Der Campingplatz sei gerade jetzt außerordentlich wichtig, um den Tourismus zu beleben. Die Flutkatastrophe hat fast alle anderen Stellflächen für Zelte und Wohnmobile im Ahrtal verwüstet. Der Campingplatz in Mayschoß diene auch zahlreichen Helfern und Handwerkern als kostengünstige Unterkunft, und der Wiederaufbau werde noch viele Jahre dauern.
Campingplatz ab Frühjahr mit neuer Kneipe
Zu den Helfern der ersten Stunde gehörten Joachim Klink und Ramona Zrelli aus dem Sauerland. Sie schafften ran, was die Menschen im Ahrtal nach der Katastrophe brauchten. Ganz am Anfang war das vor allem Trinkwasser. Bis heute organisieren sie mit dem Verein „Kohle fürs Ahrtal“ Brennstoffe und Öfen. Nun wollen die Sauerländer im Ahrtal sesshaft werden.
Sie eröffnen im Frühjahr die „Klause“ auf dem Campingplatz, eine gemütliche Kneipe für die Gäste der rund 100 Dauercampingplätze, für Kurzzeiturlauber – und ganz Mayschoß. Ihr Restaurant in Hemer hat Ramona Zrelli bereits geschlossen. Nun würde sie sich gern mit Volldampf dem neuen Projekt widmen. Die wichtigsten Renovierungsarbeiten sind erledigt. Auch in der Klause stand das Wasser 80 Zentimeter hoch; es war den Berg herabgestürzt, und auch der sonst harmlose Auelsbach hatte zerstörerische Kraft entwickelt.
Engagierte hoffen auf Planungssicherheit
Jetzt hofft die Gastwirtin auf Planungssicherheit. So wie Helga Dettmann und Guido Kurzbach, die Betreiberin des Campingplatzes und ihr Partner. Sie wollen unter anderem die Sanitäranlagen erneuern. Das geht richtig ins Geld, und eine solche Investition sollte sich längerfristig auszahlen. Für den Erhalt des Campingplatzes, den es seit fast 50 Jahren gibt, hatte sich eine Petition eingesetzt, die mehr als 4200 Unterstützer fand, darunter 347 aus Mayschoß. Eine Unterschriftenliste mit demselben Ziel umfasst noch einmal 1347 Namen, darunter 307 aus Mayschoß.
Im Sommer 2021, als die Wassermassen das Ahrtal zerstört hatten, war der Campingplatz eine zentrale Anlaufstelle für die Helfer. Geblieben sind nicht nur Zrelli und Klink, sondern Dienstleister und Handwerker aus ganz Deutschland, die jetzt und in den kommenden Jahren so dringend gebraucht werden. Wenn die sich künftig in einer Ferienwohnung oder einem Hotel einmieten müssen, wäre das zu teuer.
Campingplatz touristisch bedeutsam
Eine Architektin, die den Campingplatz als Stützpunkt nutzt, weil sie für die Menschen im Ahrtal da sein will, sagt: „Das ist vielen eine Heimat geworden. Hier verarbeiten die Menschen zusammen, was sie erlebt haben.“ Nützlich könnte das Areal auch für Kinder der Umgebung sein. Sie hätten die Möglichkeit, hier schwimmen zu lernen. Das Becken hat zwar nicht gerade Wettkampfmaße, aber erste Züge lassen sich hier bestimmt gut trainieren. Die meisten Schwimmbäder ringsum sind kaputt.
Von erheblicher Bedeutung für den Tourismus sei der Campingplatz ohnehin. Denn wer heute mit einem hochwertigen Wohnmobil durch die Lande reise, sei kein bedürfnisloser Wandervogel, sondern bringe Kaufkraft ins Tal. „Die machen sich nicht abends eine Dose Ravioli auf, sondern gehen essen. Und die nehmen den Wein kistenweise mit nach Hause“, sagt Klink. Von solcher Kundschaft profitiere der ganze Ort. Daher wünschen sich die Freunde der „Burgwiese“, dass die Eigentümerin des Grundstücks, die Fürst-von-Arenberg-Verwaltung, ihre Absicht, hier Wohnraum zu schaffen, überdenkt und die soziale Bedeutung des Campingplatzes würdigt.
Ortsgemeinde benötigt Bauland
Mayschoß brauche Bauland, hieß es bereits 2019, als der Gemeinderat schon einmal „den Beschluss zur Aufstellung eines Bebauungsplans im beschleunigten Verfahren“ gefasst hatte. Nach damaliger Rechtslage hätte das Verfahren bis Ende 2021 abgeschlossen sein müssen. „Dies war nicht der Fall“, vermerkt die Beschlussvorlage für die Sitzung des Ortsgemeinderates Ende Dezember 2022.
Dort heißt es auch: „Im beschleunigten Verfahren kann auf die Durchführung einer frühzeitigen Beteiligung der Öffentlichkeit sowie der Behörden und sonstigen Träger öffentlicher Belange verzichtet werden. Eine Umweltprüfung, die Überwachung der Umweltauswirkungen sowie der Ausgleich von Beeinträchtigungen des Naturhaushalts sind nicht erforderlich. Der Flächennutzungsplan kann ohne förmliches Verfahren im Wege der Berechtigung angepasst werden.“ Nun sei das Verfahren bis Ende 2024 zu beenden.
Unterstützer des Campingplatzes weisen darauf hin, dass in der Ortslage andere Grundstücke zur Verfügung stünden, die als Bauland genutzt werden könnten – vorrangig wäre es im Übrigen, Baulücken zu schließen. Zudem liege der Campingplatz auf sumpfigem Boden – und empfehle sich allein deshalb nicht als Baugrund.