Jeder kennt es und vor Ort ist man sich in liebevoller Rivalität verbunden: Köln, Düsseldorf, Mainz – das jecke Dreigestirn im ewigen Wettkampf um den schönsten, prächtigsten und buntesten Rosenmontagszug. In Brenk schert man sich wenig um diese närrischen Muskelspiele, man hat den Karneval in der 190-Seelen-Gemeinde kurzerhand neu erfunden.
Im Grunde gibt es alles, was es bei den großen Narrenumzügen auch gibt, nur eben ein wenig anders. Bunt kostümierte Fußgruppen, aus Brenk und den umliegenden Gemeinden prägen das Bild, viele Prinzenpaare aus dem Brohltal nutzen diesen letzten Karnevalszug in der Umgebung noch einmal aus, um jecke Luft zu schnappen, bevor am Aschermittwoch alles vorbei ist.

Musik gibt es natürlich auch, denn ohne die altbekannten Karnevalshymnen geht es auch hier ganz am Ende des Brohltals nicht. Die Verstärkeranlage ist auf dem einzigen Wagen aufgebaut, der an der Spitze des Zuges rollt. Fahrer ist seit Jahr und Tag Theo Heinze. „Ich muss einmal nachschauen, seit wann ich das schon mache, bestimmt seit 25 Jahren“, erzählt der pensionierte Kfz-Meister und ortsansässige Pferdefreund. „Seit 1998 machst du das sicherlich“, vermutet seine Tochter. Zuerst habe er den Wagen mit seinem Auto gezogen, später dann mit dem Traktor.
Endpunkt des Brenker Karnevalszuges, den die Jecken kurzerhand „Wumzug“ getauft haben, sei die Linde an seinem Hof, so Heinze weiter. „Am letzten Altärchen“, wie er betont. Denn das ist das besondere beim Brenker Umzug: Kamelle, Strüsscher und Schnäpschen werden nicht aus dem Zug in die Menge geworfen, sondern vielmehr am Straßenrand von den Jecken an verschiedenen Altärchen kredenzt. Kamelle fliegen auf die Zugteilnehmer.

In Bewegung setzt sich der Zug im Übrigen nicht in Brenk, sondern im etwa einen Kilometer entfernten Ortsteil Fußhölle, das mit Stolz dabei ist. Sogar einen eigenen Narrenruf leistet man sich hier. Statt „Brenk Badda“ heißt es „Fusshöll – Hür es!“ Und wenn man schon bei den Brenker Besonderheiten ist, darf man den Steinbergerhof natürlich nicht vergessen. Der gehört zwar eigentlich zu Wehr, aber so genau nimmt das hier niemand. Deswegen darf auch der eigene Narrenruf „Steinberger Hof – Jitt Loft!“ nicht fehlen.
Los geht es, nachdem alle Anwesenden von der Brenker Karnevalsmafia ausgiebig mit Speis und Trank versorgt worden sind, pünktlich um 14:11 Uhr. Der Ortsteil Fußhölle ist so klein, dass der Zug zuerst einmal knapp einen Kilometer durch den Wald führt, bevor man Brenk erreicht. „Dort geht es dann beispielsweise beim alten Bürgermeister Christoph Stenz vorbei. Aber natürlich hat auch der neue Ortschef René Danzebrink ein Altärchen aufgebaut“, berichtet Heinze, der Mann an der Zugspitze. Irgendwann am Nachmittag ist das Spektakel vorbei, aber wer die Brenker kennt, weiß, dass an diesem Tag noch sehr lange in der kleinen Gemeinde im Brohltal gefeiert wird.