Vertreter des LBM geben sich nach mehr als einem Jahr der Planung überrascht von Wünschen aus Remagen
B9-Kreisel in Remagen: War alles nur ein Missverständnis?
Dunkle Wolken über der Kreuzung, an der viele Remagener lieber einen Kreisel sehen würden: Vertreter des Landesbetriebs Mobilität versetzten den Remagener Träumen vorerst einen Dämpfer. Foto: Christian Koniecki
Christian Koniecki

Remagen. Ein Verkehrskreisel auf der Bundesstraße 9 in Remagen: Diese Idee taucht auf der Wunschliste der Remagener Lokalpolitik seit vielen Jahren immer wieder auf. Damit soll einerseits der Verkehr auf der breit ausgebauten und schnurgeraden B 9-Piste eine wenig in Richtung der erlaubten 50 km/h eingebremst werden, anderseits soll das zu Stoßzeiten langwierige und gefährliche Einfädeln von der Bergstraße (L 79) aus vereinfacht werden. Seit mehr als einem Jahr nun hat die Stadt dieses Projekt mithilfe von Verkehrsplanern und Fachbüros vorbereitet. Allein – die Stadt Remagen ist gar nicht Herr des Verfahrens: Die Bundesstraße liegt im Verantwortungsbereich des Bundes, in Rheinland-Pfalz vertreten durch den Landesbetrieb Mobilität (LBM). Diese Behörde ist der zuständige Baulastträger, wie es im besten Beamtendeutsch heißt. Und dort sind die Wünsche aus Remagen offenbar ganz falsch angekommen, wie bei der Sitzung des Bau-, Verkehrs- und Umweltausschusses am Dienstag deutlich wurde. Ein Missverständnis?

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„Wir hören heute zum ersten Mal, dass man in Remagen offenbar einen Kreisverkehr bevorzugt“, erklärte Stefan Schmitt, stellvertretender Leiter des LBM Cochem-Koblenz den verdutzten Ausschussmitgliedern in der Video-Onlinesitzung. „Wir waren davon ausgegangen, dass die Stadt mit dieser Maßnahme in erster Linie mehr Parkraum auf dem benachbarten Park-and-Ride-Parkplatz schaffen wollte.“

Zuvor hatte Fachplaner Ralf Sebastian vom Büro Fischer Teamplan in Koblenz seine bereits im Auftrag der Stadt erarbeiteten Pläne zu einem Kreisel und möglichen Alternativen vorgestellt. Sein Ergebnis: Ein sogenannter vierarmiger Kreisel anstelle der heutigen Kreuzung würde aus verkehrstechnischer Sicht an dieser Stelle tatsächlich die höchste Leistungsfähigkeit bieten. Quasi als Abfallprodukt wäre auch eine Vergrößerung des benachbarten Parkplatzes um bis zu 52 Stellplätze möglich. Allerdings wäre aus baulichen Gründen an dieser Stelle nur ein Kreisel mit etwa 30 Metern Durchmesser realisierbar – was gerade noch am untersten Ende der LBM-Vorgaben für ein solches Verkehrsbauwerk auf einer Straße mit einer Auslastung von täglich etwa 18.000 Fahrzeugen liege.

Etwas weniger leistungsfähig, aber ebenfalls eine Verbesserung im Vergleich zur heutigen Situation, würde die Umgestaltung der Kreuzung mit einer sogenannten innen liegenden Linksabbiegerspur bieten. Diese Variante wurde erst kürzlich an den beiden benachbarten B 9-Einmündungen an der Nordeinfahrt nach Remagen und am Parkplatz zum Schnellrestaurant umgesetzt. Dabei erhalten die jeweiligen Linksabbieger auf die viel befahrende Bundesstraße eine eigene Einfädelspur in der Fahrbahnmitte. Somit müssen sie für das Abbiegen zunächst nur eine Lücke im B 9-Verkehr in einer Richtung abpassen, um auf die Bundesstraße zu gelangen. Eine solche Variante an der Kreuzung Bergstraße wäre mit weit weniger Aufwand und Kosten zu realisieren, so der Fachplaner. Wenn gewünscht, könnten bei dieser Version etwa 35 neue Stellplätze auf dem Parkplatz geschaffen werden. Allerdings merkte er auch an, dass die Verbesserung für Verkehrsteilnehmer, die zu Hauptverkehrszeiten aus der Bergstraße auf die B 9 in Richtung Oberwinter abbiegen wollen, gerade noch akzeptabel sei.

In der Aussprache wurde deutlich, dass der LBM von sich aus überhaupt keinen Handlungsbedarf sehe, da die Kreuzung kein Unfallschwerpunkt sei. Wenn überhaupt, favorisiere man die Variante mit dem „innen liegenden Linksabbieger“, da hierbei die Investitionen relativ überschaubar seien. Und überhaupt: Dass es den Remagenern um eine Geschwindigkeitsreduzierung des B 9-Verkehrs ginge und man auch aus diesem Grund einen Kreisel wolle, sei der Behörde vollkommen neu. Um das entscheiden zu können, brauche man von der Stadt zudem viel mehr Datenmaterial über den Verkehr an dieser Stelle und genauer ausgeführte Planungsunterlagen. Und Stefan Schmitt machte zwischen den Zeilen deutlich, dass die Chancen für einen Kreisel aus LBM-Sicht derzeit eher schlecht stünden.

Wie es zu dem Missverständnis zwischen Stadt und LBM kommen konnte, blieb in der Sitzung unklar. Die Ausschussmitglieder machten in ihren Wortmeldungen deutlich, dass es ihnen in erster Linie um die Verkehrssicherheit auf der B 9 gehe und eine bessere Abbiegemöglichkeit für den Verkehr aus der Bergstraße. Nun will die Stadt weitere Unterlagen für den LBM erstellen lassen, um dem Wunsch von einem Verkehrskreisel an dieser Stelle noch nicht ganz begraben zu müssen.

Von unserem Redakteur Christian Koniecki

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