Gegen Mittag treffen in Ahrbrück einige Radfahrer ein. Sie haben die Strecke von Blankenheim aus schon hinter sich. „Wie kommen wir jetzt wieder nach Köln?“, fragt ein älterer Mann am Stand des ADFC (Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club). Es gebe einen Radbus nach Rheinbach, hört er. Da will er nicht hin. Er hat am Morgen den Zug nach Kall genommen und ist von da nach Blankenheim gelangt. Mit dem Rad „bergauf“ zurück zu seinem Startpunkt will er auch nicht. „Ab Walporzheim geht doch ein Zug“, sagt er.
Warnungen fruchten nicht
Gerd Engel vom ADFC rät ihm eindringlich davon ab, bis dahin über die Baustraße durchs Tal zu fahren. „Das ist lebensgefährlich“, sagt er. „Wir probieren es trotzdem“, sagt der Radler und ist weg. Engel weiß, dass die Warnungen wenig fruchten. Und wer in der Region wohnt, wundert sich schon lange über den Leichtsinn der Radtouristen.
Dabei sind die Angaben auf der Ahrteilseite im Internet unmissverständlich: „Für die Strecke zwischen Altenahr und Walporzheim kann momentan keine sichere Route durch das Ahrtal empfohlen werden. Dieser massiv zerstörte Teilabschnitt wird aufgrund der intensiven Bauarbeiten im Tal für den Radverkehr in den nächsten Jahren nicht geeignet sein. Ein Ausweichen auf die Bundesstraße 267 wird aufgrund der hohen Verkehrsbelastung für Radfahrer nicht empfohlen. Es ist nicht möglich, Fahrräder im Schienenersatzverkehr im Tal mitzunehmen.“
Eigentlich sollte ein Höhenweg als Ersatzstrecke geschaffen werden. Der Plan ließ sich nicht umsetzen. Trotz intensiver Bemühungen des LBM, der Gemeinde Grafschaft und der Verbandsgemeinde Altenahr könne die 17 Kilometer lange Strecke nicht offiziell ausgewiesen werden, hatte Stefan Schmitt, Leiter des Wiederaufbaubüros des Landesbetriebs Mobilität (LBM) im März mitgeteilt. Der Radweg Mittelahr, der spektakulärste Abschnitt mit seiner „wildromantischen Felsenwelt“ (Ahrtaltourismus) werde wohl erst 2026 wieder eröffnet. Das hat sich aber noch nicht herumgesprochen. Oder wird schlichtweg ignoriert.
Zwischen Blankenheim und Ahrbrück allerdings wird im Rahmen der Tour de Ahrtal einiges geboten. Kaffee, Kuchen, Kaltgetränke, Räucherlachs und Gegrilltes, Kinderschminken, Hüpfburg, Torwandschießen und Livemusik. Am Stand des ADFC können sich die Freizeitsportler sogar Bikes codieren lassen und sie damit vor Diebstahl schützen. Hier bekommen die Teilnehmer der Tour auch ihren Stempel auf die Startkarte. Damit können sie an einem Gewinnspiel teilnehmen. „Dafür, dass hier ein Startpunkt ist, finde ich das Angebot ziemlich bescheiden“, wundert sich Manfred Esch aus Schleiden.
Ahrbrücker Möhnen helfen mit
Neben dem ADFC gibt es zum Glück noch das Büdchen der Ahrbrücker Möhnen. Die bieten Kaffee, Käse-Himbeer-Torte, Kirschstreusel, Bienenstich und heiße Würstchen an. Manfred Esch und seine Frau sind nach der Segnung der Fahrräder mit dem E-Bike gemütlich nach Ahrbrück gerollt, haben etliche Pausen eingelegt und fahren später wieder zurück Richtung Blankenheim. Sie lieben es, mit den E-Bikes durch schöne Landschaften zu cruisen. 1600 Kilometer haben sie im vergangenen Jahr geschafft. Aber die Tour de Ahrtal ist ihre bisher längste Tour an einem Stück.
Ein Ehepaar aus Kirchheim nahe der Steinbach-Talsperre holt sich Kuchen. Und dann gleich noch eine Wurst. Die beiden müssen sich stärken. Sie hatten geglaubt, es gebe einen Shuttle zurück nach Blankenheim. Da steht ihr Auto.
Der Mann meint, die Angaben im Internet seien nicht eindeutig. Er ist nicht besonders glücklich darüber, mit dem Trekkingrad bergan zurücktrampeln zu müssen. Allerdings steht im Prospekt der Tour de Ahrtal: „Entlang der Strecke wird kein Bustransfer angeboten.“
Strecke schlecht ausgeschildert?
Das Ehepaar berichtet auch, die Strecke sei teilweise schlecht ausgeschildert. Aber trotzdem sei die Tour angenehm gewesen. Bis jetzt.
Ein junges Paar stoppt vor dem Stand des ADFC. „Ist hier etwa schon Schluss?“, fragt der Mann. Und Gerd Engel vom ADFC erklärt wieder einmal, warum eine Weiterfahrt Richtung Weindörfer so gefährlich ist. Und wieder einmal gehen seine Warnungen ins Leere.