Die studierte Grafik- und Kommunikationsdesignerin und freischaffende Illustratorin erzählt auf 32 detaillierten Bildtafeln die dramatische Geschichte einer Überflutung und deren Folgen. Dabei zeigt sie auch, was getan wird, um besser für Starkwetterereignisse gerüstet zu sein. Sie bewirbt ihr Werk als „Bilderbuch von Flut, But und Wiedergut“.
Kinder finden es schnell heraus, wenn etwas nicht stimmig ist.“
Bille Weidenbach
Regen ohne Unterlass, vollgelaufene Keller, Menschen, die sich auf die Dächer flüchten – das alles wird in diesem Wimmelbuch wieder präsent. Es ist die Möglichkeit, das Geschehen in einer Stadt, in der über Nacht alles anders wurde, aus verschiedenen Perspektiven erzählen zu können, die Bille Weidenbach fasziniert. „Ich habe mir überlegt, wie man das bildlich festalten kann, was mir erzählt wurde, was ich gesehen und erlebt habe“, erklärt Weidenbach, warum sie dieses Projekt gestartet hat.
In der Ahrweiler Eifelstraße waren sie und ihre Familie zwar nicht so stark betroffen von der Flut, doch sie war nah dran am Schicksal der anderen, war auch als Helferin unterwegs. Vor einem Jahr hat sie das Manuskript für das Wimmelbuch an den Klett Kinderbuchverlag geschickt. „Ein Wimmelbuch ist die Königsdisziplin für Illustratoren. Man muss sehr konzentriert sein, und es nimmt einen lange in Beschlag“, erklärt Weidenbach. Man dürfe beispielsweise keine Doppelgänger produzieren. „Kinder finden es schnell heraus, wenn etwas nicht stimmig ist.“
Jede Figur hat eine Funktion
„Es musste ein Wimmelbuch sein, weil man so darstellen kann, dass vieles gleichzeitig passiert“, so die Illustratorin. „Alle Figuren finden sich auf allen Seiten wieder, und jeder hat irgendeine Funktion.“
Der Schauplatz ist ein fiktiver Ort und Bad Neuenahr-Ahrweiler als Stadt nicht zu erkennen. Es könnte, und das zeigen die Nachrichten der vergangenen Wochen, ja auch überall so sein, dass in einem idyllischen Städtchen am Fluss plötzlich der Ausnahmezustand herrscht.
Am Anfang ist auch im Wimmelbuch noch alles in Ordnung. Die Sonne scheint. Und dann regnet es, hört überhaupt nicht mehr auf. Wenig später tritt der Fluss über die Ufer, und die Menschen müssen sich in höher gelegene Ortsteile retten oder auf die Dächer. In der Nacht fällt auch noch der Strom aus.
Das Buch soll keine Angst machen.“
Bille Weidenbach zum Fingerspitzengefühl bei der Aufarbeitung der Flut
Autos schwimmen in der braunen Brühe. Feuerwehr und Rettungskräfte sind pausenlos im Einsatz. „Es gibt auch Dinge, die ich nicht zeige – keine menschlichen Leichen“, so Weidenbach. „Das Buch soll keine Angst machen.“ Als das Wasser langsam abfließt, wird das Ausmaß der Schäden sichtbar. Und sofort kommt Hilfe. Viele Menschen in Gummistiefeln, darunter auch ein Muslim, der zu den Protagonisten im Buch gehört, packen mit an. Die ersten Dankplakate tauchen auf. Im Zoomformat werden auch immer wieder das Haus einer Familie und das Geschehen dort porträtiert. Am Ende gibt es ein großes Helferfest.
Ein Jahr später hat sich die Kulisse im Gegensatz zu vorher sehr verändert. Sie schildert das Umdenken: Auf dem Berghügel drehen sich die Räder von Windkraftanlagen, die Dächer haben Solarmodule, an den Häusern sind Wärmepumpen zu sehen, und die Stadt hat mehr Grün. Es gibt in der umgebenden Landschaft mehr Bäume, die Wasser speichern können, und wer nah am Fluss wohnte, ist auf die Höhenlagen umgezogen.
Klimawandel im Blickpunkt
Und so ist das Wimmelbuch auch eines mit Botschaften zum Klimawandel – mit einem Vorwort des Meteorlogen Sven Plöger.Das Wimmelbuch erscheint im August im Klett Kinderbuchverlang Leipzig in einer Auflage von 4000 bis 5000 Exemplaren.