Kreisstadt
Bad Neuenahr-Ahrweiler: Mammutbaum war nicht zu retten
Das Ende eines Baumriesen. Welche Ausmaße der 150 Jahre alte Mammutbaum hat, zeigt das Größenverhältnis zu den Mitarbeitern der Fachfirma.
Jochen Tarrach

Kreisstadt - „Mein Freund der Baum ist tot.“ Durchaus zutreffend ist dieser beliebte Schlagertitel aus den 60er-Jahren für das Geschehen am Samstag an der ehemaligen Both-Villa nahe dem Mittelzentrum. Der genau 150 Jahre alte Mammutbaum der Sorte „Sequonia Gigantea“ wurde ein Opfer der Motorkettensäge.

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Kreisstadt – „Mein Freund der Baum ist tot.“ Durchaus zutreffend ist dieser beliebte Schlagertitel aus den 60er-Jahren für das Geschehen am Samstag an der ehemaligen Both-Villa nahe dem Mittelzentrum. Der genau 150 Jahre alte Mammutbaum der Sorte „Sequonia Gigantea“ wurde ein Opfer der Motorkettensäge.

15 Jahrzehnte hat es gedauert, bis der gewaltige Baum eine Höhe von fast 30 Metern erreichte, zu einem Gewicht von gut 20 Tonnen und einen Stammumfang von 6,80 Metern heranwuchs. Keine fünf Stunden hat es gedauert, um den einst von Quellenentdecker Georg Kreuzberg im Jahr 1862 höchstpersönlich angepflanzten Baum von Mitarbeitern der Fachfirma Volker Kahle zu fällen. Die Stadtverwaltung hatte Besitzer Georg Grohs angeraten, den Baum, der offiziell nicht zum Naturdenkmal erklärt wurde, zu beseitigen.

Erst zehn Jahre bevor Georg Kreuzberg für insgesamt 60 Taler zwölf solcher Bäume als Setzlinge bei einer englischen Handelsgärtnerei orderte, sind sie durch Goldsucher in den Weiten Kaliforniens entdeckt worden. Diese haben den Baum nach dem Indianer Sequoyah „Sequonia Gigantea“ getauft. Er ist ein Mittelglied zwischen Kiefer und Zypresse und hat kein besonders hartes Holz. Gute Bedingungen haben die zwölf Kreuzberg’schen Bäume offensichtlich im Ahrtal nicht, denn von dem Dutzend Bäume sind jetzt nur noch zwei vorhanden. Bei Georg Grohs als auch bei zahlreichen Schaulustigen kam Wehmut auf, als zuerst die morschen Äste und dann in jeweils fünf Meter langen Stücken der mächtige Stamm gefällt wurde. „Es musste sein“, sagte Grohs. Ein Gutachten habe schon vor Jahren dem Baum kaum noch eine Chance gegeben. Trotzdem habe man es noch mit ausreichender Düngung und Wässerung versucht, aber es habe nichts genutzt. Die Äste seien aufgeplatzt und abgestorben. Aus Gründen der Verkehrssicherung sei der unschöne Akt nun notwendig geworden.

Warum der Baum schließlich abgestorben ist, weiß Besitzer Grohs auch nicht. In der Sierra Nevada, ihrer kalifornischen Heimat, werden die „Sequonia Gigantea“ mehr als 2000 Jahre alt. Die dort heute stehenden haben sich also in der Zeit um Christi Geburt entwickelt. Es muss wohl am Klima gelegen haben“, vermutet Georg Grohs und verweist auf den verbliebenen Baum der gleichen Serie und Art vor der Kreisverwaltung. Aber auch der mache einen Eindruck, als habe er seine besten Jahre bereits hinter sich. Mit Wehmut betrachtete auch Manfred Reddig das Fällen des Baums. Direkt daneben stand früher das Peter-Joerres-Gymnasium. Bevor Reddig dort sein Abitur ablegte, hat er viele Jahre durch das Klassenfenster genau auf diesen Baum geschaut. „Er war ein Stück meiner Jugenderinnerungen“, berichtet er. Bevor der hölzerne Gigant endgültig verschwunden war, versuchte auch die zwölfjährige Sarah den gewaltigen Stamm noch einmal mit den Armen zu umfassen. Natürlich klappte das beim Umfang von 6,80 Metern nicht.

Mehr die praktische Seite des schönen dicken Stammes sah Dieter Jeub vom Hemmesser Bürgerverein. Er bat um eine Baumscheibe, um an der Hemmessener Hütte daraus einen schönen Tisch bauen zu können und damit an den Baum zu erinnern. Der Gedanke, das letzte, etwa fünf Meter hohe Stammstück stehen zu lassen und durch einen Kettensägekünstler zu einem Kunstobjekt gestalten zu lassen, war leider auch nicht umzusetzen. Das weiche und noch feuchte Holz wäre schnell vermodert. So wird das Holz erst einmal auf dem Hof der Firma Kahle gelagert. „Vielleicht mache ich einen Parkettfußboden daraus“, so Georg Grohs. Jochen Tarrach

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