Weibern
Bogenschützen sind wieder auf der Pirsch

90 Teilnehmer hat das Tuffsteinbogenturnier in Weibern angelockt. Die Szenerie rund um die Tuffsteinbrücke erinnerte an urmenschliche Zeiten.

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Weibern. Das Outfit der Gestalten, die sich da mit Pfeil und Bogen durch die Landschaft bewegen, gleicht einer Mischung aus Golfern, Forstarbeitern und Westernreitern. Aber irgendwie erinnert die Szenerie in und um die Tuffsteinbrüche von Weibern auch an urmenschliche Zeiten, als Jäger und Sammler die Welt bevölkerten.

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Weibern. Das Outfit der Gestalten, die sich da mit Pfeil und Bogen durch die Landschaft bewegen, gleicht einer Mischung aus Golfern, Forstarbeitern und Westernreitern. Aber irgendwie erinnert die Szenerie in und um die Tuffsteinbrüche von Weibern auch an urmenschliche Zeiten, als Jäger und Sammler die Welt bevölkerten.

Doch wir sind im Hier und Jetzt, in dem immer mehr Schützen die traditionellen Bögen wieder für sich entdecken. Grund genug für Bogenbauer und Tischlermeister Horst Perk aus Weibern, zum dritten Mal ein Bogenturnier in seinem Heimatort zu veranstalten. Und weil dieser Ort eben für seinen Tuffstein bekannt ist, heißt der Wettbewerb folgerichtig Tuffsteinbogenturnier.

90 Schützen waren am ersten Turniertag am Start, am zweiten sind es noch rund 80. In drei- bis sechsköpfigen Gruppen begeben sie sich auf die Pirsch. Ihr Ziel sind 30 3-D-Ziele – zumeist Tiernachbildungen aus Kunststoff -, die Horst Perk auf dem Parcours aufgestellt hat. Lange hat er daran herumgetüftelt, dass der Parcours möglichst abwechslungsreich, anspruchsvoll und „schön zu schießen“ ist. Und Perk mag es knifflig. „Es ist auch schon mal ein Ast oder Baum im Weg“, erzählt er. Mit Köpfchen müssen die Bogenschützen also unterwegs sein. Und natürlich mit ruhiger Hand. Etwa bei dem von Perk selbst gebauten Ziel, einem Seehund, der einen Ball auf der Nase balanciert. Aber aufgepasst: Wird der Ball getroffen, setzt es Minuspunkte.

Start und Ziel ist das Steinhauergelände, wo am Samstagabend auch gegrillt wurde. Dort steht das Glücksrad, ein bewegliches Ziel – am äußeren Rand der sich drehenden Scheibe sind farbige Medaillons, die es zu treffen gilt, in der Mitte vier Luftballons, die dagegen tunlichst nicht getroffen werden sollten. Denn auch das gibt Minuspunkte.

Das weiß auch Ursula Sieler aus Kaltenengers, die heute mit Ehemann Jürgen und ihrer zwölfjährigen Tochter Michelle ein Team bildet. Umso mehr ärgert sie sich über den Pfeil, mit dem sie einen der Ballons zum Platzen bringt. Auch beim nächsten Ziel, den beiden Graugänsen, landen ihre Pfeile nicht da, wo sie dem Plan nach eigentlich landen sollten. „Aber immerhin sind die Pfeile noch da. Sehen wir es also positiv“, grinst die Bogenschützin, während sie über die nasse Wiese dem nächsten Ziel, einem am Waldrand verborgenen Kojoten, entgegenschreitet.

Dass sie und ihre Lieben so einmal viele ihrer Wochenenden verbringen würden, hätte Ursula Sieler vor zehn Jahren noch nicht gedacht. Damals entdeckte ihr Mann das Bogenschießen für sich und steckte nach und nach die ganze Familie mit dem Bogenschützenvirus an. Tochter Michelle schießt bereits, seit sie vier Jahre alt ist. Was ist es, was an dem Hobby begeistert? „Man ist den ganzen Tag draußen, hat Bewegung an der frischen Luft und lernt immer wieder nette Leute kennen“, erklären die Sielers. Mitte November veranstaltet die Familie in Neuwied sogar einen eigenen Schießwettbewerb: das „Dachbodenturnier“.

Und wie gefällt ihnen der Weiberner Parcours? „Er ist schön gestellt. Abwechslungsreich. Man kann alles treffen – muss aber nicht“, urteilt Jürgen Sieler. Viel Spaß macht „die Wutz“, ein „laufendes“ Ziel in Form eines Schweins. Und anspruchsvoll ist das Tuffsteinziel am Sportplatz. Die Zielscheibe auf dem Stein ist nämlich nicht gerade groß, und bei einem Fehlschuss ist der Pfeil durch den Aufprall auf hartem Untergrund meistens kaputt. „Die Angst um den Pfeil ist das Problem“, erklärt Jürgen Sieler, während Michelle stolz zu berichten weiß, dass sie tags zuvor trotz alledem eben hier ins Schwarze getroffen hat. Für nicht ganz so treffsichere Schützen, die ihr Pfeilarsenal schonen möchten, hat Horst Perk ein Ausweichziel aufgestellt, das allerdings weniger Punkte bringt.

Das kleinste Ziel des Turniers ist ein Maulwurf, der in 54 Metern Entfernung in der Wiese hockt. Jeder Schütze, der ihn zu treffen vermag, bekommt Sonderpunkte. Doch dieses Kunststück ist äußerst selten: Am ersten Turniertag hat nur ein Schütze getroffen. „Heute müssen wir mal gucken“, schmunzelt Turnierorganisator Horst Perk.

Von unserer Mitarbeiterin Petra Ochs

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