Puppenspieler und Künstler war eine schillernde Persönlichkeit
Bad Bodendorf trauert um eine schillernde Persönlichkeit: Günther Lawrenz ist tot
Günther Lawrenz in seinem Atelier (Archivbild)
Judith Schumacher

Bad Bodendorf trauert um eine seiner schillerndsten Persönlichkeiten. Im Alter von 88 Jahren ist jetzt der vor allem als Künstler überregional und als Puppenspieler bekannte Günther Lawrenz gestorben.

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Günther Lawrenz war als faszinierender Märchenerzähler, Maler und Illustrator bekannt. Beim Kunstweihnachtsmarkt im ehemaligen Kurmittelhaus entführte er seine Zuschauer mit Unterstützung seiner Handpuppen Hund Flocki und Hase Möhre ins Reich der Fantasie. Mitglied war er im Heimat- und Bürgerverein und im Kunstkreis „Bad Bodendorf kreativ“.

Günther Lawrenz Leben war so bunt und vielfältig wie seine Werke. „Wenn ich male, werde ich selbst zu Farbe“, hatte Günther Lawrenz einmal gesagt. Die meisten seiner Bilder sind heute in Museen in Deutschland, England, Schweden, Italien und Indonesien zu finden.

Als Kind schon vom Puppentheater fasziniert

Seine Liebe zu Puppen entdeckte der 1935 in Hamburg geborene Lawrenz schon sehr früh. Da es zu Hause nicht so schön für ihn als Kind war, wie er einmal im Gespräch mit der Rhein-Zeitung erzählte, lief er öfter weg, meist zu einem Puppentheater. Im Alter von 14 riss er sich dann endlich ganz von der Familie los, indem er sich dem Zirkus Paula Busch anschloss, wo er als Requisiteur und Manegenclown arbeitete und später zum Zirkus Sarrasani wechselte. In den Wintermonaten studierte er Schauspiel, Gesang und Ballett.

Ausdruckstanz studierte er bei Yvonne Georgi, einer Schülerin der legendären Mary Wigman, Gesang bei Professor Walter Stegemann. Im Alter von 17 Jahren beschloss Günther Lawrenz, die Welt zu entdecken. Auf Bali in Indonesien blieb er mit seiner Puppenbühne sieben Jahre lang und begann dort, zu malen. Kein Wunder also, dass sein Stil von seinen fernöstlichen Reisen geprägt ist. In Indonesien begann Lawrenz, sein Schattentheater zu kreieren. Zwei Jahre lang arbeitete er daran und begeisterte seine Zuschauer mit von ihm umgeschriebenen deutschen Märchen. Doch allein davon konnte er nicht leben. Eines Tages traf er am Strand einen englischen Oberst, der ihm anbot, auf seiner Teeplantage zu arbeiten. Dort blieb er als „Mädchen für alles“ vier Jahre lang. Ein weiteres halbes Jahr arbeitete er auf einer anderen Teeplantage des Oberst auf Sri Lanka, bereiste den Himalaja und Tibet sowie Indien.

Holz- und Linolschnitt statt Kriegseinsatz

Als Lawrenz als 29-Jähriger wieder nach Deutschland kam, ereignete sich etwas Schicksalhaftes. Er stand etwas verloren am Düsseldorfer Bahnhof und traf auf seinen Oberst. Durch diesen kam er zur Civilgroup des englischen Militärs und wurde dem Haushalt des Oberst zugeteilt. Doch als sein Dienstherr in den Falkland-Krieg ziehen und er als sein Bursche hätte mitgehen müssen, lehnte der Künstler das ab. Stattdessen studierte er bei dem Grafiker und Zeichner Hannes Loos die Kunst des Radierens sowie Holz- und Linolschnitt. Das erste Rüstzeug für die Erschaffung seiner Marionetten bekam Lawrenz beim Hamburger Puppenspielverein unter Leitung von Max Jakob von Hohnstein, später erlernte er die Schnitzkunst bei Til de Kock.

Mit seiner Puppenbühne tourte Lawrenz durch ganz Deutschland, England und Frankreich. Lawrenz illustrierte zahlreiche Märchen- und Kinderbücher. Er schuf die Illustrationen für bekannte Märchen- und Kinderbücher, darunter „Till Eulenspiegel“ (Arena-Verlag 1974), „Pan Tau“ (Georg-Bitter-Verlag 1974) und „Kasperle ist wieder da“, (Herold-Verlag 1978). Die im Eugen Diederichs Verlag erschienen Bücher „Die Hexe von Patmos – Märchen von den griechischen Inseln“, „Balu und seine Gefährten“ (Südseemärchen) und „Das Feuerpferd“ wurden auch wegen Lawrenz Illustrationen mit dem Deutschen Jugendbuchpreis ausgezeichnet.

Seit 1989 in Bad Bodendorf

Im Jahr 1989 übersiedelte Günther Lawrenz vom Niederrhein mit Ehefrau Lotte in seine Wahlheimat Bad Bodendorf. Dort schrieb er als künstlerischer Leiter des Projektes „Mobile Jugendarbeit im ländlichen Raum“ Theaterstücke für Kinder wie „Die kleine Hexe“, „Momo“ oder „Der Regenbogenfisch“ um und schuf das Umwelttheaterstück „König Mülli“. Zuletzt hatte der Künstler sich der chinesischen Tuschemalerei gewidmet.

Die Beisetzung ist heute, Dienstag, um 14 Uhr im Bad Breisiger Friedwald Rheinruhe.

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