Angeklagte sollen mit brachialer Gewalt in eine Tankstelle eingedrungen sein und unzählige Zigaretten entwendet haben
Blitzeinbruch in Sinzig: Prozess hat begonnen
Am Landgericht Koblenz müssen sich zwei Männer wegen Blitzeinbrüchen in Tankstellen verantworten – unter anderem in die Total-Tankstelle in der Kölner Straße in Sinzig. Foto: Hans-Jürgen Vollrath
Hans-Jürgen Vollrath

Sinzig/Koblenz. Erst gut zwei Monate liegt der Blitzeinbruch zweier Unbekannter in die Aral-Tankstelle an der B 9 in Brohl-Lützing zurück, bei dem sie es ausschließlich auf Zigaretten abgesehen hatten. Diese Methode scheint bei Kriminellen äußerst beliebt zu sein. Aktuell beschäftigen sich die Richter am Landgericht Koblenz mit einem ähnlich gelagerten Fall, der sich in Sinzig zugetragen hat.

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Der Staatsanwältin zufolge sollen ein 38-Jähriger und ein 33-Jähriger gemeinsam mit einem (noch) Unbekannten in der Nacht zum 14. November 2022 in die Tankstelle an der Kölner Straße eingebrochen sein, indem sie mit massiver Gewalt die Schiebetüren aufgebrochen haben. Gestohlen wurden Zigaretten in einem Gesamtwert von rund 8000 Euro. Für die Tat sollen die Angeklagten in einem angemieteten hochwertigen Mercedes mit gestohlenen Kennzeichen unterwegs gewesen sein.

Einbrüche auch in Nordrhein-Westfalen

Es ist nicht der einzige Vorwurf, den die Staatsanwaltschaft den Angeklagten macht. Die Männer müssen sich vor der Neunten Strafkammer am Landgericht Koblenz um den Vorsitzenden Richter Martin Schlepphorst für drei weitere Fälle verantworten, die sich in Nordrhein-Westfalen zugetragen haben. Dabei liefen die Einbrüche in Tankstellen in Bad Sassendorf, Soest und Werl immer nach demselben Schema ab: In Bad Sassendorf wurde eine Scheibe durch den Wurf eines Gullys zerstört, bevor Zigaretten im Wert von mehr als 15.000 Euro gestohlen wurden, in Soest waren es Glimmstängel für mehr als 9000 Euro und in Werl für rund 8000 Euro. Immer mit dabei: der angemietete Mercedes. Seit Mitte Dezember 2023 sitzen die beiden in Haft in der Justizvollzugsanstalt in Koblenz.

Dass die Taten an den Tankstellen mit brachialer Gewalt erfolgten, wurde in Überwachungsvideos deutlich, die sich die Kammer anschaute. Auch was den Fall in Sinzig betrifft, war dies zu sehen. Innerhalb von zwei Minuten zerstörten drei maskierte Männer die Schiebetüren, rafften sämtliche Zigaretten in einem riesigen Beutel zusammen und schmissen dabei einfach die leeren Regale über den Verkaufstresen in den Laden, bevor sie flüchteten.

Angeklagte schweigen

Der 38-Jährige und der 33-Jährige schwiegen am ersten Prozesstag zu den Vorwürfen. Ein Rechtsgespräch, das Verteidiger Carsten Meyers für seinen Mandanten erwirken wollte, wies die Kammer ab. Lediglich der jüngere Angeklagte gestand über seinen Anwalt Yücel Arslan, an zwei Einbrüchen beteiligt gewesen zu sein. „Er räumt einen Tatbeitrag ein. Er ist hier, um seine Verantwortung zu übernehmen“, gab Arslan zu Protokoll, nachdem er zuvor ein Bild über das bisherige Leben seines Mandanten gezeichnet hatte. Dieser hat demnach die Fachoberschulreife, war bis zuletzt Lkw-Fahrer, ist verheiratet und Vater eines zweijährigen Kindes.

Ein unbeschriebenes Blatt ist weder der eine noch der andere Angeklagte. Beide saßen schon im Gefängnis. Und immer wieder ging es vor allem um Blitzeinbrüche in Tankstellen oder Supermärkte. Und das in einer Bande mit anderen Tätern.

Auf der Autobahn bei Leverkusen geblitzt

Dank des hochwertigen Mercedes sei man den mutmaßlichen Tätern auf die Spur gekommen, gab ein Polizeibeamter als Zeuge zu Protokoll. Demnach sei das Auto an eine Bekannte des älteren Angeklagten zu den Tatzeiten vermietet gewesen. Es war dem Beamten zufolge auch bei einem Zwischenfall, einem versuchten Raub in Kerpen, dabei. „Aus meiner Sicht ergab sich ein Anfangsverdacht“, sagte der Polizist im Hinblick auf den 38-Jährigen und wies darauf hin, dass dieser im März 2022 aus dem Gefängnis entlassen worden sei.

Als „Krönung der Ermittlungen“ bezeichnete der Beamte das Foto eines Blitzers auf der A 1 bei Leverkusen, das die beiden zeigen soll. Diesbezüglich hatte der Verteidiger des 33-Jährigen für seinen Mandanten bereits eingeräumt: „Ja, ich bin der Mensch auf dem Bild, der Beifahrer.“ Der Prozess wird fortgesetzt.

Von Silke Müller

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