Werk an der Ahr erreicht erst ab März wieder Reinigungswerte wie vor der Flut
Bakterienmasse muss neu aufgebaut werden: Klärwerk an der Ahr reinigt erst ab März wieder wie vor der Flut
Die biologische Reinigung der Abwässer in der Sinziger Kläranlage läuft. Bis sie aber so sauber klärt wie vor der Flut, wird es noch bis März kommenden Jahres dauern. Foto: Frank Bugge
Frank Bugge

Sinzig. Der Schaden nach der Flutkatastrophe war immens, aber fünf Monate nach dem Ahrhochwasser läuft die Kläranlage Sinzig wieder mit voller biologischer Reinigung. Die rheinland-pfälzische Umweltministerin Katrin Eder (Bündnis 90/Die Grünen) durfte bei ihrem ersten Außentermin medienwirksam das Knöpfchen drücken, um die Reinigung wieder in Gang zu setzen. Das Klärwerk läuft zwar, arbeitet aber noch nicht „richtig sauber“, wenn das Abwasser in die Ahr abgeleitet wird.

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„Wir gehen davon aus, dass zum 1. März 2022 die Kläranlage die Abwässer wieder entsprechend der beschiedenen Werte – wie zum Zeitpunkt vor der Flutkatastrophe – reinigen kann“, heißt es im Jahresresümee, das Werkleiter Marco Laux jetzt vorgelegt hat. In einem biologischen Prozess muss sich erst die Bakterienmasse in den Belebungsbecken aufbauen, damit die Bakterien ihre Reinigungsarbeit verrichten können. Dies werde allerdings erschwert durch die kühlen Temperaturen und durch einen hohen Anteil von „zu sauberem“ Wasser, das über die teilweise nach der Zerstörung durch die Flut noch undichten Kanäle ins Klärwerk kommt. Das Kanalnetz des Abwasserzweckverbands Untere Ahr, den die Städte Bad Neuenahr-Ahrweiler, Remagen, Sinzig, die Gemeinde Grafschaft sowie die Verbandsgemeinden Altenahr und Bad Breisig bilden, reicht ahraufwärts bis nach Rech und nimmt von da alles Abwasser zur Klärung in Sinzig auf.

Laux rechnet vor: Seit Dezember erreichen bei Trockenwetter, also ohne Regenwasser, im Tagesverlauf 1300 bis 2000 Kubikmeter Abwasser pro Stunde aus der Kanalisation die Kläranlage. Dies sei etwa das Eineinhalbfache des Trockenzuflusses vor der Flutkatastrophe. Einerseits dringt „sauberes“ Wasser ein, andererseits hat der Kanal Löcher. Der Werkleiter berichtet, dass von den ursprünglich 15 Schadstellen zwischen Rech und Sinzig einige repariert wurden. Fünf Schadstellen wurden provisorisch wiederhergestellt, drei folgen noch. Hier wird das Abwasser mittels Pumpen an den zerstörten Stellen vorbei in die intakten Kanäle geleitet.

„Leider gibt es aber auch zwei Abschnitte, die erst bis Ende Januar 2022 geschlossen werden können“, erläutert Laux. Abwasser geht dort so lange direkt in die Ahr, hieß es beim Besuch der Ministerin. Der Werkleiter geht davon aus, dass die Reparaturarbeiten bis ins Jahr 2023 dauern werden. Dabei nennt er auch erste Kosten. Für die Schadensbeseitigung seien rund 5,1 Millionen Euro angefallen. Es werde erwartet, dass der größte Teil davon aus dem Wiederaufbaufonds bezahlt werde. Im Blick bleibt die Kläranlage in Sinzig, für die schon vor der Flut ein Modernisierungskonzept für rund 30 Millionen Euro und eine Umbauzeit bis zum Jahr 2030 veranschlagt waren.

Im ersten Quartal 2022 solle es ein umfassendes Schadensgutachten geben. Außerdem muss die direkt an der Ahr liegende Anlage selbst gegen Hochwasser geschützt werden. Laux kündigt eine „grobe Planung“ dafür an. „Beides wird Einfluss auf die Entscheidung des Wiederaufbaus der Kläranlage oder einen Standortwechsel haben“, meint der Werkleiter.

In den Gebäuden der Kläranlage laufen derzeit die Reparaturen: Ein Containerdorf als Ersatz steht, und das Labor soll wieder Proben analysieren. In den nächsten Wochen werde das Betriebsgebäude entkernt. Ab Januar folgen die Reinigung aller technischen Anlagen durch Industriereiniger und die Instandsetzung der Werkstatt.

Von unserem Mitarbeiter Frank Bugge

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