Steinhauer feiern zum 26. Mal ihre Barbarakirmes vor vollem Haus
Barbarakirmes: Wo Weiwener Platt auf Irish Folk trifft
Für eine gelungene Überraschung sorgte Sandra Schneider aus Dedenbach mit ihren Mundartsongs. Foto: Hans-Josef Schneider
Hans-Josef Schneider

Weibern. Die Barbarakirmes hat bei den Steinhauern von Weibern seit jeher eine besondere Tradition. Die heilige Barbara ist nicht nur die Namensgeberin der Pfarrei, sondern auch die Schutzpatronin der Bergleute und Steinbrecher, Steinhauer und Steinmetze. Deshalb lud der Steinhauerverein jetzt schon zum 26. Mal in den Mehrzwecktrakt der Robert-Wolff-Halle zur Winterkirmes ein.

Für eine gelungene Überraschung sorgte Sandra Schneider aus Dedenbach mit ihren Mundartsongs. Foto: Hans-Josef Schneider
Hans-Josef Schneider

Das eigens gebildete Orga-Team hatte wieder gute Vorarbeit geleistet, um die Veranstaltung zu einem besonderen Ereignis werden zu lassen. Dabei hat sich die Zusammenarbeit mit den Heimatfreunden, die sich ebenfalls darum bemühen, Traditionen aufrecht zu erhalten und historisch Gewachsenes für die Nachwelt zu konservieren, inzwischen als Glücksfall herausgestellt. Die enge Kooperation zwischen zwei Dorfvereinen hat auch dazu geführt, dass der Barbarakirmes ein neues Gesicht verpasst wurde.

Beliebte Feier – außer bei der Jugend

Als Veranstaltungstag wurde entgegen der Tradition der Samstag gewählt. Es war ein geschickter Schachzug, denn die Räumlichkeiten im Mehrzwecktrakt waren wieder proppenvoll. Der tiefere Grund für das gewachsene Publikumsinteresse ist aber die neue Form der Programmgestaltung. „Weiwene Verzellschje“, bei denen einheimischen Mundartdichtern eine Bühne geboten wird, haben sich als Zuschauermagnet entpuppt. Zu wünschen wäre nur noch, dass sich von diesem Highlight örtlicher Mundart mehr junge Menschen angesprochen fühlen würden. So aber sind es vornehmlich jene, die aufgrund ihres Alters auch noch alle Feinheiten des Dialekts aus den Darbietungen heraushören können.

Weiberner Originale auf der Bühne

So etwa bei Manfred Dahm, der es trotz seiner 87 Jahre immer noch schafft, die Zuhörer in seinen Bann zu ziehen. Und das nicht nur wegen seines in lupenreinem Platt wiedergegebenen Störzjen „Od de Wäed“ (Auf der Weide). Ihm gelingt es auch, mit schauspielerischem Talent Weiberner Originale nachzuahmen. So wie jene ältere Frau aus der Nachbarschaft, die sich wortreich darüber beschwerte, dass das von „Dahms Lang“ und seinem Kumpan gehütete Rindvieh ihr Knollenfeld heimgesucht hatte.

Der nur um zwei Jahre jüngere, aber nicht weniger schlitzohrige Rudolf Reinhardt kann ebenfalls seine Zuhörerschaft mitreißen. So etwa wenn er über eine gute Nachbarschaft berichtet oder mit dem Brustton der Überzeugung von sich behauptet, Geld nicht für sich, sondern nur für andere zu brauchen.

Zwar um Jahre jünger, aber keinesfalls weniger sattelfest in heimischer Mundart ist Jutta Bell, die diesmal das nahende Weihnachtsfest zum Thema ihres Vortrags machte. Wenn sie auspackt, was alles um und mit einem Christbaum passieren kann, dann kann man dies ohne Einschränkungen als ein Drama bezeichnen.

Liedermachersongs und Irish Folk

Immer für eine Überraschung gut ist Bernhard Klapperich, der Chef der Heimatfreunde. Sandra Schneider hatte er beim Königsfelder Mundartabend nicht nur kennen- und schätzen gelernt, er hat sie auch gleich für die Mitgestaltung der Barbarakirmes gewonnen. Die Liedermacherin aus Dedenbach greift Ereignisse und Vorgänge des Alltags auf und verarbeitet sie musikalisch wie beim „Hondsdresstütchen-Leed“ oder beim Lied über ihre Erfahrungen in der Quarantäne. Den meisten im begeistert applaudierendem Publikum wird sie aus der Seele gesprochen haben, als die in ihrem dritten Lied ihre Mitmenschen aufforderte, anderen mehr zu gönnen.

Nach dem traditionellen Döppekooche-Essen wartete mit dem Shamrock-Duo noch ein weiterer musikalischer Höhepunkt auf die Gäste. Hilde und Jupp Fuhs gehören zu den Urgesteinen der Irish-Folk-Szene in Deutschland. Sie haben ein schier endloses Repertoire an Liedern, Balladen und Geschichten aus dem keltischen Kulturkreis und davon inspiriert auch viele eigene Stücke entwickelt, die sie auf eine lebendige unprätentiöse Art vortragen. Vor allem die wunderschöne Altstimme von Hilde Fuhs sorgt dafür, dass die Musik direkt ins Herz geht.

Von Hans-Josef Schneider

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