Die Brücke an der Kölner Straße ist eine von vielen Nachfolgern einer ursprünglich aus der Römerzeit stammenden Flussquerung. Aktuell präsentiert das Heimatmuseum im Sinziger Schloss die Sonderausstellung „Nicht für die Ewigkeit – Brücken im Ahrtal“. Dort ist auch eine Karte des unteren Ahrtals von 1571 zu finden und die Zeichnung von Renier Roidkin von etwa 1720/30, die eine Steinbogenbrücke mit zwei Bögen zeigt.
Immer wieder wurden Brücken abgerissen oder durch Hochwasser zerstört
1750 wurde hier erneut eine Steinbrücke gebaut, die bereits 1763/1764 durch ein Hochwasser zerstört wurde. Auf einem Sinziger Gesellenbrief von etwa 1780 ist eine Steinbrücke mit drei Bögen abgebildet. 1794 wurde die Brücke durch österreichisches Militär auf dem Rückzug vor den französischen Revolutionstruppen abgerissen. Die Franzosen errichteten an gleicher Stelle eine neue Brücke, die aber am 21. Juli 1804 den Ahrfluten zum Opfer fiel. Diese Brücke war eine Balkenbrücke mit Steinpfeilern, deren Fundamente bei der Flutkatastrophe vom 14./15. Juli 2021 freigespült wurden.
Die Ahrbrücken von Sinzig waren auch Thema eines Vortrags des inzwischen verstorbenen Heimatforschers Karl-Friedrich Amendt. Darin heißt es, dass die ursprünglich aus der Römerzeit stammende Brücke vom Hochwasser im Juli 1804 so gründlich fortgespült wurde, dass nicht einmal mehr die gemauerten Pfeiler archäologisch nachweisbar sind. Bis dahin war es die einzige feste Brücke über die „wilde Ahr“, sie war also enorm wichtig. „Die über Jahrhunderte immer wieder reparierte Brücke stand nahe der Gemeindegrenze zu Bodendorf, etwa dort, wo sich der nun ebenfalls von der Flut fortgespülte Spessartsteg befand“, erläuterte Amendt damals.
Napoleon baute Brücke an ihrer heutigen Stelle
Einige der aus römischer Zeit und dem Mittelalter stammende Straßen und Wege, die zur fortgespülten Ahrbrücke führten, sind noch erhalten und werden weiterhin als Feldwege oder Fahrradwege genutzt. Sie sind exakt wiedergegeben in einer 1810 vom französischen Militärgeographen Oberst Jean Joseph Tranchot (1752-1815) erstmals erstellten maßstäblichen Karte des Rheinlandes. „Auf dieser Karte ähnelt der Flussverlauf dem Bild, das die Ahr unmittelbar nach dem Hochwasser von 2021 gab“, ist in dem Vortrag nachzulesen. Wohl nicht nur für das französische Militär sei es ein Ärgernis gewesen, immer den Umweg über Bodendorf zu nehmen, um von Remagen nach Sinzig zu kommen.
Nachdem die alte Ahrbrücke nicht mehr vorhanden war, nutzte Napoleon die Gunst der Stunde und ließ einige Hundert Meter weiter unten eine neue Brücke bauen, an der heutigen Stelle, wie es Amendt im Landeshauptarchiv Koblenz im Bestand 256 (Rhein-Mosel-Departement) in der Sachakte 9491 nachvollziehen konnte. Als Konsequenz des veränderten Brückenstandorts mussten zwei neue Straßen gebaut werden. Eine ist die heutige Kölner Straße, die andere ist die Bodendorfer Straße, die die uralte Straßenverbindung von Sinzig ins Ahrtal und nach Aachen wieder aufnimmt, wie in einer „Chronick der Stadt Sinzich an der ar“ aus dem Jahr 1819 festgehalten wurde.