Diese Beine geben alles für den guten Zweck: „Mit dem Fahrrad von Deutschland nach Gibraltar. Jeder Kilometer zählt für den Bau einer Schule“, steht auf dem Flyer, mit dem Wolfgang Hellen die Trommel rührt für sein ambitioniertes Hilfsprojekt in Ghana. Der Flyer mit der Überschrift „Wolfgang radelt für Afrika“ wirbt für die finanzielle Unterstützung zum Ausbau einer Schule in Sunyani in Ghana. Über den Online-Routenplaner Komoot hat Wolfgang Hellen die Langstreckentour über 30 Etappen zusammengestellt, die am Dorfgemeinschaftshof Birresdorf am Freitag, 9. Mai, beginnen und 30 Tage später in Gibraltar enden soll.
Täglich radelt Hellen bis zu 120 Kilometer weit
„Das heißt für mich, ich muss am Tag zwischen 100 und 120 Kilometer weit fahren“, erklärt Wolfgang Hellen. Sportliche Höchstleistungen im Dauerbetrieb: Sechs Tage will Wolfgang Hellen rund sieben Stunden lang in die Pedale treten. Jeweils an den Tourtagen Nummer sieben hat er vor, Ruhetage einzulegen.
„Mit 60 Jahren braucht man hier und da ein bisschen Ruhe“, schmunzelt der Radfahrer aus Leidenschaft. Er ist sich sicher: „Wunderschöne Landschaften und verschiedene Kulturen begleiten mich auf dem gesamten Weg mit einem einzigen Ziel vor Augen: Ich will die Schule in Ghana zu unterstützen.“ Sein Blick richtet sich entspannt nach vorn. Er macht aber deutlich: „Solche Touren in der Länge nach Gibraltar, die macht man nicht ohne Erfahrung“, zumal er das nötige Know-how für Kraftanstrengungen der besonderen Art hat.
„Den Ötztaler, den bin ich bereits vor 20 Jahren das erste Mal gefahren. Die Strecke verläuft über 227 Kilometer, 5500 Höhenmeter sind dabei zu bewältigen.“
Wolfgang Hellen ist kein Neuling auf dem Rad
Er erinnert sich gerne an seine Radreisen in der Langdistanz. Im Gedächtnis geblieben ist ihm besonders der Ötztaler Radmarathon: „Den Ötztaler, den bin ich bereits vor 20 Jahren das erste Mal gefahren. Die Strecke verläuft über 227 Kilometer, 5500 Höhenmeter sind dabei zu bewältigen.“ Für die bevorstehende Fahrt bis nach Gibraltar ist Hellen gut gerüstet. Er merkt allerdings an: „Ich bin allerdings noch nie fünf Wochen an einem Stück gefahren.“
Hellen will auf seiner Fahrt durch Deutschland, Frankreich und Spanien, die über als 3000 Kilometer lang ist und auf der er insgesamt mehr als 18.000 Höhenmeter zu bewältigen hat, die Aufmerksamkeit auf Ghana richten. Hier will er den Ausbau der Joy Stars School in der Regionalhauptstadt Sunyani finanziell unterstützen. Diese Schule sei ein Ort, an dem jedes Kind sein Potenzial entdecken und seine Träume verwirklichen könne. Hellen: „Langfristig ist es das Ziel, dort ein neues Schulgebäude zu bauen, um Kindern nachhaltig Zugang zu Bildung ermöglichen zu können.“
Kontakt kam über einen Arbeitskollegen zustande
Doch wie kam der Berufskraftfahrer der Stadtwerke Bonn, Wolfgang Hellen, ausgerechnet auf die Idee, dieser Schule in Ghana, mit dieser Spendentour unter die Arme greifen zu wollen? Der Ghanaer Ansu Yeboah ist ein Arbeitskollege Hellens. Yeboah gründete 2015 die Schule. Als Yeboah ihm dann bei einem Gespräch unter Kollegen von der der Arbeit der Joy Stars School erzählte, „war die Spendenfahrt für Afrika geboren“, meint Hellen. Für Hellen gebe es „nichts Schöneres, als den persönlichen Kontakt zu Ansu Yeboah zu haben und damit auch genau zu wissen, was mit dem eingefahrenen Spendengeld passiert“.
