Für ihre Analysen hat die gesetzliche Krankenkasse die Arbeitsunfähigkeitsmeldungen der bei ihr versicherten Erwerbspersonen aus Rheinland-Pfalz anonymisiert ausgewertet. Der Krankenstand im Kreis Ahrweiler lag demnach bei 6 Prozent (Landesdurchschnitt: 6,3 Prozent, Bundesdurchschnitt: 6,2 Prozent), informiert die Krankenkasse in einer Pressemitteilung. „Das bedeutet, dass an einem durchschnittlichen Kalendertag von 1000 Beschäftigten 60 arbeitsunfähig gemeldet waren“, erläutert Roland Geisbüsch, Regionalgeschäftsführer der Barmer.
22 gemeldete Arbeitsunfähigkeitstage
Auf Beschäftigte mit Wohnsitz im Kreis Ahrweiler entfielen rechnerisch 22 gemeldete Arbeitsunfähigkeitstage (Land: 22,9 Tage, Bund: 22,7 Tage). Jede Erwerbsperson in dem Landkreis meldete sich im Durchschnitt 1,8-mal arbeitsunfähig (Land und Bund: 1,9). Geisbüsch sagt: „Hauptursache für die Krankschreibungen im Landkreis Ahrweiler waren psychische Erkrankungen wie zum Beispiel Depressionen. In keinem der 36 rheinland-pfälzischen Landkreise und kreisfreien Städte wurden mehr Arbeitsunfähigkeitstage wegen seelischer Leiden gezählt.“ Im Vergleich der 403 Landkreise und kreisfreien Städte in Deutschland nimmt der Landkreis Ahrweiler Platz fünf bei den psychischen Leiden ein.
Psyche löst Krise aus
Psychische Erkrankungen verursachten bei jedem Beschäftigten aus dem Kreis 5,7 Tage von Arbeitsunfähigkeit. Es folgen Atemwegserkrankungen wie zum Beispiel Husten und Schnupfen (4,4 Tage), Muskel-Skelett-Erkrankungen wie etwa Rückenschmerzen (3,6 Tage) und Verletzungen wie Bänderrisse oder Verstauchungen (1,9 Tage). Probleme mit dem Muskel-Skelett-System, psychische Leiden, Atemwegserkrankungen und Verletzungen waren die vier häufigsten Ursachen für Krankmeldungen im Landkreis Ahrweiler.
Nachdem die Kontaktsperren aufgehoben waren: Atemwegsinfekte begünstigt
„Im Frühjahr 2021 ist die typische Grippe- und Erkältungswelle ausgeblieben. Dann haben sich nach der Corona-Pandemie die Kontakte zwischen den Menschen normalisiert, was Atemwegsinfekte begünstigt hat“, erklärt Geisbüsch. Die in der Pandemie sinnvolle Entlastung der Arztpraxen durch die telefonische Krankschreibung habe dagegen nur geringen Einfluss auf die Fehlzeiten gehabt, denn sie sei auch schon im Jahr 2021 möglich gewesen.
Betriebe müssen sich der Realität stellen
„Durch die demographische Entwicklung der Erwerbsbevölkerung und den Fachkräftemangel ist in den Unternehmen ein aktiver Umgang mit seelischen Erkrankungen unumgänglich. So führt zum Beispiel mangelnde Zusammengehörigkeit im Team nachweislich zu einer deutlichen Zunahme depressiver Verstimmungen“, sagt Geisbüsch. Vor diesem Hintergrund fiele dem betrieblichen Gesundheitsmanagement eine wichtige Funktion bei der Vorbeugung psychischer Erkrankungen zu. red