Der Wiederaufbau entlang der Ahr und der Aufbau der Ahr selbst im Stadtteil Ahrweiler nehmen langsam Fahrt auf. Um auch die Bürger über die anfallenden Arbeiten zu informieren, führt die Aufbau- und Entwicklungsgesellschaft Bad Neuenahr-Ahrweiler (AuEG) regelmäßig in ihren Geschäftsstellen in Ahrweiler und Bad Neuenahr sogenannte Bürgerdialoge durch. Die Bürger spitzten jetzt in Ahrweiler die Ohren.
Etwa 50 Bürger beim Dialog dabei
Bei den Dialogen wird von Fachleuten in verständlicher Art und Weise alles erklärt, was an Untersuchungen und Planungen bereits durchgeführt ist und was in den nächsten Monaten an Bauarbeiten zu erwarten ist. Kürzlich waren nun die Bürger von Ahrweiler zum Thema „Aktuelle Planungen von Fluss und Ufer in Ahrweiler“ in die AuEG-Niederlassung in der Schülzchenstraße eingeladen. Rund 50 Bürger folgten der Einladung.

„Wie können wir einen guten Hochwasserschutz schaffen, dabei gleichzeitig zu einer ökologischen Aufwertung kommen und attraktive Freiräume in Ahrweiler und Bachem gestalten?“, so die Fragestellung für die die AuEG Lösungen zu erarbeiten hatte. In der Bevölkerung wird oft moniert, dass am Fluss fast vier Jahre nach der Flut noch nicht viel Sichtbares geschehen ist. Wer sich aber nun beim Bürgerdialog die notwendigen Arbeiten wie den Freiraumerischen Masterplan, das Gewässerwiederherstellungskonzept und das erstellte Hydraulikmodell der Ahr hat erklären lassen, der erkennt, welche Arbeit darin steckt und mit welcher Genauigkeit gearbeitet werden muss.
Ergebnisse wurden vorgestellt
Die notwendigen Untersuchungen sind so weit durchgeführt, und die Ergebnisse wurden nun vorgestellt. So zum Beispiel die zur notwendigen Kampfmittelräumung. Jeder weiß es, unter welchem Bombenhagel Ahrweiler zu Ende des Zweiten Weltkrieges lag, und nicht jede Bombe ist detoniert. Inzwischen hat die Strömung viele Dinge weiter flussabwärts gespült.
Zudem gibt es die hydraulischen Untersuchungen, die genauestens aufzeigen, wo bei welchen Wasserständen mit Überschwemmungen gerechnet werden muss, wenn keine Schutzmaßnahmen getroffen werden. So war der Bürgerdialog eine regelrecht spannende Veranstaltung, innerhalb derer die Bürger viel bisher Unbekanntes über die Ahr lernen konnten.

Das mussten aber vorher schon die Experten. Deshalb zählte zunächst auch der Punkt „Die Ahr verstehen“ zu ihren ersten Aufgaben. Dann erst wurden Maßnahmen entwickelt, wie zum Beispiel der Bau der Carl-von-Ehrenwall-Allee mit einem notwendigen Vorlandabtrag, um die Ahr zu erweitern.
Die nächste Frage lautete: Wie sollen Spiel, Sport und eine neue Feuerwehr am Ufer realisiert werden? Hinzu kamen Planungen zum Hochwasserschutz an der Ahrallee. Schnell war klar, dass es mit einem reinen Wiederaufbau nicht getan ist. Es muss völlig neu entwickelt werden.
Viele neue Erkenntnisse über die Ahr
Überraschend viele neue Erkenntnisse brachte es, alte und neue Landkarten einmal übereinanderzulegen. Als Grundlage diente dabei die Tranchot-Karte von 1803. Zu erkennen war schnell, dass die Ahr ein Fluss ist, der sich ständig verändert und immer wieder sein Flussbett verlagert. Ein besonders gutes Beispiel war der Flussbogen bei der Ehrenwall’schen Klinik, der nun durch eine Pralluferwand gesichert wird, um den Bestand der Klinik abzusichern. Die Untersuchungsergebnisse liegen vor, die Pläne sind weitgehend fertig, und es kann nun also verstärkt losgehen.

Frischzellenkur für das Herz von Bad Neuenahr
Derzeit ist der Kurpark in Bad Neuenahr nach der Ahrflut nur provisorisch wieder hergestellt. In absehbarer Zeit will die Stadt ihre grüne Oase aber wieder in überarbeitetem Zustand präsentieren. Dazu liegt ein Konzept vor.
Neben dem Bau der Bachemer Brücke, der bereits mit dem ersten Spatenstich im November 2024 begann, laufen seit Februar 2025 auch die Vorarbeiten zur Errichtung der Pralluferwand entlang der Carl-von-Ehrenwall-Allee. Die konkretisierten Pläne zum Neubau der Obertorbrücke sowie der Otlerbrücke nahe dem Schwimmbad, die beide als Hubbrücken neu entstehen sollen, wurden bereits im Ortsbeirat von Ahrweiler vorgestellt.
Neubau der Ahrtorbrücke erst 2026
Noch bis in das nächste Jahr hinein dauert es, ehe der Neubau der Ahrtorbrücke, für den der Landesbetrieb Mobilität (LBM) zuständig ist, beginnen kann. Vorgezogene Maßnahmen zur Verbesserung des Hochwasserabflusses im Abschnitt der besonders nahe am Fluss liegenden Ahrallee sind in der Vorbereitung. Unter zwei unterschiedlichen Möglichkeiten einer Schutzwand hat der Stadtrat auszuwählen. Sind die noch erforderlichen Detailbeschlüsse gefasst, werden auch dort die Arbeiten beginnen. Die AuEG rechnet damit, dass es noch 2025 losgehen kann.

Besonders viel Vorlandabtrag, um der Ahr durch Retentionsflächen mehr Raum zu geben, wird es bei Bachem geben. Dort werden ab Spätsommer 2025 die Uferwiesen tiefer gelegt, um dem Wasser größeren Raum zu geben.
Erklärt wurde auch, wie die Kita Rappelkiste geschützt werden soll und wie die Mündung des Bachemer Baches aussehen wird. Es werden durch den Abtrag keine großen Freiflächen entstehen, denn eines der Ziele ist auch die ökologische Aufwertung des Flusses. Es wurde genau festgelegt, wo die vorhandenen Bäume erhalten bleiben und wo neue gepflanzt werden. Der durch die Absenkungen entstehende Abraum kann dann etwa zum Auffüllen alter Grubenlöcher im Land verwandt werden.
Größere Erdarbeiten beginnen bald
Es wird also schon jetzt absehbar bald richtig rund gehen im kleinen Ahrabschnitt Ahrweiler. „Es werden viele Erdarbeiten beginnen, viele Lkws fahren und große Bohrgeräte zum Einsatz kommen“, sagte AuEG-Geschäftsführer Hermann-Josef Pelgrim voraus.

Die Gesellschaft beschäftigt derzeit 64 Mitarbeiter, die augenblicklich weit mehr als 100 Projekte betreuen. Vorsichtshalber hat beim Bürgerdialog niemand danach gefragt, wann das alles fertig sein soll. Und zu den Kosten kann man derzeit sowieso noch nichts sagen. Eine Unmenge von Einzelposten werden zu berechnen sein. Wie sich die Preisentwicklung darstellen wird, kann man heute auch noch nicht erkennen.