Schecks in Höhe von insgesamt 40.000 Euro überreichen er und der Gmeiner-Verlag an diesem Vormittag im Weingut Sonnenberg an verschiedene Institutionen und Hilfsprojekte im Ahrtal. Wenn Neumann über die Katastrophe in der Nacht vom 14. auf den 15. Juli und die Ereignisse danach schreibt, weiß er, wovon er redet. Der Autor gehört mit seiner Familie selbst zu den Betroffenen. Das Erdgeschoss seines Hauses stand unter Wasser. In „Es war doch nur Regen!?“ schildert der 46-Jährige seine persönlichen Erfahrungen im ersten Monat nach der Flut, kommentiert sie, übt Kritik an der Politik. Angefangen hatte alles mit Posts auf Facebook: „Ich habe tägliche Lageberichte gemacht“, erzählt Neumann. Er habe sich so alles von der Seele geschrieben.
Schon nach ein paar Tagen hätten ihn Anfragen erreicht, warum er nicht ein Buch aus seinen Berichten macht. Er sei doch Autor. Im April 2020 ist im Gmeiner-Verlag bereits der Thriller „Zehn“ des BKA-Beamten erschienen. Neumann spricht mit seinem Verlag, sagt ihm, er wolle das Buch schreiben, aber nur als Benefizprojekt. Der Verlag stimmt zu. Neumann macht sich ans Werk. Dass „Es war doch nur Regen!?“ ein Erfolg wird, zeichnet sich früh ab: „Die Erstauflage war quasi weg, bevor sie ausgeliefert war“, berichtet der Autor. Das Anfang Oktober erschienene Buch schafft es mehrere Wochen auf die Spiegel-Bestsellerliste und steht sogar eine Woche lang auf Platz eins in der Sparte Taschenbuch/Sachbücher. „Das war sehr überraschend“, sagt Andy Neumann.
Unglaublich viele Menschen aus dem Ahrtal hätten das Buch gekauft, auch viele Helfer. Bisher habe er nur positive Rückmeldungen bekommen. „Helfern treibt es teils Tränen in die Augen“, sagt Neumann. Betroffene könnten sich in seinem Buch wiederfinden. Aber „Es war doch nur Regen!?“ findet nicht nur Leser in der Region: Das Buch werde quer durch die Republik nachgefragt.
„Das ist natürlich wundervoll“, sagt der Autor. Denn sein Ziel sei es gewesen, „das, was hier geschehen ist, weiterhin festzuhalten“. Neumann hofft, das Interesse an dem, was sich im Ahrtal abgespielt hat, mit seinem Buch aufrechterhalten zu können. Denn es werde noch Jahre dauern, bis die Ortschaften im Ahrtal wieder hergestellt sind.
Momentan ist die sechste Auflage von Neumanns Buch auf dem Markt. Am Montag erscheint die siebte, kurz vor Weihnachten, am 23. Dezember, die achte Auflage, wie Jochen Große Entrup, Vertriebsleiter des Gmeiner-Verlags, bei der Spendenübergabe in Bad Neuenahr erklärt. Bei den ersten fünf Auflagen hätten der Autor sowie der Verlag auf ihren Gewinn verzichtet. Unterm Strich sind das 40.000 Euro, die nun fünf verschiedenen Institutionen und Initiativen zugutekommen: 10.000 Euro gehen jeweils an die Ahrtal-Jugendherberge, die Initiative „GlasklAhr“ sowie die Fluthilfe Ahr. Jeweils 5000 Euro bekommen der Verein für Katastrophenhilfe und Wiederaufbau „Die AHRche“ sowie die Initiative „5-Euro-Haus“.
Die Spendenempfänger bringen sich laut Neumann alle auf unterschiedlichste Weise im Ahrtal ein. Das Engagement reicht von konkreten Zuweisungen für einzelne Betroffene bis hin zu Renaturierungsprojekten. Den größten Teil seines Autorengehalts für das Buch möchte Andy Neumann auch nach der fünften Auflage weiterhin spenden, erklärt er gegenüber unserer Zeitung.
Und wie sieht es auf seiner eigener Hausbaustelle nach der Flut aus? „Der Estrich ist drin, ab Januar geht es an den Feinschliff“, sagt der Autor. Er und seine Familie hoffen auf einen Einzug Anfang März. Doch die meisten Betroffenen, glaubt Neumann, seien noch nicht so weit. Cordula Sailer
Das Buch „Es war doch nur Regen!?“ von Andy Neumann ist im Gmeiner-Verlag erschienen. Es kostet 14 Euro. Zudem gibt es Neumanns Werk seit Donnerstag als Hörbuch bei Audible.