60 freiwillige Helfer im Einsatz - Brückenpfahl aus den 1960er-Jahren gefunden
Auen an der Ahr vom Müll der Flut befreit
Co-Organisatorin Melanie Baumgarten und Heimatforscher Andreas Schmickler mit einem Fichtenbrückenpfahl aus den 1960er-Jahren.
Sandr Fischer

Remagen/Kripp. Fernsehsessel, Kindertraktor, Schaukasten, Schuhe, Elektroteile, ein Klappstuhl und Hunderte von Flaschen und -deckeln: Insgesamt 15 Big Bags voller Müll und Hausrat plus eine ganze Transporterladung voller Leergut und Getränkekisten sind die reiche Ausbeute einer Aufräumaktion auf der Kripper Seite des Mündungsgebiets Ahr. Rund 60 Freiwillige hatten sich eingefunden, um das sensible Naturschutzgebiet von den angeschwemmten Zeugen der Flutkatastrophe zu befreien – darunter Helfer aus Berlin, Stuttgart, Luxemburg und sogar Austauschstudenten aus Australien, Aserbaidschan, Albanien und Italien vom RheinAhr Campus Remagen sowie Mitglieder der Kölner Rhein-Aufräum-Kommando-Einheit (K.R.A.K.E) und von Rhine Cleanup. Organisiert wurde das Ganze zum wiederholten Mal von Lars Boes und Melanie Baumgarten.

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Neben Hausrat und Müll gab es auch interessante Funde, wie einen Brückenpfahl, den Heimatforscher Andreas Schmickler an den Christinen- oder Spessartsteg verortet. „Der Pfosten ist aus Fichte, nicht Eiche und das Eisen des Pfahlschuhs ist nicht geschmiedet, daran kann man erkennen, dass er neueren Datums ist, ich denke mal aus den 1960er-Jahren.“

An diesem Fund könne man die ungeheure Kraft der Flutwelle erkennen, die den Pfahl aus seinem rund zwei Meter tiefen Kiesbett gerissen und einen knappen Kilometer weit transportiert habe, so Schmickler und berichtet, dass weitere dieser Pfähle bereits in der Ausstellung „Nicht für die Ewigkeit – Brücken im Ahrtal“ im Heimatmuseum im Sinziger Schloss zu sehen sind.

Doch nicht nur zu Land waren die freiwilligen Helfer aktiv, sondern auch zu Wasser. So transportieren Michael Jenal, Flussbeauftragter von Ahr Clean-up, und Domenic Prinz, beide Mitglieder der Plitterdorfer Kanu-Freunde, den in den Auen gesammelten Unrat naturschonend über die Ahr ab. „Bei der Vorbesichtigung vor zwei Wochen habe ich schon ein volles Ölfass gefunden und Farbeimer. Und was ich ganz erschreckend fand: Ein Stück Styropor, wo man deutlich erkennen konnte, dass Vögel dran gepickt hatten, entweder als Nahrung oder Nistmaterial. Das ist doch eine Katastrophe, dass wir den Tieren die Natur so hinterlassen. Deshalb muss das alles weg“, beschreibt Jenal seine Motivation und steuert das voll beladene Kanu fachmännisch Richtung Müllsammelstelle.Sandra Fischer

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