„Entscheidend für die Tour ist, was man in den Beinen hat.“
Wolfgang Hellen
Die richtige Ausrüstung sei das A und O einer jeden Langstreckenradtour, ist sich Hellen sicher. „Da jedes Kilo in den Parktaschen zählt, nehme ich so wenig wie möglich mit.“ Auf gar keinen Fall dürften Werkzeug, Ersatzschlauch, Flickzeug und selbstverständlich das Notfallset fehlen. Die Bereifung seines Rades habe er bewusst etwas breiter gewählt. „Die Reifen sind eigentlich unplattbar“, glaubt Hellen an einen guten Lauf: „Entscheidend für die Tour ist aber, was man in den Beinen hat“, unterstrich der Birresdorfer, dass diese Tour „für mich eine einzige Bereicherung ist.“ Wichtig sei für ihn, „dass bei der Tour möglichst viel Geld für die Kinder zusammenkommt“.
Das sind die Etappen der Tour
Die Langstreckentour im Schnelldurchlauf: Auf der ersten Etappe in Richtung Mainz wird Hellen von Sportskameraden des Birresdorfer Sportvereins bis Koblenz begleitet. Weiter geht’s für ihn in Begleitung in Richtung Mainz und weiter ins Elsass. „Danach muss ich maximal zwei Tage alleine fahren – bis Besançon in Frankreich“, so Hellen. In Besançon plane er, den ersten Ruhetag einzulegen. „Mein guter Freund, der Birresdorfer Ortsvorsteher Uwe Igelmund, kommt mit dem Auto dann nach Besançon. Er begleitet mich bis Lyon.“ Von Lyon aus tritt dann ein anderer Gefährte gleichzeitig mit Hellen in die Pedale. „Wahrscheinlich begleitet er mich nach Südfrankreich, bis nach Montpellier.“ Plötzlich hat Wolfgang Hellen ein Glänzen in den Augen: „Nach Montpellier habe ich rund 350 Kilometer vor mir, da geht‘s über die Ausläufer der Pyrenäen – dann bin ich bis Barcelona wieder alleine unterwegs.“

Visionen für Birresdorf: Uwe Igelmund ist der neue Ortsvorsteher
Birresdorf. Wenn Uwe Igelmund durch den Ort geht, grüßen ihn die Menschen. Ein nettes „Hallo“ hier, ein kurzes „Wir sehen uns dann ja die Tage“ dort. Und in jüngster Zeit ist noch etwas hinzu gekommen – die Gratulation zur gewonnenen Wahl zum neuen Ortsvorsteher von Birresdorf.
In Barcelona schließt sich wieder der Freundeskreis. Dieser Freund kommt mit der Fähre von Mallorca angereist, und er möchte mich gerne nach Gibraltar und bis nach Afrika begleiten“, freut sich Wolfgang Hellen aufs gemeinsame Übersetzen mit der Fähre. Der Grund: „Damit ich auch mal afrikanischen Boden betreten habe“, hat Hellen das Tourende vor Augen. Schlussendlich geht’s mit einer Fähre von Tanger aus wieder nach Barcelona, danach nach Palma. Auf Mallorca angekommen, steht für Hellen Ausruhen im Plan. Wenig später geht's mit dem Flieger zurück nach Deutschland.
Für jeden gefahrenen Kilometer will Wolfgang Hellen einen Euro spenden. Macht unterm Strich für den Birresdorfer Hoffnungsträger in der Endabrechnung eine Spendensumme von 3000 Euro. Man müsse dann sehen, „was der Rest, der mitfährt, bereit ist zu geben“, bekundet Wolfgang Hellen, der hofft, dass möglichst viele Leute auf seine Aktion unter dem Hashtag „wolfgang4afrika“ aufmerksam werden, „die dann auch bereit sind, vielleicht etwas zu spenden“.