Unerwartetes Lob erhielt die Kreisverwaltung in Bad Neuenahr-Ahrweiler bei der jüngsten Sitzung des Kreis- und Umweltausschusses. Wo die Fraktionen sonst die Trägheit der Behörde bemängelten, goutierten sie beim mobilen Hochwasserschutz deren schnelle Reaktion. Den hatte die CDU in der Sitzung im Februar erstmals angefragt. Nun präsentierte Frank Linnarz, Brand- und Katastrophenschutzinspekteur (BKI) des Kreises, den Mitgliedern des Gremiums einige mögliche Lösungen – und seine bevorzugte.

Dabei handele es sich um sogenannte L-Winkel, führte Linnarz aus. Sie seien leicht und handlich aufzustellen, auch für Sturzfluten und Starkregen geeignet, und mit ihnen könne das Wasser gezielt geführt werden. Zwei Anbieter gebe es, deren Produkte kompatibel seien. Die lagerfähigen Kunststoffelemente gebe es in Höhen von 50, 75 und 90 Zentimetern, wobei er zu 75 Zentimetern rate. Die Höhe sei limitiert, das müsse klar sein.
Dazu könnten die L-Winkel zum Beispiel dazu verwendet werden, um verunreinigtes Löschwasser aufzufangen, oder um etwa bei Waldbränden Löschwasserbecken anzulegen. Die Vorteile überwogen hier, anders als bei Sandsackbarrieren, die einen hohen Material- und Personalbedarf nach sich zögen und bei Nichtgebrauch schnell unbrauchbar würden, oder bei Schlauchwällen mit ihrem hohen Platzbedarf.
„Die Zeit der Sandsäcke sehe ich als vorbei.“
Frank Linnarz, Brand- und Katastrophenschutzinspekteur des Kreises Ahrweiler
„Einige Gebietskörperschaften halten diese Teile vor“, ergänzte Linnarz zum Stichwort Kompatibilität. Er habe mit den Wehrleitern des Kreises bereits Kontakt aufgenommen. Allerdings seien die hauptamtlichen Bürgermeister Chefs der Wasserwehr, sodass sie hier anzusprechen seien. Doch die Kommunen müssten mobilen Hochwasserschutz vorhalten, stellte er fest und machte deutlich: „Die Zeit der Sandsäcke sehe ich als vorbei.“

Das Hochwasser im Januar habe die Wichtigkeit der Maßnahmen noch einmal vor Augen geführt, betonte Landrätin Cornelia Weigand (parteilos). Das zeigte auch die ungewöhnlich hohe Anzahl der Zuschauer und die Reaktion Einzelner, die sich im großen Sitzungssaal der Kreisverwaltung eingefunden hatten. Darunter waren Einwohner von Walporzheim, wo das Hochwasser am 9. Januar – ebenso wie in der Verbandsgemeinde Altenahr – für Angst gesorgt hatte. Denn dort hatte die Ahr Straßenzüge und Keller überflutet.

„ Hochwasserschutz“ statt „Gewässerwiederherstellung“
Deshalb hatten die Freien Wähler (FWG) und die SPD in den vergangenen Sitzungen vorgezogene Notmaßnahmen und eine zugehörige Liste gefordert. „Es ist jetzt schnell gegangen“, lobte Michael Korden (CDU). Dazu hatten Anwohner Vorschläge zur Ergänzung an die Verwaltung geschickt. Das zeige, wie wichtig das Thema sei und wie sehr sich die Menschen damit auseinandersetzten, merkte die Landrätin an und bedankte sich. Die Notmaßnahmen würden nun schnell umgesetzt, wie etwa die Absenkung des Ufers bei Walporzheim. Im Bereich der Katzley waren dort bereits Gesteinsbrocken aus dem Gewässer entfernt worden. Einige lägen noch dort, monierte Gregor Sebastian (FWG).
Dazu hatte die Verwaltung auf einer weiteren Liste die Projekte zur Gewässerwiederherstellung, die in den kommenden Monaten umgesetzt werden sollen. Warum die Verwaltung in der Vorlage von Gewässerwiederherstellung rede, wenn doch der Hochwasserschutz eingefordert werde, wollte Sebastian wissen. Wann die elf Einzelaufträge der Notmaßnahmen konkret rausgingen, und wann die Maßnahmen stattfänden und abgeschlossen seien, fragte der Politiker und sprach damit offensichtlich für einen Teil der Zuschauer.

Denn als die Kreischefin antwortete, dass die Planungen in vollem Gange seien und es darum gehe, dass sich das Wasser so verteile, dass ein mittleres Hochwasser nicht mehr als solches bemerkt werde, machte ein Bürger seinem Ärger Luft. Er wollte einen konkreten Termin wissen und warf der Landrätin vor, die Frage nicht zu beantworten. Diese zeigte Verständnis. Das Schlimmste, so gehe es ihr selbst als Anliegerin an der Ahr, sei die Ohnmacht. Doch sie seien dran, versicherte Weigand. Die gezielten Notmaßnahmen schnellstmöglich umzusetzen, wurde einstimmig beschlossen.

Politik fordert sofortigen Schutz vor Ahrflut
Die Angst vor einer Katastrophe ist zurück im Ahrtal, nachdem am 9. Januar das erste größere Hochwasser nach der Flut Schwächen im Schutz gezeigt hatte. Beim Kampf für schnelles Handeln stieß die Freie Wählergruppe im Kreistag auf viele Verbündete.