Halbe Eingangspforte zum Dr.-Niessen-Haus in Bad Neuenahr schwamm in der Flut davon - nun ist sie wieder komplett
Bekanntes Haus in Bad Neuenahr: Was es mit der Geschichte dieser Tür auf sich hat
K-Lokal Nahr Scheckübergabe restaurierte Tür Poststraße vl. Regine Gallrein, Annette Willerscheid, Bernd Uwe Gallrein und der Spender
Hans-Jürgen Vollrath

Das gründerzeitliche Haus des Badearztes Dr. Wilhelm Niessen in der Neuenahrer Poststraße hat kürzlich eine neue Tür bekommen. Wie es dazu kam und welchses Schicksal die alte Tür ereilt hat.

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Die Tür eines Hauses ist nicht allein ein notwendiges Detail, um den Zugang ins Haus und auch die Sicherheit vor unbefugtem Eintreten ins Gebäude zu gewährleisten. Eine schöne Tür kann auch ein schmückendes Einzelteil, ja, ein Blickfang sein und dem gesamten Haus erst den richtigen Pfiff geben. So zu sehen ist das zum Beispiel in Bad Neuenahr in der Poststraße 30 an einem dreigeschossigen neugotischen Putzbau. Es ist das gründerzeitliche Haus des Badearztes Dr. Wilhelm Niessen. Das flutbetroffene Gebäude hat jetzt eine neue Tür.

Haus ist nicht zu übersehen

Das Haus fällt sofort auf, denn es ist im Straßenensemble durch seine schmucke Bauweise und die rötliche Farbe des Putzes ein Blickfang. 1894 wurde es im Neorenaissancestil als Kopie einer norditalienischen Villa errichtet. „Quisiana“ – hier findet man Heilung, steht in goldenen Lettern über dem Eingang mit seiner wunderschönen hellbraunen Holztür, die für sich selbst ein kleines Kunstwerk ist.

Wir haben noch die Straße herunter nach dem Türflügel gesucht, aber er war einfach verschwunden.

So erinnert sich Hauseigentümer Bernd Uwe Gallrein.

Das Gebäude zählt zu den schönsten und besterhaltenen Gebäudedenkmälern aus den großen Tagen des Kurbades. Der Erbauer, Sanitätsrat Dr. Wilhelm Niessen, leitete 46 Jahre lang das Krankenhaus „Maria Hilf“ und war unter anderem Vorsitzender des „Kur- und Verkehrswesenvereins Bad Neuenahr“. Ursprünglich als Einfamilienhaus mit Praxis genutzt, beherbergt das seit 1983 Regine und Bernd Uwe Gallrein gehörende, unter Denkmalschutz stehende Haus Wohnungen sowie Geschäftsräume und in der ursprünglichen Remise eine Weinstube mit Weinkeller. Mit viel Liebe und unter hohem Kostenaufwand hat das Ehepaar Gallrein das Haus denkmalgerecht saniert und instand gehalten.

Bis zur Flut bekam die Tür viel Aufmerksamkeit

Und nun zurück zur Tür, die als Pforte des Hauses vom ersten Tag an Menschen ein- und ausgehen ließ. Bis zur Flut im Juli 2021 wurde ihr Holz immer wieder sorgfältig bearbeitet und neu gestrichen, dann kam mit aller Macht die Schlamm- und Wasserwelle. Selbst die doppeltürige stabile Konstruktion hatte ihr nicht viel entgegenzusetzen. Die Kraft des Wassers riss sie aus den Angeln, eine Türhälfte verkeilte sich im Hausflur, die andere Hälfte schwamm davon und wurde nicht mehr gesehen. „Wir haben noch die Straße herunter nach ihr gesucht, aber sie war einfach verschwunden“, erinnert sich Bernd Uwe Gallrein.

So musste der gähnend leere Hauseingang notdürftig mit Brettern und Sperrholz gesichert werden. Rund 15.000 Euro kostete später die originalgetreue Wiederherstellung der Tür. An dieser Stelle der Geschichte kommen die Neusser Bürgerschützen und der Rheinische Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz ins Spiel. Bei einer Veranstaltung der Schützen blieb ein Betrag von 3706 Euro übrig, der über den Denkmalschutzverein nun als Fluthilfe in das Ahrtal transferiert werden sollte. Ein passendes Objekt dazu, nämlich die Tür des Dr.-Niessen-Haus in Bad Neuenahr war schnell gefunden.

Spende aus Neuss freut die Hausbesitzer

Und so war nun am Donnerstag Rudolf Conrads vom Rheinischen Verein für Denkmalpflege in der Kurstadt, um die Spende der Neusser Bürgerschützen an das Ehepaar Gallrein zur Wiederherstellung der Tür ihres Hauses offiziell zu überreichen. Mit dabei war auch Annette Willerscheid von der Kreisverwaltung, die die gesamte Renovierung des Hauses nach der Flut und natürlich auch der Tür denkmalrechtlich begleitet hat. Natürlich herrschte bei allen Beteiligten große Freude über den Zuschuss zu den Kosten, konnte doch hier ein Stück der Geschichte der Stadt wiederhergestellt und erhalten werden. Viele Tausend Bürger und Gäste der Stadt werden die Tür seit 1894 in der Hand gehabt, geöffnet und wieder geschlossen haben.

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