Sie hat in der Flutnacht ihr Zuhause verloren. „Wir wussten nicht, wohin“, sagt sie. Hier auf dem Campingplatz hat sie eine Bleibe gefunden – so wie auch andere von der Flut Betroffene. Der Campingplatz liegt weit weg von der Ahr mitten in der Natur zwischen den Bergen Etzhard und Ümerich, und er ist nach der Katastrophe nicht nur ein Zufluchtsort geworden, sondern auch ein Campus für Helfer.
Das Areal, das die Gemeinde als Baugebiet der Zukunft im Auge hat, bietet momentan eine Infrastruktur für einen bescheidenen, halbwegs normalen Alltag. Doch auch hier waren Schäden durch einen Bach entstanden. Sämtliche der festen Gebäude standen 50 Zentimeter unter Wasser. Die Stellplätze selbst waren bis auf die Wege kaum betroffen, sodass Betroffene und ehrenamtliche Helfer in Wohnwagen, Wohnmobilen und mobilen Heimen unterkommen können. „Er ist in Mayschoß, außer ein paar Ferienwohnungen, die nicht vom Hochwasser betroffen waren, auch die einzige Möglichkeit, derzeit in Mayschoß zu übernachten. Hiervon machen neben Helfern auch Firmen, Unternehmen und Sachverständige reichlich Gebrauch“, berichtet Andreas Damian aus Mayschoß, der sich für den Campingplatz einsetzt.
„Hier ist zum Beispiel das Zelt, in dem die Leute der Firma Westnetz ihr Quartier haben“, erklärt Platzwart Guido Kurzbach bei Rundgang über den Platz, der von Helga Dettmann betrieben wird. Auch der wohnliche Bauwagen einer Architektin, die den Wiederaufbau des Bahnhofs in Mayschoß begleitet, hat hier einen Platz gefunden. Hier zu übernachten sei für viele Handwerker praktischer, als lange Anfahrtswege in Kauf zu nehmen, so Kurzbach. Ehrenamtliche Helfer dürfen hier umsonst übernachten. „Viele revanchieren sich mit einer Spende“, so Kurzbach. Er kümmert sich darum, dass alles wieder in Ordnung kommt. Im Büro laufen die Bautrockner. Neue Trockner und Waschmaschinen waren zu organisieren, auch eine neue Küche. Auf die Helfer, die aus ganz Deutschland anreisen, sei Verlass. Neulich war eine Friseurin darunter, die die Campingklause kurzerhand zum Frisiersalon umfunktioniert und Flutopfern die Haare gemacht hat. Die Einkünfte fehlten dem Campingplatz natürlich. 90 Prozent der Buchungen seien storniert worden. Doch 10 Prozent der erwarteten Gäste seien dann doch gekommen – um anzupacken und nicht, um sich die Sonne auf den Bauch scheinen zu lassen. „Sie wollen keine Katastrophentouristen sein. Ich kann sie verstehen“, so Kurzbach. An der Bundesstraße begrüßt man diese Spezies mit galligem Humor: „Willkommen im Zoo. Ein Foto von Flutopfern kostet 10 Euro“. Es wäre aber schön, wenn langsam wieder Touristen kommen, findet Kurzbach. Christel und Manfred Mertens aus Viersen haben ihren Sommeraufenthalt auf dem angestammten Platz nach der Flutkatastrophe jedenfalls nur kurz unterbrochen. Sie verbringen seit 1977 die Sommersaison hier, und sie wünschen sich, dass das auch so bleibt. bea