweges unter Beachtung des Retentionsraumes und des Wasserschutzgebietes, alternativ durch Fahrbahnverengung, Gitterroste, Wurzelbrücken oder eine wassergebundene Wegedecke in Abschnitten vermieden werden kann“, erklärte Bauamtsleiter Dorian Küpper. Es sei nicht auszuschließen, dass in den beiden Abschnitten direkt am Weg einzelne Bäume alter Ausprägung wie Hybrid-Pappeln und mittlerer Ausprägung wie Eschen gerodet werden müssen. „Die Pappeln sind nicht einheimisch und als reines Nutzholz zu sehen. Es wurden auch keine Großvögel gefunden, die dort nisten. Es wurden nur wenige Höhlenbrüter gefunden, hier kann man einfach Nistkästen aufhängen“, meinte Ausschussmitglied Bolko Haase. „Da wird die Untere Naturschutzbehörde nicht zustimmen. Es werden nur Bäume gefällt, die Probleme verursachen oder zu verursachen drohen“, erklärte der Fachbereichsleiter hierzu.
Der Rheinradweg und seine Bedeutung
Der Rheinradweg ist einer der bedeutendsten europäischen Radfernwege mit einer Gesamtlänge von 1233 Kilometern. Auf rheinland-pfälzischem Gebiet verläuft er linksrheinisch zwischen der Grenze zu Frankreich im Süden und der Landesgrenze zu Nordrhein-Westfalen im Norden auf einer Länge von rund 335 Kilometern, rechtsrheinisch sind es ungefähr 85 Kilometer. Ohne Anstiege verläuft der Rheinradweg meist in Ufernähe und fast durchgehend auf eigenen Wegen. Seit 2007 wird der Rheinradweg grenzüberschreitend im Internet dargestellt. Infos gibt es unter www.rheinradweg.eu