Kommune gibt Ratschläge
Bad Neuenahr begegnet Klimawandel mit  Wärmeplanung
Eine ältere Gasheizung wie hier, hat zwar nicht sofort, aber auf absehbare Zeit ausgedient. Die kommunale Wärmeplanung gibt Ratschläge für CO2-arme Nachfolgesysteme.
Jochen Tarrach

Derzeit beschäftigen sich viele Kommunen mit einer kommunalen Wärmeplanung. Der Stadtrat von Bad Neuenahr-Ahrweiler hat jetzt dazu einen Beschluss gefasst.

Mit einer Wärmeplanung will die Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler einen weiteren Schritt in die Zukunft machen. So hat der Stadtrat bereits im März 2023 beschlossen, einen Förderantrag zur Unterstützung für die Erstellung einer kommunalen Wärmeplanung zu stellen. So erstellte das Büro greenventory GmbH aus Freiburg in Zusammenarbeit mit den Ahrtal-Werken sowie der SME Management GmbH aus Elsdorf von Juli 2023 bis Oktober 2024 den kommunalen Wärmeplan. Allerdings: Der Leitfaden zur Wärmeplanung ist rechtlich unverbindlich und wird alle fünf Jahre fortgeschrieben. So beschäftigte sich nun der Stadtrat am Montag mit dem umfangreichen neuen Plan und beschloss ihn bei zwei Gegenstimmen aus den Reihen der AfD als Grundlage für das weitere Vorgehen innerhalb der Energieversorgungsinfrastruktur. Für die Bürger ändert sich vorerst dadurch nichts. „Wir reden hier über einen Plan, mehr nicht“, so Bürgermeister Guido Orthen.

„Wichtig ist eine Energieberatungskampagne, die den Bürgern neue Impulse liefert, wenn die Heizungssanierung ansteht.“
So steht es im kommunalen Wärmeplan

Die Wärmeversorgung der Bürger macht in Deutschland mehr als 50 Prozent des gesamten Energieverbrauchs aus und verursacht einen Großteil des CO2-Ausstoßes. In der Kreisstadt sind es gemäß den Erkenntnissen im Wärmeplan sogar 91,6 Prozent. „Die Wärmewende muss hier also hauptsächlich im privaten Wohnbereich stattfinden“, so Johannes Jacobs vom Büro greenventory. So ist es Aufgabe der Wärmeplanung, für den Ort den besten und kosteneffizientesten Weg zu einer klimafreundlichen und fortschrittlichen Wärmeversorgung zu ermitteln.

Eine der nutzbaren Möglichkeiten ist der Anschluss an die Fernwärme der Ahrtal-Werke. Eine Bestandsanalyse zeigte, dass ein Großteil der Gebäude vor 1979 errichtet wurde und ein hohes Sanierungspotenzial aufweist. Fossile Energieträger, besondere Erdgas und Heizöl, dominieren die gegenwärtige Wärmeversorgung und verursachen einen Großteil der CO2-Emissionen. Dagegen bestehen vielfältige Möglichkeiten, das abzuändern. Solarthermie auf Freiflächen und Dächern, oberflächennahe Geothermie, Luftwärmepumpen, Biomasse und die umweltfreundliche Fernwärme könnten als Quellen einen großen Teil übernehmen.

Spielt Fernwärme demnächst im eigenen Viertel eine Rolle? Darüber kann eine kommunale Wärmeplanung Auskunft geben.
picture alliance/dpa

All diese Möglichkeiten böten bei der energetischen Sanierung von Gebäuden, insbesondere bei den vor 1978 erbauten, ein erhebliches Einsparpotenzial an CO2. Angeregt wird im Wärmeplan eine Energieberatungskampagne, die den Bürgern neue Impulse liefern könnte, wenn die Heizungssanierung ansteht.

Natürlich sollte die Stadt mit ihren Gebäuden als Vorbild dienen. Wie das allerdings von der Stadt und den betroffenen Bürgern alles finanziert werden soll, darüber gibt der Wärmeplan keine Auskunft. Wie stark jedoch die Preise von Gas und Öl innerhalb kurzer Zeit ansteigen können, wurde erst in den vergangenen Jahren deutlich vor Augen geführt. Unter Beachtung der Vorschläge des Wärmeplanes könnte mittels strategischer Planung die Umstellung gelingen und die Abhängigkeit von fossilen, umweltschädlichen Brennstoffen zügig überwunden werden.

Nur AfD sieht Lasten für die Bürger

Bis auf die Stadträte der AfD äußerten sich innerhalb der Diskussion des Rates alle Fraktionssprecher dafür, die Energieversorgungsstruktur im Stadtgebiet auf der Grundlage des Wärmeplans gemeinschaftlich weiterzuentwickeln. Natalie Baum (CDU) begrüßte den Entwurf. Angesichts des fortschreitenden Klimawandels sah sie eine Planungsgrundlage zur sicheren, kostengünstigen und klimaneutralen Energieversorgung als unabdingbar an.

Der Plan gebe den Bürgern Sicherheit, wohin der Weg geht und wie ihre eigenen Planungen aussehen könnten, ergänzte Christoph Scheuer (Bündnis 90/ Grüne). Auch Rolf Deißler (FDP) sah den Wärmeplan positiv, er könne zur Erhöhung der Lebensqualität beitragen. Klimaschutz sei für die SPD kein Fremdwort, sagte Werner Kasel, und die Grundsatzüberlegungen der Planung stellten wesentliche Bausteine des Gesamtkonzeptes da. Ebenso sah das auch Alfred Förner von der FWG. Nur Martin Kallweitt (AfD) sah das alles anders. Die Wärmeplanung sei ein weiterer Baustein, die Energiewende der Grünen zu Lasten und auf dem Rücken der Bürger durchzusetzen.

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