Energie Plan widerspricht Kreisverwaltung zufolge den geltenden Zielen der Raumordnung
Aus für neue Windkraft im Brohltal?
Die Experten standen bei der Infoveranstaltung im Dezember 2017 in Oberdürenbach Rede und Antwort. Foto: Hans-Josef Schneider
Hans-Josef Schne

Brohltal. Kaum Chancen für Windkraftanlagen im Brohltal: Erst ist das Gemeinschaftsprojekt von Landesforsten und vier Ortsgemeinden im oberen Brohltal vor mehr als einem Jahr gescheitert (wir berichteten), jetzt kam das vorläufige Aus für drei geplante Windräder in den Gemarkungen von Dedenbach und Königsfeld.

Der Grund: Der Plan widerspricht den geltenden Zielen der Raumordnung. Das hat eine Prüfung der Kreisverwaltung ergeben. Damit hat ein Verfahren, das einige Jahre die Gemüter im Brohltal bewegte, sein vorläufiges Ende gefunden. Die Firma Brohltal Windpark GmbH & Co KG mit Sitz in Berlin war seit Sommer 2015 bemüht, die Anlagen errichten zu dürfen. Die Gemeinderäte von Dedenbach und Königsfeld gaben grünes Licht für die Verpachtung der erforderlichen Flächen. Als dies bekannt wurde, zeigten erste Infoveranstaltungen in Oberdürenbach und Königsfeld, dass viele Bürger mit diesem Vorhaben nicht einverstanden waren. Die Gemeinschaft Pro Umwelt gründete sich und tat ihre Bedenken mittels einer Resolution Behörden und politischen Institutionen kund.

„Wehret den Anfängen! Wenn mal drei Windräder stehen, dann kommen weitere dazu“: Ein Argument von vielen, das bei der Infoveranstaltung Ende Dezember 2017 in Oberdürenbach zu hören war. Mehr als Hundert interessierte Bürger waren gekommen, um sich in dem von der Ortsgemeinde und der Gemeinschaft Pro Umwelt initiierten Treffen darüber unterrichten zu lassen, warum und wie man sich gegen die geplanten Windkraftanlagen wehren kann. Mehrfach wurde dazu aufgefordert, von der Möglichkeit der direkten Demokratie Gebrauch zu machen und eine persönliche Stellungnahme zur Planungsabsicht abzugeben. Auch ein Ergebnis dieses Infoabends: Es reichten mehr als 130 Bürger ihre Stellungnahme ein.

In der jetzt erfolgten 220 Seiten starken Veröffentlichung des Ergebnisses der Prüfung, die unter www.brohltal.de eingesehen werden kann, nimmt allein die Darstellung dieser Einwände fast 100 Seiten in Anspruch, alle trotz der Emotionalität der Thematik sachlich, konstruktiv und mit einer Vielzahl von Argumenten gegen die Errichtung des Windparks. Laut Wolfgang Hurth (Oberdürenbach), dem Sprecher der Gemeinschaft pro Umwelt, betone die Kreisverwaltung in ihrer Entscheidung, dass für die Ablehnung ausschließlich die Unvereinbarkeit mit bestehenden gesetzlichen Vorgaben der Raumordnung und des Baugesetzbuches maßgebend gewesen seien. Vor allem die Ruine Olbrück würde bei Realisierung der geplanten Windanlagen optisch stark beeinträchtigt. „Es kam aber auch eine Vielzahl anderer Aspekte zum Tragen, die jedoch nicht in dieses Verfahren eingeflossen sind, da es hier einzig und allein um die Raumordnung ging – und damit Sachverhalte wie Schall, Immission, Arten- und Naturschutz keine Berücksichtigung finden konnten. Die Argumente sind aber nicht verloren, sie sind durch die Aufnahme in den Ergebnisbericht weiterhin Bestandteil des Verfahrens und werden bei einem eventuellen weiteren Schritt ihre Bedeutung haben“, so Hurth.

Laut Kreisverwaltung seien weitere Grundsätze des Regionalen Raumordnungsplans gefährdet, und es gelte, diese in die weitere Betrachtung einzubeziehen. So müssten die Belange es Erholungswerts und des Tourismus besondere Beachtung finden, der Erlebniswert der naturnahen Landschaft müsse erhalten bleiben, und auch eine Pufferzone von fünf Kilometern zu einer historischen Kulturlandschaft müsse eingehalten werden. Schon in der Analysedarstellung wurde auf vielfältige Mängel der vorgelegten Unterlagen hingewiesen: Die genauen Standorte stimmten nicht mit den Gutachten überein, das Grundstück, auf dem das dritte Windrad errichtet werden sollte, stehe nicht zur Verfügung des Antragstellers, und nach Baugesetzbuch könne keinesfalls erlaubt werden, nur zwei Anlagen zu errichten. Ebenso wurde deutlich gemacht, dass das Gutachten zur Sichtbild/Sichtachsendarstellung den Ansprüchen an ein Fachgutachten nicht gerecht werde. Wolfgang Hurth abschließend: „Wir haben uns vor über drei Jahren zusammengeschlossen, um die Errichtung dieser Anlagen zu verhindern. Von Anfang an haben wir auf jene Belange hingewiesen, die auch für die Kreisverwaltung maßgeblich bei ihrer Entscheidung waren. Bedanken möchten wir uns bei den Bürgern, die aktiv geworden sind und von ihren Rechten Gebrauch gemacht und sich mit Stellungnahmen in das Verfahren eingeschaltet haben. Wir hoffen, dass die Entscheidung inhaltlich soviel zu denken gibt, dass die Firma Brohltal Windpark von weiteren Schritten absieht.“

Von unserem Mitarbeiter Hans-Josef Schneider

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