Nach einem Vortrag der Vorsitzenden der Enquêtekommission in Sinzig: Zuhörer machen ihrem Ärger Luft
Bei Vortrag über Hochwasserschutz in Sinzig: Es hagelt Kritik am Land
Die Vorsitzende der Enquete-Kommission Dr. Lea Heidbreder hielt einen Vortrag im Pfarrheim St. Peter in Sinzig. Foto: Judith Schumacher
Judith Schumacher

Sinzig. Einen sogenannten Impulsvortrag zum Thema „Starregenvorsorge und Hochwasserschutz“ hielt jetzt die Vorsitzende der Enquêtekommission „Konsequenzen aus der Flutkatastrophe in Rheinland-Pfalz: Erfolgreichen Katastrophenschutz gewährleisten, Klimawandel ernst nehmen und Vorsorgekonzepte weiterentwickeln“, Dr. Lea Heidbreder (Bündnis 90/Die Grünen) im Sinziger Pfarrheim St. Peter.

Er war Teil der Reihe „betrifft:SINZIG“ der Sinziger Grünen. Allerdings kam Heidbreder dabei über Allgemeinplätze nicht hinaus.

Infos, die Zuhörern bekannt sind

Sie informierte unter anderem darüber, dass das Jahr 2020 das wärmste seit der Wetteraufzeichnungen war und dass es seit Anfang der 1990er-Jahren doppelt so viele Extremwetterereignisse gab und befand: „Man hätte besser bei den Bauleitplanungen vor der Flutkatastrophe im Ahrtal im Jahr 2021 die historischen Starkregenereignisse berücksichtigt, dann wäre hier nicht so viel passiert.“ Nun gebe es zusätzliche Pegelprognosen, einen neuen Internetauftritt des Landes in Sachen Hochwasser sowie die Warnapps Nina und Katwarn. Man müsse Rückhaltebecken, Deiche und Dämme bauen, Flächenversiegelung vermeiden und der Einzelne sich um den Schutz seines Gebäude bemühen, so die Referentin. Außerdem wies sie auf die Arbeit des Zusammenschlusses „Hochwasserpartnerschaft Ahr“ im Kreis Ahrweiler hin.

Wichtig ist, dass Maßnahmen zur Wasserrückhaltung früher angegangen werden.

Reiner Friedsam, FWG-Fraktionschef im Sinziger Stadtrat

Alles Dinge, die für die Zuhörer, die sich seit eineinhalb Jahren mit den Auswirkungen der Flut beschäftigen, nicht neu waren. So verwundert es nicht, dass sich die Vorsitzende der Enquêtekommission einige Kritik auch aus den Reihen der Parteikollegen anhören musste. So sagte etwa Ingo Binnewerg, ehemaliges Grünen-Stadtratsmitglied in Sinzig: „Das ist uns hier allen bekannt, aber seit eineinhalb Jahren passiert hier nichts, und die Menschen haben bei jedem Regen einfach Angst.“ Heidbreder antwortete: „Die Enquêtekommission ist für zwei Jahre angesetzt, ihr Ziel ist nicht der konkrete Blick vor Ort, sondern zu sehen, wie am Beispiel Ahr die Ziele des Hochwasser- und Starkregenschutzes auch woanders in Rheinland-Pfalz umgesetzt werden könnten.“

Forderung: Schneller Rückhaltebecken bauen

Reiner Friedsam (FWG) kritisierte: „Das Hochwasserschutzkonzept wird gerade erst ausgeschrieben. Bis Ergebnisse vorliegen, wird es wohl bis Ende 2024 dauern. Erste Maßnahmen werden dann erst 2025/2026 umgesetzt. Bis dahin müssen Anwohner weiter in Angst leben. Wichtig ist aber, dass Maßnahmen zur Wasserrückhaltung früher angegangen werden.“

Auch Klaus Puchstein sprach sich dafür aus, die Anlieger an der oberen Ahr zu motivieren, schneller Rückhaltebecken zu bauen. Gerade die Trockenzeiten zwischen den Hochwässern würden dafür sprechen, möglichst jeden Tropfen in der Fläche zurück zu halten, so Puchstein. „Man kann am Rodder Maar sehen, wie gut es von den Touristen angenommen wird. Ähnliche Anziehungspunkte als Retentionsflächen könnte man auch an der mittleren und oberen Ahr schaffen“, regte er an. Ein weiterer Zuhörer betonte: „Die Kommunen haben keine vernünftigen Rahmenbedingungen. Sie brauchen Handlungsanweisungen damit sie Rechtssicherheit haben.“

Schmitt: Einige Maßnahmen zu kurz gegriffen

Martin Schmitt, ehemaliger Bundestagskandidat von den Grünen und Ortsbürgermeister der Eifelgemeinde Monreal, beschwerte sich darüber, dass einige Ideen und Maßnahmen zum Hochwasserschutz zu kurz griffen. „In unserem engen Tal fließt die Elz. Es ist geplant, fünf Kilometer flussaufwärts von Monreal entfernt einen Pegel zu installieren. Das Wasser ist aber innerhalb von fünf Minuten bei uns. Wir brauchen keinen Pegel dort, aber über eine Geländemodellationssoftware wäre eine gute Vorhersage hinzubekommen.“ Das Publikum riet der 32-jährigen Politikerin aus Landau, die Anregungen mit in den Landtag zu nehmen.

Von Judith Schumacher

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