25 000 Liter Wein verloren - Herbert Linden bleibt zuversichtlich
Aufgeben ist keine Option: Winzerhäuschen am Ehlinger Berg öffnet wieder
Alles verschlammt, in Minuten 25.000 Liter besten Weines verloren. Winzer Herbert Linden steht auch mehr als drei Wochen nach der großen Flutwelle noch die Erschütterung im Gesicht geschrieben.
Jochen Tarrach

Ehlingen. Den Menschen ein kleines Zeichen der Hoffnung und Zuversicht geben möchte Winzer Herbert Linden aus Heimersheim. Obwohl er nahezu seinen gesamten Weinbestand durch die Flutwelle verloren hat, möchte er doch am Samstag ab 14 Uhr und am Sonntag ab 11 Uhr sein beliebtes Winzerhäuschen am Ehlinger Berg für Entspannung suchende Mitbürger mit einem Grillfest öffnen.

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„Wir leben noch, und das wollen wir dankbar feiern“, so Herbert Linden und Ehefrau Aloisia, die gemeinsam mit Julia und Frederik Stark das 1830 gegründete, für exzellente Rot- und Weißweine bekannte Weingut Stark & Linden bereits in der fünften Winzer-Generation führen. Die letzten Flaschen ihres Weingutes möchten sie nun gemeinsam mit ihren Gästen genießen.

Allerdings stehen nur noch ganz wenige Flaschen zur Verfügung. So hat sich das Weingut Bloser vom Mittelrhein bereit erklärt, für genügend zusätzliche kühle Tropfen zu sorgen. „Ich möchte damit ein Zeichen setzen, dass es trotz der schwierigen Lage auch bei uns irgendwie weiter geht“, so Herbert Linden, obwohl er Entspannung und Zuversicht im Augenblick jede Menge selbst benötigt.

Seine ganze Hoffnung gründet sich auf die Reben, die derzeit in seinen Weinbergen heranwachsen und hoffentlich einen besonders guten Jahrgang ergeben. „Aufgeben kommt für uns nicht in Frage“, so Linden, der das Weingut vor Jahren von den Eltern übernommen hat. In der Vergangenheit haben sich stets viele Gäste im rustikalen Winzerhäuschen am Ehlinger Berg zwischen den Weinbergen mit einzigartigem Blick auf das romantische Ahrtal eingefunden, um zu genießen und für einige Stunden den Alltag zu vergessen. „Sie trinken den Wein, der Sie schon als Rebe umgibt“, so heißt es in einem Prospekt.

Es war bisher mehr als nur ein Geheimtipp und soll es durch viel Fleiß auch bleiben. So ist es auch in den Sommer- und Herbstmonaten regelmäßig am Freitag, Samstag und Sonntag wieder geöffnet. Ruhe und Entspannung zu finden, genau das ist für viele Menschen im Augenblick angesichts der unglaublichen Lage im Ahrtal besonders notwendig, ist sich Herbert Linden sicher, obwohl zahlreiche Ahrtaler derzeit die Region aus Wohnungsnot weiträumig verlassen haben.

Groß war die Verzweiflung, als die Flut in der Nacht zum 15. Juli seinen gesamten Weinkeller und auch die oberirdischen Gebäude überspülte. Insgesamt 25.000 Liter besten Weines in Fässern und Flaschen waren innerhalb von Minuten verloren, Maschinen und Gerätschaften mit Schlamm überdeckt. Obwohl die braune Brühe inzwischen abgepumpt worden ist, sieht es noch wüst aus und man kann sich durchaus vorstellen, wie viel Liebe und Enthusiasmus notwendig ist, hier wieder einen mustergültigen Weinkeller zu installieren. Überall stehen noch in Gebinden die verschlammten Flaschen. Da sie überwiegend mit Naturkorken verschlossen sind, können auch sie nicht mehr ausgeschenkt werden. Eine Versicherung kann zwar den materiellen Schaden abdecken, aber der edle Wein ist unwiederbringlich verloren.

Die Solidarität unter den Winzern ermöglicht es trotzdem, dass das Winzerhäuschen am Ehlinger Berg wieder seine Pforten öffnen kann.

Von unserem Mitarbeiter Jochen Tarrach

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