Remagen – Die renommierte Drogenentzugsklinik Haus Hohenlinden in Remagen wird Ende Juli geschlossen. Als Grund führt der Träger und Hauseigentümer Deutscher Orden im oberbayerischen Weyarn den „Überhang an Drogentherapieplätzen in Rheinland-Pfalz“ an.
Dieser lasse eine weitere Belegung der Einrichtung nicht zu. Im Umkreis von nur rund 30 Kilometern unterhält der Orden zwei weitere Suchtkliniken: in Bonn und Bornheim. Darüber hinaus gibt es mittelbarer Nähe eine weitere in Ratingen.
Die zwölf Mitarbeiter der stationären Einrichtung in Remagen haben Ende Januar von der bevorstehenden Schließung erfahren. Für sie kommt das Aus überraschend. Offiziell wollte sich niemand äußern, auch nicht Einrichtungsleiterin Gerlinde Baban. Die Ärztin und Psychotherapeutin arbeitet seit 1990 im Haus Hohenlinden, seit 1993 als Leiterin. Sie sagt: „Für jegliche Auskünfte ist die Ordenszentrale zuständig.“
Aus Weyarn heißt es weiter: „Der zuständige Leistungsträger signalisierte, dass aufgrund des Überhangs an Drogenentwöhnungsplätzen eine bestandssichere Belegung nicht mehr gewährleistet werden kann.“ Die Mitarbeiter seien hierüber in einer Betriebsversammlung informiert worden. Die betriebsbedingten Kündigungen würden so sozialverträglich wie möglich vorgenommen.
Allerdings gibt es das Überangebot an Therapieplätzen bereits seit Ende der 90er-Jahre. Und das Haus Hohenlinden gilt seit Jahren als Vorzeigeeinrichtung, die in der Rehabilitationsbehandlung suchtkranker junger Männer immer wieder neue Trends erkannte: Etwa als die Einrichtung 2000 vornehmlich Russlanddeutsche aufnahm; als ab 2006 nur noch Cannabisabhängige therapiert wurden; als die süchtigen Jugendlichen 2007 in einem bundesweit einmaligen Pilotprojekt die Möglichkeit bekamen, ihren Hauptschulabschluss nachzuholen.
Zuletzt hat das Haus Hohenlinden ausschließlich Cannabissüchtige junge Männer im Alter ab 16 Jahren therapiert. Die Einrichtung ist auch dazu berechtigt, dass straffällig gewordene Jugendliche hier ihre Gefängnisstrafe durch eine Therapie ersetzen und teils verkürzen konnten. Ein Großteil der Patienten kam aus NRW.
Das Haus Hohenlinden hat sich besonders hervorgetan durch die Kooperation mit der Bundesagentur für Arbeit in Bad Neuenahr-Ahrweiler. Der zuständige Berufsberater kam seit mehr als 20 Jahren in die Einrichtung, um am Ort die jungen Patienten über ihre beruflichen Möglichkeiten zu informieren. Weiterhin bestand eine gute Zusammenarbeit mit diversen Firmen, die Praktikums- und Ausbildungsplätze zur Verfügung gestellt haben. Mit Schulen hat die Einrichtung regelmäßig Präventionsarbeit durchgeführt. Für die Remagener Kindergärten haben die Patienten des Hauses Hohenlinden Bänke und Klettergerüste gefertigt und Veranstaltungen im Rahmen eines Puppenspielprojektes angeboten. Die Benutzung der Sportstätten und die aktive Teilnahme der Patienten in Vereinen waren Bestandteil der Kooperation; ebenso die Beteiligung an gemeinnützigen Aktivitäten der Stadt und der Kirchen in Remagen. Dazu zählten auch die enge Unterstützung der Arztpraxen und des Krankenhauses.
Was der Orden als Eigentümer des Hauses Hohenlinden mit dem Gebäude künftig vorhat, lässt er in der Mitteilung offen. Da heißt es: „Es werden Möglichkeiten geprüft, mit anderen Kostenträgern eine Konzeption für das Haus Hohenlinden zu verwirklichen.“
Von unserem Redakteur Jan Lindner