Im Laufe der Zeit hat sich die Gasse stark verändert: Häuser wurden abgerissen und neu wieder aufgebaut. Gar nicht mehr da ist das Gasthaus „Zum Schwanen“ – es fiel dem Bau der B9 zum Opfer. Trotzdem markiert es den Anfang der fotografisch-historischen Reise, die Franz Gert Hammes für seine neueste Ausstellung im Breisiger Heimatmuseum die „Bierjass“ hinab zum Rheinufer unternimmt.
Bereits die vierte Ausstellung
Franz Gert Hammes ist in Bad Breisig groß geworden – eben in der „Bierjass“. Beruflich zog es ihn 1970 nach Süddeutschland – er blieb am Bodensee hängen. Einmal in Rente suchte er sich eine andere Beschäftigung. „Da hab‘ ich mich mit der alten Heimat beschäftigt“, erzählt er. Woher er seinen Spitznamen „Et Schimmelche“ hat, wird beim Blick auf eins der ausgestellten Fotos klar: Nicht nur als Kind war Hammes weißblond – ganz so wie ein Schimmel. Die Fotoausstellung über die Biergasse ist schon die vierte Ausstellung, die er zusammengestellt hat. Dabei ging Hammes straßenweise vor: Zuerst nahm er die Bachstraße in den Blick, dann die Koblenzer und die Zehner Straße. Im vergangenen Jahr nahm er sich für eine weitere Präsentation die internationalen Trachtenfeste vor, die zwischen 1959 du 1964 wahre Besuchermassen in die Quellenstadt gelockt hatten. Jetzt also die Biergasse. Und nächstes Jahr? „Das Rheinufer“, verrät Hammes.
Unzählige Fotos, Postkarten und alte Werbeanzeigen – aus Hammes‘ eigenem Fundus oder den Fotoalben der alten Breisiger, mit denen er gut vernetzt ist – gibt es an den Stellwänden im Heimatmuseum in der Biergasse 3 zu sehen. Als Basis für weitere Abbildungen dienten die Filme, die Walter Clemens, Sohn der langjährigen Apothekerin in der Biergasse, Auguste Clemens, gedreht hatte. Für weitere Beschreibungen und Anekdoten schöpfte Hammes zudem aus dem reichen Erfahrungs- und Erinnerungsschatz von Heimatforschern wie Adolf Zeitz und Walter Fabritius. Beim Recherchieren geholfen hat Günter Schmitz, selbst daheim in der Biergasse – seine Familie besitzt dort seit mindestens 1802 das Haus Nummer 8.
Wiedersehen mit vielen alten Bekannten
Schmitz hat versucht, die Namen aller Bewohner der Biergasse seit dem Jahr 1861 herauszubekommen – als Basis dienten die Ergebnisse einer Volkszählung, für die der damalige Bürgermeister von Haus zu Haus ging. Die Bewohner den Häusern zuzuordnen, ist heute eine Sache für sich. Grund: Früher gab es noch keine Hausnummern, wie wir sie heute kennen. Leichter ist die Identifizierung des Gewerbes in der „Bierjass“. Das Konfitürenhaus von Käte Schulte, der Frisörsalon Zeitz, das Meister-Modellhut-Atelier von Trude Jessen oder das Hotel-Restaurant Dinget, in dessen Hinterhof ein Kino war: Was die Fotos angeht, ist es ein Wiedersehen mit vielen alten Bekannten – Gebäuden wie Menschen.
Hinter jedem Haus steckt eine Geschichte. Und auch viele der Bewohner sind unvergessen. Originale wie „Bleidts Allah“ etwa, der in der prächtigen Uniform als Karnevalsprinz eine so gute Figur machte, „de Batschpitter“ und sein zahmes Wildschwein, „Schmidgens Jockey“ hoch zu Ross, das „Unikum“ Heinrich Meyer, Bäckermeister und Mitbegründer der Breisiger Kurbad GmbH, oder der letzte Schiffer auf dem Rhein, Josef Berzen. Auch der 1998 verstorbene Dirk Pollerberg, Komponist, Autor und Breisiger Original, ist in der Biergasse aufgewachsen. „De Bierjass wor et schönste Strößje op de Welt“, dichtete er einst.
Geöffnet ist die Ausstellung an allen Wochenenden der Monate April, Mai und Juni jeweils von 14 bis 18 Uhr sowie zusätzlich am Pfingstmontag und zur Museumsnacht am 13. Mai, dann sogar bis 21 Uhr.