In der jüngsten Verbandsgemeinderatssitzung entschied sich das Gremium entgegen der vorjährigen Entscheidung, sich wie schon die Verbandsgemeinde Brohltal doch dem Programm anzuschließen. Allerdings nicht wie zuvor der Leader-Förderregion Eifel, sondern der Region Rhein, zu der auch Hönningen, Unkel, Linz, Remagen und Sinzig gehören. Der Sinneswandel ist darin begründet, dass nach einer anfänglichen gewissen „Schlafmützigkeit“ nun doch die Möglichkeiten der Belebung im ländlichen Raum sowohl durch die Verwaltung als auch von Vereinen eher ins Bewusstsein gerückt ist und Fördergelder generiert werden konnten und können. Bereits gefördert wurde unter anderem die Umgestaltung des Friedhofs in Brohl mit rund 6500 Euro sowie diverse Kleinprojekte unterschiedlicher Vereine (die RZ berichtete). Insgesamt wurden laut Bürgermeister Marcel Caspers auf diesem Weg rund 34.000 Euro generiert.
Der Erste Beigeordnete Hans-Josef Marx (FWG) begrüßte das Vorgehen: „Nach großen Anlaufschwierigkeiten ist Leader bei den Leuten angekommen. Ich denke, dass der Dornröschenschlaf beendet ist und dies nun auch als Weckruf verstanden werden kann.“ Man solle nun die Gemeinden und Vereine motivieren und ermuntern, ihre Anträge im Rathaus zu stellen. Dabei bräuchte es aber auch eine Begleitung der Verwaltung.
Alle Fraktionen waren sich einig darin, dass in regelmäßigen Abständen aus dem Rathaus verlautbart werden soll, inwieweit sich das Leader-Programm entwickelt – vorausgesetzt, alle beteiligten Kommunen stimmen dafür, was als Signal noch vor der Sommerpause gegeben werden soll. Dirk Herminghaus (FDP) begrüßte vor allem die andere Zusammensetzung der Gemeinden, die sich thematisch und geografisch näher seien. Norbert Heidgen (CDU) befand die Gebietskulisse auch für attraktiv und rechnet damit, gemeindeübergreifend positive Signale setzen zu können. In erster Linie soll nun die Anschaffung eines Seniorenbusses für das Breisiger Ländchen über die letzte Förderperiode abgewickelt werden.
Ein sehr wichtiges Anliegen ist den Kommunalpolitikern die Schaffung eines lange gewünschten Radweges entlang des Vinxtbaches, der von Waldorf über Lützingen und Rheineck bis zur Mündung in den Rhein führen soll, aber auch Königsfeld und Schalkenbach anbindet. Waldorfs Ortsbürgermeister Dieter Felten hatte sich im Vorfeld im Gespräch mit Landtagsabgeordneten hierfür wie auch für den Ausbau der L 87 starkgemacht und war auf positive Resonanz gestoßen. Wie Norbert Heidgen betonte, ist der Vinxtbach von großer historischer Bedeutung, die auch im Zusammenhang mit den Bestrebungen Remagens, Teil des Unesco-Weltkulturerbes „Nasser Limes“ zu werden, zu sehen seien. Dies wäre auch von großer touristischer Bedeutung. Es könnten Schautafeln darauf hinweisen, dass es sich beim Vinxtbach um die historische Grenze zwischen Nieder- und Obergermanien handelt. Der Wasserlauf stellte die Grenze zwischen den Stämmen der Treverer und der Ubier beziehungsweise den römischen Provinzen Germania superior und inferior dar und später dann Grenze zwischen Kurköln und Kurtrier. Heute noch macht sich der Vinxtbach als Sprachgrenze zwischen rheinisch-ripuarischer und moselfränkischer Mundart bemerkbar und trennt auch die Postleitzahlbezirke 53 (Bonn) und 56 (Koblenz).
Einhellig folgte der Verbandsgemeinderat auch der Empfehlung des Haupt-, Finanz- und Wirtschaftsausschusses, eine Klimaschutzmanagerin einzustellen. Die befristete Stelle sollen sich je zur Hälfte die Verbandsgemeinden Bad Breisig und Brohltal teilen. „Gleich eine ganze Stelle wäre vielleicht besser, aber ich halte dies für einen geeigneten Einstieg nach der Förderzusage der Projektgruppe Jülich“, so Hans-Josef Marx.